laut.de-Kritik
Pop-Experimente mit gesunder Lebensphilosophie.
Review von Jasmin LützDen Wahl-Berliner und Songschreiber Ijen Martin kennt der ein oder andere vielleicht schon unter seinen Pseudonymen Bla Bla Hitschi, Wonderboy In Monsterland oder Ghost. In Insider-Kreisen ist der gebürtige Oberfranke als abwechslungsreicher Soundtüfter beliebt, der 2004 mit seiner EP "Ballyhoo Dragoncat" ein Zeichen gegen das Rauchen setzte.
Der gleichnamige Song war zudem Lieferant für einen Nichtraucher-Spot der deutschen Krebshilfe. Nach Rock'n'Roll hört sich das weniger an, eher nach guter Seele und gesunder Lebensphilosophie. Fast vier Jahre später steht nun endlich sein Debüt "Earth Is Fun" in den Regalen.
"Sleep The News" eröffnet die schwer zu beschreibende Sound-Ästhetik mit allerlei Tönen, Klicks und Klängen. Da erklingt das Glockenspiel mit Keyboard-Rotz, Synthie-Wahn und Beat-Harmonien. "What It's For" lässt dann die Tanzkatze aus dem Sack. Hier klatscht man zum Happy-Takt und erträgt fröhlich die schrägen Streicher im Hintergrund.
Ebenso schwungvoll und mit positivem Hippie-Folk-Arrangement ertönt "Sell What You Love The Most" an der akustischen Gitarre. Ijens Gesang passt sich den sehr eingängigen Stücken harmonisch an und lässt sie zu klangvollen Popmelodien mutieren. Dabei ist besonders die ungleiche Instrumentarisierung bemerkenswert. Zu Akkordeon-Einsätzen und Xylophon-Klängen gesellt sich auf diesem Pop-Feuerwerk auch Banjo-Gezupfe ("Luck Is A Lady") und Martins selbst erlerntes Klavierspiel hinzu (mit voller Inbrunst in "Gabble And Coo").
Und selbstverständlich darf bei einem so talentierten und Genre-offenen Künstler der Rock nicht zu kurz kommen. Mit E-Gitarre bläst uns "A Car To Live In" in die sonst so ruhige Wohlfühl-Ecke. Ijen Martin mag elektronische Experimente, wobei der Begriff Soundtüfter ja meist eher abtötend wirkt. "Earth Is Fun" bietet jedoch keinerlei verkopfte Synthetik, sondern durchweg leichte Pop-Naivität mit fröhlichem Singalong und liebevollen Balladen. "I'm feeling happy today".
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