laut.de-Kritik

Volle Gitarrenpackung mit RATM-Bässen.

Review von

Länger als bisher haben sich Incubus für ihr neues Album Zeit gelassen. Doch schon die ersten Takte des Openers "Megalomaniac" zeigen, dass sich das Warten gelohnt hat. Der Song mit dem kontroversen Video, das in eine ähnliche Richtung geht, wie ehemals eine Äußerung von Herta Däubler-Gmelin, macht einerseits klar, dass der Fünfer aus Kalifornien wieder eine Spur lauter daher kommt. Andererseits ist er ein gutes Beispiel für das hohe songschreiberische Level, auf dem Incubus sich bewegen.

Ein Großteil der alternativen Rockszene bekommt hier vorgeführt, wie Spannungsbögen aufgebaut werden und was druckvoll wirklich heißt. Bei "A Crow Left Of The Murder" dringt dann zum ersten Mal der typischen Klang von Incubus aus den Boxen. Ein Gitarrensound, der warm, organisch und einfach angenehm wirkt. Wenn es im Refrain auch etwas hektisch zur Sache geht, so bietet "A Crow Left Of The Murder" doch großen (Incubus-) Sport.

Ebenso melodisch kommt "Agoraphobia" daher, im Refrain läuft die Band erneut zur Höchstform auf, und wenn der Chorgesang einsetzt, sind selbst die Chili Peppers nicht mehr weit. Nach dem ruhigeren, aber nicht minder schönen "Talk Show On Mute" geht es mit "Beware! Criminal" wieder heftiger zur Sache. Wenn der Song nach einigen Durchläufen auch mitreißt, so folgt der nächste echte Höhepunkt erst kurz darauf: "Sick Sad Little World" groovt wie Hölle, haut einem den Bass von RATM und eine volle Gitarrenpackung um die Öhrchen. Die Endlosschleife gegen Ende hat somit ihre volle Berechtigung.

"Pistola" geht ähnlich ab, wieder werden die typischen Incubus-Elemente in einen Topf geschmissen, dazu Brandon Boyds wütender Gesang. Überhaupt geht dem Frontmann zur Zeit einiges gegen den Strich, und Incubus haben plötzlich eine leicht politische Note bekommen. Zeilen wie "My pen is a pistola / It's a fountain of youth and a patriot's weapon of choice" unterstreichen dies. Nach den hektischen Ausbrüchen geht es etwas ruhiger weiter. "Southern Girl" ist die erste wirkliche Ballade auf "A Crow Left Of The Murder" und kann knapp an frühere Großtaten in dieser Richtung anschließen.

Im letzten Drittel des Albums offenbart sich erstmals ein kleiner Schwachpunkt. "Priceless" wirkt zu überdreht und passt einfach nicht ins Gesamtbild der Platte. Ist aber nicht wirklich schlimm, "Zee Deveel" und vor allem "Made For TV Movie" bringen Incubus wieder in die Spur zurück. Beatleske Streicher im Wechsel mit Gitarrenbreitwänden und das Ausreizen des Laut-Leise-Schemas erinnern stellenweise an das, was man früher mal Grunge nannte.

Im Anschluss an das geradeaus rockende "Smile Lines", steht mit "Here In My Room" noch eine weitere Ballade an, Piano und Geräusche aus dem Paralleluniversum sorgen für einen angenehmen und sanften Ausklang des Albums. "Leech" rüttelt am Ende zwar noch einmal wach, aber "Here In My Room" hat sich da schon so im Kopf festgesetzt, dass der Schlusstrack glatt unwichtig erscheint.

Trackliste

  1. 1. Megalomaniac
  2. 2. A Crow Left Of The Murder
  3. 3. Agoraphobia
  4. 4. Talk Show On Mute
  5. 5. Beware! Criminal
  6. 6. Sick Sad Little World
  7. 7. Pistola
  8. 8. Southern Girl
  9. 9. Priceless
  10. 10. Zee Deveel
  11. 11. Made For TV Movie
  12. 12. Smile Lines
  13. 13. Here In My Room
  14. 14. Leech

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