laut.de-Kritik

Die Maschine läuft rund.

Review von

Fans von Jan Delay können über fehlende Konzerterlebnisse in den eigenen vier Wänden kaum klagen: Auf fünf Studioalben kommen in der Diskografie des Hamburgers vier Live-Platten. Im Podcast des Visions Magazin hat Delay erklärt weshalb: Mit seiner Band Disko No. 1 würde es einfach so gut funktionieren.

Und tatsächlich, "Earth, Wind & Feiern – Live aus dem Hamburger Hafen" dokumentiert, wie einwandfrei die Jan/Band-Maschine läuft. Ohne den Applaus würden die 19 Stücke fast als Studioaufnahmen durchgehen. Keine Verspieler, keine Verhaspler – stattdessen eine eingespielte Kombo mit astrein abgemischtem Sound.

"Let's fetz!", sagt Delay am Anfang. Zu den Coolen gehört der 46-Jährige nicht mehr. Muss er auch nicht. Mit Hut und Anzug spielt er fast in der Liga von Grönemeyer, Maffay und Kumpel Lindenberg. Wie er das geschafft hat, beweist er mit diesem Live-Zeugnis einmal mehr. Neben Stücken seiner aktuellen Platte spielt er Hits aus über 20 Jahren Soloschaffen.

Und was sind das für Radio-Granaten: "Oh Jonny" brennt sich noch immer mit einem Ohrwurm-Kehrvers ins Hirn. "Vergiftet" überzeugt mit herrlich verspultem Reggae-Vibe. Den gut gealterten Proll-Rap "Türlich, türlich" leiht er sich von Das Bo. Und "Klar" zündet wie "Oh Jonny" – nur irgendwie noch heftiger. Mit den Autotune-Stücken "Der Bass & Die Gang" und "Alles gut" bietet er sogar okayes Exklusivmaterial auf der CD zwei.

Im Mittelpunkt stehen aber die Stücke seines 2021 erschienenen Albums "Earth, Wind & Feiern". Auf "Wassermann", "Gestern", "Tür'n knall'n" und "Nich' nach Hause" verzichtet Delay zwar, dafür bereitet er den Highlights der Platte eine umso knalligere Bühne. "Saxophon" entfaltet mit Trompeten, Percussions und Background-Gesang eine ordentliche Wucht. "Eule" wird zum epischen Hit, den er um zwei Minuten streckt.

Das Publikum fällt zwischen all dem kaum auf. Coronabedingt scheint es klein zu sein und einige Meter von der Bühne entfernt zu stehen. Im Singalong-Moment von "Saxophon" klingt das fast schon erbärmlich. Dafür nutzt Delay die Live-Situation, um seine Stücke immer wieder mit Hip Hop-Referenzen zu bereichern. Diese Aha-Momente beschert er einem mit abgewandelten Varianten von N.E.R.D.s "Lapdance", Snoop Doggs "Gz And Hustlas" und Missy Elliotts "Get Ur Freak On".

Wer Delay mag – und das müssen laut Chartplatzierungen einige sein – hört sich mit "Earth, Wind & Feiern – Live aus dem Hamburger Hafen" für die anstehende Tour und Festival-Saison warm. Alle anderen können ruhigen Gewissens skippen und greifen gegebenenfalls noch einmal auf die Studioalben zurück. Eine Platte mit Live-Aufnahmen kann die Konzerte nicht ersetzen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Klar
  3. 3. Spass
  4. 4. Türlich, türlich
  5. 5. Large
  6. 6. Vergiftet
  7. 7. Zurück
  8. 8. Kinginmeimding
  9. 9. Action Skit
  10. 10. Action
  11. 11. Lächeln
  12. 12. Disko
  13. 13. Saxophon
  14. 14. Oh Jonny
  15. 15. Alexa
  16. 16. Intro/Raveheart
  17. 17. Eule
  18. 18. St. Pauli

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LAUT.DE-PORTRÄT Jan Delay

"Wir sind die Sonne, die scheint, Baby, Baby / Und ihr dreht durch wie die Raver auf der Mayday / Erfrischend wie in der Wüste Punica zu finden / Und …

7 Kommentare mit 11 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Ihr versteht das alle nicht. Er ist einer der wenigen modernen deutschen Popmusiker. Er ist der einzige der vernünftigen deutschen Reggae gemacht hat, seine Diskographie wird super altern dürfen und die Live-Aufnahmen sind super

    • Vor einem Jahr

      "Der einzige" der "vernünftigen" deutschen Reggae gemacht hat? :D:D:D Ganjaman? Raggabund? Seeed? Nur um mal einige zu nennen, die da qualitativ ne ganz andere Liga sind.
      Ja, "Searching for the Jan Soul Rebels" war seinerzeit nicht schlecht, ist aber mittlerweile auch schon über 20 Jahre her.

    • Vor einem Jahr

      Ich präzisiere meinen doch eher unkonkreten Kommentar: Am ehesten kann man sein Gesamtwerk verstehen, wenn man ihn in der Tradition Deutscher Liedermacher sieht. Diese Lorbeeren muss man ihm geben. An dem Live-Album wird das meiner Meinung nach deutlich. Wenn du eine dermaßen diverse Palette an Songs hast, die nach vielen Jahren noch funktionieren, hast du irgendwas richtig gemacht

    • Vor einem Jahr

      molti, wie er nach ner einträglichen Woche unterm Onkelzfan-Tarnmäntelchen den Schattenpuppenspielerhals wieder mal nicht voll genug kriegt und damit immer noch ernstzunehmender wäre als jemand der sich aufrichtig "Experte" nennt und so einen smooth an jeder Oberfläche abperlenden und auf die Schnelle aus nem äußerst unkreativen Hirn destillierten Kernschrott zu Eizi Eiz schreibt. :D

      Eizi polarisiert einfach nicht so hart wie Onkelz sondern ist selbst vielen Hängern der D-Rap-Ursuppe inzwichen egal. Da musst du als Trollanwärter schon inhaltlich und pseudo-argumentativ, v.a. aber emotional-aufmerksamkeitsheischend noch ein paar Schippen drauf packen bevor paar hängengebliebene Backpack-Rapfreunde in Southpole-Baggy und tannengrünem PellePelle-Hoodie dir beispringen als das für die ungleich größere und leichter zu agitierende Masse provinzpossierlicher Dorfjugendlicher mit deutscher ähem... "Ingenieurskunst" unterm Arsch sowie deutschsprachigem Dauermusikersatz auf den Ohren nötig ist.

    • Vor einem Jahr

      Ich hab dich auch sehr lieb. Vielleicht sehen wir uns ja mal bei einer gepflegten Partie Tischkicker

    • Vor einem Jahr

      Wie kacke der ist, merkt halt manch einer erst mit Verzögerung...

      So ekelig wie sein Idol Udo.

  • Vor einem Jahr

    Ganz großes Kino - klar, nicht mehr hardcore street (war er wohl auch nie...), aber was für eine Show, was für ein Hammer von Songs. Was soll denn daran vergiftet sein - nur weil es erfolgreich ist?

  • Vor 9 Monaten

    Genau wie beim aktuellen Studio Album: Stilmix passt sehr gut !!