laut.de-Kritik

Ein ganzer Arsch voll Dancefloor-Burner.

Review von

Jimi Blue hat seit "Mission Blue" eine Vision: Er will mit Pop-Songs, die originell und innovativ mit R'n'B-, Hip Hop- und Dance-Elementen spielen, frische Impulse in der Poplandschaft setzen! Natürlich erfindet er nicht eben mal das Pop-Rad neu. Aber er geht seinen Weg! Denn "Sick Like That" hebt sich erfrischend ab aus der Masse an Superstar- und sonstigen Prêt-à-Porter-Veröffentlichungen.

Das Intro kündet hymnisch an, dass Jimi Blue es ernst meint. "The King is Back" trägt textlich zwar etwas dick auf, der Wumms, der ohne Umwege in die Beine geht, lenkt die Aufmerksamkeit jedoch schnell auf sich. Dafür sorgen Mozart & Friends, die in der internationalen Szene bereits als Beatbastler für P. Diddy und Monrose agierten. Auf ihre Kappe gehen die fett produzierten Backings von "The King Is Back", "Best Damn Life", "Don't Forget", "Elektro Bitch" und "Killer Queen". Saubere Arbeit, Jungs!

Den anderen Teil erledigen Farhot ("Let Me Go"), dessen Arbeit uns von Zascha Moktan und Nneka bestens vertraut ist, und Tim Hawkes & Obi Mhondera ("In Da Club", "Do The Yah"), deren Fähigkeiten die Sugababes und Atomic Kitten gerne in Anspruch nehmen. Auf ihrer Grundlage groovt sich "Sick Like That" mit der größten Coolness, die ein Jugendlicher in JBs Alter an den Tag legen kann, durch Ohrwurm-Melodien, raue Raps und fette Beats. Richtig gehört, denn anders als noch bei seinem Debüt, setzt Jimi Blue Hip Hop in's Zentrum des Geschehens, den man auch ohne Gangster-Anspruch herrlich zelebrieren kann.

Mit melodisch ansprechendem Ideenflow rappt und singt sich Jimi Blue durch einen ganzen Arsch voller Dancefloor-Burner. Natürlich gibt’s auf der Distanz eines Longplayers auch Hänger. Das unerträglich einfallslose "Bounce" etwa reißt qualitativ aus dem Gesamtrepertoire deutlich aus. Und zwar nach unten!

Irgendwann ist dann auch Jimi Blues charmantes Song-Pulver verschossen. Gegen Ende beginnen sich die Tracks redundant zu wiederholen. Aber hey, wenn sich unter 14 Songs ein paar Nieten befinden, ist das allemal OK. Das gehört dazu und nennt sich Albumfüller. Die innovativen Nummern überwiegen bei weitem, und bei "Don't Forget", dem letzten Song, setzt "Sick Like That" noch einmal zu einem Highlight an. Auch, wenn die Streicher etwas dick auftragen, oder gerade deswegen, ist die mit Kinderchor-Refrain ausgestattete Nummer ein hervorragender Closer.

Ich weiß nicht, wie die Hip Hop-Polizei auf "Sick Like That" reagiert. Für echte Gangster ist Jimi Blue natürlich nichts und Babykram. Jeder, der schon mal einen Hipp-Brei probiert hat, weiß jedoch, dass die Dinger unter Umständen vorzüglich munden. So ist es auch mit Jimi Blues Zweitwerk. Es schmeckt einfach wohltuend. Man kann ihm aus polizeilicher Sicht vermutlich einiges vorwerfen. Dennoch hat der Ochsenknecht-Sohn mit "Sick Like That" alles richtig gemacht. Er ist nicht auf einen der fahrenden Popzüge aufgesprungen, sondern zeigt Profil und setzt damit seine "Mission Blue" erfolgreich fort. Hut ab!

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. The King Is Back
  3. 3. Key To The City
  4. 4. Sick Like That
  5. 5. Best Damn Life
  6. 6. Love You Better
  7. 7. Gotta Let Me Go
  8. 8. Bounce
  9. 9. In Da Klub
  10. 10. Electro Bitch
  11. 11. Do The Yah
  12. 12. Closet
  13. 13. Killer Queen
  14. 14. Don't Forget

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