laut.de-Kritik
Der Schöngeist glänzt mit dem Folk der Ahnen.
Review von Martin LeuteNachdem der schottische Singer/Songwriter mit seinen wunderbaren Alben "When The Haar Rolls In" und "The Year Of The Leopard" auf höchstem Niveau die Weiten des zeitgenössischen Folk ausgelotet hat, widmet er sich mit diesem schlicht wie treffend betiteltem Werk der Interpretation traditioneller Volksweisen aus Großbritannien und Irland.
Auf dieses Liedgut wird er durch Aufnahmen aus den 60er-Jahren aufmerksam, in denen Künstler wie Christy Moore, Nic Jones, Julie Murphy oder Shirley und Dolly Collins mit ihren Interpretationen älterer Songs dereinst das erste Folk-Revival zelebrierten.
Seiner eigentlichen Band The Athletes gönnt er eine Pause und setzt auf die Orchestrierung der Big Eyes Family Players, die Yorkstons Spiel auf der Akustischen und seinen beseelten Gesang mit behutsamen Arrangements aus Pauken, dem Tamburin, Violinen, Holzblasinstrumenten und gelegentlichem Piano- und Lap Steel-Einsatz ganz unspektakulär begleiten.
Gefühlvoll wie unaufdringlich mäandern die Songs maßvoll melancholisch dahin. Man döst mit Yorkston zu einfachen Melodien auf den "Hills Of Greenmoor", schlendert unaufgeregt durch die "Thorneymoor Woods" oder lauscht dem mit weiblichen Backing Vocals ausgemalten Spiel der Gezeiten ("Just As The Tide Was Flowing").
Um seine seriöse Leidenschaft für die Folk-Roots adäquat zu artikulieren, setzt Yorkston mit diesen behutsamen Interpretationen weitgehend auf Ursprünglichkeit, Purismus und Langsamkeit und verzichtet dabei auf jegliche Irritationen und Sprödigkeiten.
Die zärtliche Verschlafenheit durchbricht er mit Silver Jews-Charme im Track "I Went To Visit The Roses" und offenbart ein Höchstmaß an Dynamik im mit Orgelklängen unterlegten "Mary Connaught & James O'Donnell" und dem von Trommeln getriebenen "Low Down In The Broom".
Yorkstons Umgang mit dem Liedgut seiner Ahnen ist von großem Respekt geprägt und geht trotz der folkloristischen Tendenz ganz im Kosmos dieses musikalischen Leisetreters auf. Auch wenn das Album nicht an die Eindringlichkeit der Vorgänger heranreicht, "Folk Songs" versammelt zauberhaft instrumentierte Kompositionen, mit denen sich Yorkston erneut als jener schöngeistige Meister der Zurückhaltung und der geschmeidigen Unauffälligkeit erweist, die auch diesen Songs die ihnen gebührende Langlebigkeit garantieren.
1 Kommentar
"Mäandern" scheint das neune Trendwort zu sein...