laut.de-Kritik
Der Brite will zu viel auf einmal.
Review von Daniel StraubAuf den britischen Inseln wird Jesse Rose bereits seit längerem als Geheimtipp gehandelt, seitdem er sich in der Londoner Clubszene einen Namen gemacht hat. Spätestens seit Rose 2007 für "Body Language Vol. 3" das Berliner Labels Get Physical Music an den Plattentellern stand, ist er auch hierzulande ein Begriff. Jetzt veröffentlicht der Brite mit "What Do You Do If You Don't" sein erstes reines Soloalbum.
Auf ihm präsentiert sich Jesse Rose einmal mehr als eingefleischter Connaisseur elektronischer Clubmusik. Ein straightes House-Album abzuliefern, wäre ihm deshalb wahrscheinlich zu langweilig gewesen. "What Do You Do If You Don't" ist ein Hybridalbum, das sich mit voller Intention zwischen die Stühle setzt. Die Tanzbarkeit der Tracks ist oftmals die einzige verbindende Klammer, die bleibt.
Rose borgt sich etwas von der Weltläufigkeit, die Mobys Hitalbum "Play" auszeichnet ("Well Now"), adaptiert den verrückten Dancefloor-Folk des französischen Duos Nôze ("Night At The Dogs") oder packt zusammen mit Hot Chip eine groovige Electronummer aus ("Forget My Name"). "You're All Over Me Head" lässt den effektbeladenen Cut-Up-Stil seiner früheren Releases noch einmal aufleben.
Der Humor, der in den Tracks mitschwingt, macht "What Do You Do If You Don't" durchaus sympathisch. Auch die Aura der Selbstironie, mit der sich Produzent Rose umgibt, zeugt von einer gesunden Selbstwahrnehmung. Gleichzeitig aber wirkt das Album gerade durch die Betonung dieser Vielseitigkeit überambitioniert. Rose ist ein Clubproduzent, darüber kann vorliegendes Werk nicht hinwegtäuschen.
Höhere Ambitionen hat er zwar, das wird deutlich. Diesen auch gerecht zu werden, gelingt dem Briten jedoch nicht immer. Er bringt zahlreiche interessante Ideen ein, arbeitet sie dann jedoch nicht intensiv genug aus. Vieles bleibt skizzenhaft, manches nur angedeutet. Oftmals hat man den Eindruck, Rose weiß selbst nicht so genau, was er eigentlich will. Diese Sprunghaftigkeit ist denn auch der größte Minuspunkt von "What Do You Do If You Don't" .
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