laut.de-Kritik
Das Grauen wartet im letzten Track.
Review von David MaurerBack to the roots: So abgedroschen dieses Motto auch klingen mag, und so oft es sich bei zahlreichen Künstlern letztendlich als blanker Hohn herausstellte - Jennifer Lopez muss man zugestehen, dass sie mit dem achten Studioalbum "A.K.A." ihr Versprechen weitgehend hält.
Glücklicherweise liegen J.Los Wurzeln nicht im grausigen EDM-Geballer von "Love?", sondern in den Pop-, R'n'B- und Hip Hop-Klängen, die sie um die Jahrtausendwende zum Star machten.
Schon die Gästeliste verrät, dass Jenny nach zahlreichen Hits für Strandpartys und Großraum-Diskotheken lieber wieder im Block rumhängt - und das mit French Montana, T.I., Iggy Azalea und Rick Ross. Letzterer trägt nicht nur einen ordentlichen Part zum stärksten Track "Worry No More" bei, sondern bringt mit seinem notorischen Geprahle von Autos und Geld auch gleich die ghetto fabulous-Attitüde à la "Jenny From The Block" zurück: "Addicted to fast money, white Lamborghini."
Bei all den fröhlichen Erinnerungen an die "good ol' times" passt es nur zu gut, dass J. Lo in "I Luh Ya Papi" den Latin-Ghetto-Sprech einer Zwanzigjährigen auspackt und in der Kaugummipop-Nummer mal ordentlich die Sau rauslässt: "Hold up, I can get you fun up / Pull your trigger, go and get your gun up / I'mma tie my hair up top /Put a pin in it, now I'm ready, let it rock". Dem gewohnt unauffälligen French Montana gefällt's. Er stellt in seinem Part noch einmal klar, was das ganze Album ohnehin schon nachdrücklich suggerieren will: "Still J.Lo from the-the-the block."
In "Acting Like That" vereinen sich schließlich die alte und die neue Booty-Queen. Zwar gibt sich Jenny hier als "baddest bitch in the world", den wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt aber Iggy Azalea, deren Vortrag perfekt zu den Trap-Zutaten und der mächtigen Bassline der Nummer passt.
Im Titeltrack "A.K.A." zusammen mit T.I. ein zweites "Live Your Life" zu basteln, gelingt trotz einiger Gemeinsamkeiten nicht wirklich, dennoch macht auch der Opener als viertes Stück mit rappendem Gast einen ordentlichen Eindruck. Die Rückkehr zu Lopez' früherem Sound gestaltet sich somit insgesamt recht unterhaltsam, auch wenn die Hauptdarstellerin trotz einiger elektronischer Hilfsmittel gewohnt schnell ans Ende ihrer stimmlichen Kapazität gelangt.
Die steht in den pop-lastigeren R'n'B-Balladen "Never Satisfied" und "Emotions" im Vordergrund. Hier sind jedoch keine surrenden Synthies, wummernden Bässe oder Gastrapper zur Stelle, um Jennys optimierten, aber teilweise immer noch etwas dünnen Gesang auszublenden. So fallen auch die arg einfallslosen Texte zusehends auf: "I feel good 'cause I don't feel bad."
Völlig deplatziert wirkt aber vor allem das von Akustischer und Streichern untermalte Emotionsinferno in "Let It Be Me". Nichts gegen eine überzeugend vorgetragene und gefühlsgeladene Ballade - die verfehlt J.Lo aber deutlich und findet sich in einem trashigen Kitschsong wieder, der ihrer stimmlichen Performance abermals nicht gerade schmeichelt.
Das wahre Grauen wartet jedoch im letzten Track. Mit seinem orientalischen Hintergrundgedudel beschwört Produzent Diplo nämlich leider keine Schlangen, sondern den Teufel höchstpersönlich herauf. Der trägt in diesem Fall weiße Caprihosen, ein Brasilienshirt aus der Fanartikel-Abteilung einer Autobahnraststätte und weiße Moccasins.
Klar, wenn in der Tracklist die Worte "Booty" und "feat. Pitbull" auftauchen, muss man auf das Schlimmste gefasst sein. In gewohnter Manier sinniert der Ballermann-Rapper vom Twerken und allem anderen, was seine Trademark-Lines seit gefühlten Jahrhunderten auszeichnet. Kein Wunder, dass die Punchline des Albums auf seine Kappe geht: "Booty booty booty booty booty everywhere!"
Bevor J.Lo die Chance bekommt, Enrique Iglesias, Avicii und Chris Brown zu Duetten einzuladen, findet "A.K.A." glücklicherweise sein Ende. Nach zehn Tracks und 36 Minuten, die durchaus gute Momente und gelungene Features bieten, insgesamt aber zu viele Schwachpunkte und zwei Totalausfälle aufweisen.
Völlig unverständlich erscheint zudem, dass es die Nas-Kollabo "Troubeaux", die mit lässigen Soul- und Funk-Samples Laune macht, nur auf die Deluxe-Edition geschafft hat. Und auch die pompöse R'n'B-Nummer "Same Girl" hätte gerne den Platz von "Booty" oder "Let It Be Me" einnehmen dürfen. Angesichts der kurzen Spieldauer würde solch ein Tausch J.Los achtes Studioalbum wesentlich besser machen.
4 Kommentare mit 7 Antworten
Kann mir irgendjemand sagen an welchem Song sich 'Let it be me' bedient? Ich könnt schwören die Strophenführung und der Takt kommen mir bekannt vor...
Hab mir das Album erst einmal komplett durchgehört, kann irgendwie nicht viel zu sagen außer das es ziemlich mau bis okay is von Anfang bis Ende, nur 'First Love' ist bei mir hängen geblieben. Mal schaun was ein weiterer Durchlauf bringt.
Erinnert mich n bisschen an nen Anastacia Song - Random Titel
mich erinnert es ein bisschen an Michael Jacksons Earth Song
agreed! Michael Jackson...aber Liberian Girl oder?
Helene Fischer könnte auf jeden Fall einen Millionen-Seller draus machen, "Lass es doch mich sein".
Kann ich mir gut auf nem Schlager-Bums-Beat vorstellen. "Lass es doch mich sein! Komm doch in mich rein! *tralalala*"
Na toll, nun habe ich "Let It Be Me" 5x gehört und find es geil, verdammt
Aber wirklich jetzt mal, ihr Schlagerfuzzies, werft euch drauf und kauft euch die Rechte!
David Maurer schreibt echt die besten Reviews, zumindest im Pop-Bereich.
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
arschgeiles Album. leider lassen die Songs den umfang des gerade genannten objekts vermissen und bieten eine ganz andere breite an füllmasse, ohne den schon masochistisch veranlagten lopez-hörer der Gegenwart zu befriedigen,
denn ein pitbull lässt zwar kein fettnäpchen aus, liefert aber quantitativ musikalisch die Argumente, weshalb ein p.diddy anno dunnemals seinerseits das licht ausknipsen musste trotz booty.
künstlerisch gleich null in jeder hinsicht
so würde ein erfrischender Redakteur schreiben
Nö, eher ein hobbyloser Troll.