laut.de-Kritik
Klasse Stilmix zwischen Rihanna und Cole Porter.
Review von Artur SchulzAmüsant bereits das Cover: Mit Anzug und Krawatte ausstaffiert, die Frisur indiemäßig zerzaust, blickt Jamie Cullum den Betrachter an. Und im Hintergrund fliegt splitternd-berstend ein Klavier in die Luft. Mit ebenso geglücktem Unterhaltungswert samt bemerkenswertem Songwriting glänzt auch das komplette Album.
Den Crooner der klassischen Entertainment-Schule gibt Cullum auf Cole Porters "Just One Of These Things". Leichtfüßig steppt und jazzt er sich durch ein quirliges Big Band-Arrangement, das mit Druck, Drive und Spielfreude begeistert. Lässig-nasal, doch nie schnodderig, die Gesangsarbeit des Briten.
Die "Wheels" gleiten federnd-elegant über ein perlendes, Akzente setzendes Piano. Ebenso wie der Track-Vorgänger beweist Cullum hier sein ganz besonderes Songwriting-Talent, das scheinbar mühelos verschiedenste Stil-Jahrzehnte harmonisch miteinander verwebt. "You And Me" fordert mit Handclaps, entfesseltem Piano und lateinamerikanischen Klängen zum Tanzen auf.
Mit "Don't Stop The Music" schickt Jamie einen Rihanna-Hit an den Start. Die Begründung: der Song habe halt einen "sexy Text". Auf jeden Fall verpasste er dem Heuler des Soulpop-Schätzelchens ein spannendes Arrangement, das die Nummer in einem gänzlich neuen Licht erscheinen lässt. In gewisser Weise geht der Künstler als Chamäleon durch: Mit jedem Song schlüpft er in eine neue Verkleidung, doch statt einem Abziehbild verbleibt er immer deutlich erkennbar Jamie selbst.
"Love Ain't Gonna Let You Down" überzeugt als gefühlig-glaubwürdig eingespielte Ballade. Das durchaus als Disco-Klopfer durchgehende "Mixtape" weckt höchst angenehme Assoziationen an gute alte Robbie Williams-Tage. Mit "We Run Things" begibt sich Jamie in einen mit allerlei Sound-Effekten ausstaffierten R'n'B-Ausflug, der präzise auf den Punkt kommt. In die Stephen Sondheim-Einspielung "Not While I'm Around" legt Jamie all sein gesangliches Herzblut.
In "Music Is Through" gibt er zwischen Night Fever, sechziger Soul-Orgel, Techno-Beats und Pianojazz-Einschüben nochmal eine vorzügliche Figur ab und fordert von den Tanzwilligen kräftig Kondition ein: unter sieben Minuten Spielzeit macht es Jamie hier nicht.
Durchaus beneidenswert, mit welcher Leichtigkeit der Künstler hier seine Vision von Musik umsetzt. Oder wie Jamie selbst sagte: "Ich denke, dass es mir mit diesem Album fast schon gelungen ist, mein ganzes Potenzial anzuzapfen und mich so zu präsentieren, dass einfach alles stimmt." Eine Einschätzung, die man nur teilen kann.
8 Kommentare
also so ganz euphorisch war ich am anfang nicht als ich's das erste mal durchgehört hab, aber nach paar mal hören verliebt man sich langsam. is ne tolle platte auf jeden fall, wobei ich Catching Tales immer noch am besten fand. trotzdem jamie rockt die scheisse fett!
Ich hab' mal reingehört. Klingt gut.
Auch die Rihanna-Coverversion beweist mal wieder, wie schön eigentlich ein Song klingen kann, wenn man ihn einfach anders (und diesem Fall auch ein bisschen minimalistischer) arrangiert.
Mir hat auch schon "Everlasting Love" sehr gut gefallen. Schade, dass er's nicht selbst geschrieben hat, aber es ist halt 'ne klasse Komposition. Ein super Song. Sehr schön.
Auch live 'ne große Nummer. Kann dem letzten Satz meines Vorredners nur zustimmen.
Jamie Cullum ist einfach ein klasse Künstler. Die Alben davor bereiteten auch schon jede Menge Freude. So kanns weitergehen ...
Also das Album finde ich auch klasse. Allerdings finde ich den Artikel vom Autor wirklich ziemlich nichtssagend. Das hätte auch der Klappentext irgendeines billigen Promoheftchens sein können. Und das hier jeder Song in einem Satz abgehandelt wird, ist lächerlich. Versteh dann nicht, warum es hier imer so lange dauert, bis mal wieder ein paar neue "Kritiken"(wenn man SOWAS überhaupt Kritik nennen darf) geschrieben werden...
kil
Dieses Album ist einfach "An adolescent love letter, a sparkling jewel of manual labour", wie Jamie schon so schön auf Mixtape singt, einer Ode an die Musik.
Und nicht nur die Lyrics zu diesem Song, auch auf "If I ruled The World" und "Love Aint gonna Let you down" sind wunderschöne, poetische Songzeilen zu finden.
Wer würde nicht schmelzen, wenn ein absolut süßer kleiner strubbelkopf mit sexystimme für "Everyone knows that I'm rightfully yours [...] Cause Im tourn your world around, and Love aint gonna let u down." oder "Every voice would be a voice to be heard, " singt?
Einfach ein Feuerwerk der Musik; es gibt nichts, was er nicht versucht hat.
Wie der Rolling Stone schon sagte:"Mehr geht nicht."!
Ein klasse Top-Album, das mir von einem Freund empfohlen wurde. Echt grandioser Künstler, welcher zwischen klassischen Swing ("Just one of those things") und zeitgenössischer, und angejazzter Pop-Musik ("I'm all over it", "Don't stop the music, "Wheels", "I think I love"...) die perfekte Balance findet.
Auch sehr zu empfehlen: Das Album "Twentysomething".