laut.de-Kritik

Pop und Parolen gegen die Zerfaserung der Welt.

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Das spießige 'Spiel nicht mit den Schmuddelkindern' verwandeln Ja, Panik in einen politischen Pop-Slogan, den man geradezu herausschreien möchte: "Don't Play With The Rich Kids". So heißt das achte Album, das kämpferisch und krachend mitten in unsere Herzen zielt wie der "Kung Fu Fighter", den sie in einem der elf starken Tracks beschreiben.

Textlich genauso schamlos und scharfsinnig wie einst Falco zwischen englischen und deutschen Satzfragmenten pendelte, heißt es da einmal: "No money to save, aber music immer rage". Und so kommen die neuen Songs nach dem eher experimentell geratenen "Die Gruppe Ja, Panik" (2021) tatsächlich tobend, rasend, rockig und wie die erste Single "Dream 12059" noisig und shoegazig daher.

Das klingt mal nach rave-rotzigen Primal Scream, erinnert an krachige Sonic Youth-Fetzen oder lehnt sich an die deutschsprachigen Kollegen Die Nerven an. Aber vor allem klingt das immer unverkennbar nach Ja, Panik und ihrem lässig coolen Soundgemisch, zu dem die zwischen dem Burgenland und Berlin pendelnden Österreicher die eigenen Privilegien zwischen Selbstironie und Selbstermächtigung mitverhandeln, um sich gleichzeitig dem zerbröselnden, zerfaserten Zustand dieser Welt zu nähern.

Zerfaserung ist auch das musikalische Stilmittel, mit dem die Songs messerscharf seziert oder in rohen Häppchen präsentiert werden wie im hymnischen "Fascism Is Invisible (Why Not You)" – der Anleitung zur Rebellion: "Scheiß auf Arbeit / scheiß auf Schule / Bambule / Radau / Heb' ab das Geld / Wir tauchen unter / Komm, wir geben alles auf". Politisch ist das genauso relevant wie poetisch privat, wenn es im Text weiter heißt: "Die andere Welt, die möglich ist / Die fängt in unserm Hinterzimmer an / In dieser Nacht in der kein Licht erlischt / Treffpunkt da wos finster is".

Hier schwingen die vielleicht größten Lyrics aller Zeiten von The Smiths mit: "Take me out tonight / Where there's music and there's people / And they're young and alive / Driving in your car / I never, never want to go home (...) Because it's not my home, it's their home (...) Oh, there is a light and it never goes out". Auch die Musik von Ja, Panik leuchtet hell und bietet ein Zuhause für all diejenigen, die gegen innere Dämonen und äußere Monster ankämpfen müssen.

Trackliste

  1. 1. Lost
  2. 2. Mama Made This Boy
  3. 3. Kung Fu Fighter
  4. 4. Dream 12059
  5. 5. Hey Reina
  6. 6. Teuferl
  7. 7. Changes
  8. 8. Fascism is Invisible (Why Not You?)
  9. 9. Die Angst Des Archivars Vor der Sichtung der Welt
  10. 10. Every Sun That Shines
  11. 11. Ushuaia

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LAUT.DE-PORTRÄT Ja, Panik

Zunächst ab 2001 unter dem Namen "Flashbax" aktiv, veröffentlichen die Mitglieder von Ja, Panik bereits 2004 das Album "Straight Outta Schilfgürtel".

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