laut.de-Kritik
Im Stechschritt zum 25-jährigen Bandjubiläum.
Review von Daniel StraubDie Sheffielder Band feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Für andere Gruppen ist das zumeist ein willkommener Anlass mit einem luxeriös verpackten Best-Of-Release auf das Erreichte zurückzublicken. Nicht so die Zwillinge Nigel und Klive Humberstone. Sie feiern ihr Jubiläum mit dem neuen Album "Era". Das freilich greift mit seinen dramatischen Arrangements und den cineastischen Sounds auf typische In The Nursery-Elemente zurück.
Diese bestehen seit Beginn der Karriere und haben In The Nursery in der damals gerade angesagten Industrial-Szene ihr Zuhause finden lassen. Military Drums und bedrohliche Synthesizer-Klänge haben ein Übriges getan, dass In The Nursery bald in einem Atemzug mit Current 93, Lustmord, Nocturnal Emissions und ähnlichen Bands genannt wurden. Dennoch hat das Duo stets einen eigenen Weg verfolgt und tut dies bis heute.
So hat die Band es keineswegs versäumt, ihren charakteristischen Sound wo nötig zu ändern und der Zeit anzupassen. Auf "Era" bekommen die Songs deshalb zum Teil eine Stimme verpasst. Damit wird fortgeführt, was 2003 mit dem Album "Praxis" seinen Anfang genommen hat. Die Stimme von "Era" heißt Sarah Jay Hawley und dürfte eingefleischten Fans von ihrer Arbeit mit Massive Attack ein Begriff sein, wo sie mit ihrer klaren Stimme u.a. auf "Mezzanine" zu hören ist.
Bei In The Nursery hat sie freilich gegen einen Soundwall aus Streichern, Drums und Synthies anzukämpfen, der oftmals droht, Hawleys Vocals zuzudecken. Die Stimme wird einfach wie eine weitere Instrumentalspur behandelt. Hier wäre es Aufgabe der Abmischung gewesen, Hawley eine größere Eigenständigkeit einzuräumen und den Tracks so zu mehr Charakter zu verhelfen. Diese Gelegenheit wurde versäumt.
Deshalb bleibt am Ende ein zwiespältiges Urteil. Einerseits haben sie versucht, ihren Soundkosmos zu erweitern, sich vorsichtig weiterzuentwickeln. Andererseits scheint dieses Unterfangen vor allen Dingen von Halbherzigkeit getragen zu sein. Deshalb bleibt "Era" als ein gutes In The Nursery-Album in Erinnerung. Zum 25-jährigen Bandjubiläum hätte es aber durchaus ein bisschen mehr sein dürfen.
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