laut.de-Kritik
Knock Out in Runde sieben.
Review von Kai ButterweckFür ihr neues Studioalbum haben sich Jennifer Rostock etwas ganz Besonderes einfallen lassen: "Wir haben uns mit liegengebliebenen Songbaustellen der Vergangenheit im Studio eingeschlossen und sind erst wieder rausgekrochen, als alle Rohdiamanten auf Hochglanz geschliffen waren", so heißt es. Soll heißen: Zum zehnjährigen Bandjubiläum serviert die Band ihren Fans keine Standard-Best-Of-Compilation, sondern eine kunterbunte Ansammlung von neu aufgenommenen alten Songs, die es, aus welchen Gründen auch immer, auf kein offizielles Jennifer Rostock-Album geschafft haben.
Den Anfang machen zwei Titel, die sich musikalisch irgendwo zwischen unspektakulärem Deutschpop und Radio-Teddy-Hip Hop einordnen lassen: "Alles Cool" und "Flaschendrehen". Während Beats aus der Maschine vorneweg marschieren und viel Klingklang aus der Effekt-Schublade für permanentes Jucken in den Gehörgängen sorgt, haut Jennifer Weist mit dem Knüppel auf den Ex-Lover-Sack und ertrinkt an der Bar, bis sich die Flaschen drehen.
Kurz darauf – der Ex ist weg und die Bar ist zu – widmet sich Jennifer ihrer neuen Flamme. Der ist schon ganz wuschig. Auf dem frisch bezogenen Doppelbett tanzt er wild hüpfend zu den Klängen treibender Drums und angezerrter Pop-Punk-Gitarren. Jennifer ist "Schockverliebt" und außer Rand und Band: "Ich leer' die Flaschen im Schlaraffenland / Tausch' meine Liebe gegen Flaschenpfand / Ich werd' verrückt, wenn du kommst und den Abzug drückst", faucht sie ins Mikrofon. Die Tür knallt zu. Dann macht euch mal 'ne schöne Zeit, ihr beiden.
Nach dem wilden Schäferstündchen gehts zum Runterkommen in den "Dschungel". Etwas orientierungslos an Lianen hängend, verabschiedet sich die Band erneut in handzahme Deutschpop-Welten. Vom Grünen führt der Weg dann ab in die Kälte. Das "Polarmeer" ruft und lockt mit nicht enden wollenden Gefühlsdauerschleifen. Jennifers Stimme wird durch den Effekt-Reißwolf gedreht.
Kurz vor Schluss landen alle Beteiligten in der Großraumdisko-VIP-Lounge. Dort verweilen sie aber nicht lange, sehr zur Freude von Gitarrist Alex Voigt, der im Anschluss endlich wieder seinen Amp anschmeißen darf. Pogo tanzend ballen Jennifer und ihre Jungs die Fäuste und lassen die Punk-Sau raus. Den Text versteht kein Mensch. Ist aber auch wurscht. Der Songtitel sagt eigentlich schon alles: "Wenn Ich Dein Gesicht Seh, Denk Ich An Meine Faust". Knock Out in Runde sieben.
Weiter gehts mit viel Pathos und zarten Piano-Sounds ("Weltbilder", "Schlaflos Pt. 3") sowie einer Prise Fremdschäm-Elektro-Pop ("Haarspray"), ehe die komplette Band in Silbermond-Shirts schlüpft und auf die vergangenen zehn Jahre anstößt ("Die Guten Alten Zeiten").
Für einige Neugierige bleibt das Partyzelt aber geschlossen. AfD-Wähler ("Wähl Die AfD"), Bild-Verantwortliche ("Liebe Bild") Hater ("Neider Machen Leute") und High End-Lebemänner ("Keine Macht Den Profis") müssen leider draußen bleiben. Für all jene stellen Jennifer Rostock vor den Partytoren eine Drehorgel zur Verfügung, aus der sich skurrile Kinderzimmer-Sounds ins Freie quälen.
That's it! Nach einer knappen Dreiviertelstunde sind alle Gläser leer. Die Party ist vorbei. Was bleibt sind eine Band, deren Mitglieder sich selbstlobend auf die Schultern klopfen, und jede Menge Gäste, die wahlweise euphorisiert und begeistert oder nur müde lächelnd wieder von Dannen ziehen. Ich schließ' mich letzteren an.
5 Kommentare mit 3 Antworten
Zwei Sterne sind immer noch einer zu viel, trotz Selbstironie.
"Worst of Jennifer Rostock" - da dachte ich sofort an ein 5CD-Boxset mit allen bisherigen Studioalben. So kann man sich irren.
Ich dachte an ein Fotoalbum von Jennifer Weist.
Ich denke das die in der Special Limited Fan Edition (Je nacu Ausführung 6 - 10 CD´s mit Poster, Schal, Schlüsselanhänger und Autogrammkarte für wunderbare 100 -149 €) dabei sein werden. Die wird sich der seelig schunkelnde Fan dann kaufen dürfen (müssen) .
Als Jennifer Rostock-Fan von Album 1 an, kann das Worst Of tatsächlich nicht zu 100% überzeugen. Aber es ist halt auch kein in mehreren Monaten ausgearbeitetes Album, sondern nur eine Sammlung an Songs, die bis zum Worst Of nie fertig wurden - bei denen einen merkt man warum sie es nie in ein Album geschafft haben (Wenn ich dein Gesicht seh, denk ich an meine Faust, Weltbilder, Die guten alten Zeiten), bei den anderen wundert es einen eher warum sie nicht schon längst veröffentlich wurden (Haarspray, Dschungel, Flaschendrehen, Schockverliebt). "Polarmeer" wirkt immer noch komplett unfertig. Lediglich "Alles Cool" will so gar nicht ins Konzept passen, ist aber eines der Highlights des Albums.
Als Fan der Band bietet das Worst Of durchaus ein paar neue Lieblingssongs, aber den Charme eines richtigen Albums versprüht es nicht. Vielleicht hätten Sie sich zum 10-jährigen was anderes ausdenken sollen? Nur ein kleiner Sampler mit einer handvoll Songs und dafür eine kleine Tournee durch Deutschland in Mini-Locations?
was anderes ausdenken? aufhörn, wäre das einzig mögliche zur Rettung der Tonkunst!!
Ich mag Frauen mit gemachten Titten nicht.
Nicht mal als Pornografie.
konnte die Tusse mit ihrer Penälercombo gerade auf 3sat bewundern, nun lange habe ich den Schmonz eh nicht ausgehalten und mir lieber das herrliche Yes-Conzert vom Vormittag reingezogen.
Die Rostock klingt so wo sie herkommt, eine Mischung aus Medizin nach Noten, Sex und Unvermögen...
Nix gegen ne gute Bitch, wie z.B. Courtney Love, aber auch das muß man erstmal können! Rostock kann nix.
Man merkt den dritten Programmen ja lange schon den billigen Geschmack der Redakteure an (oder die müssen wirklich sparen) nur ist mit der Rostock jetzt wirklich ein Tiefpunkt erreicht....