laut.de-Biographie
Joanne Shaw Taylor
Wenn es um den Startschuss der eigenen Musikkarriere geht, kommen viele Musiker mit Erinnerungen an ihr erstes Instrument um die Ecke. Im Fall von Joanne Shaw Taylor hat es allerdings erst bei der zweiten Gitarre klick gemacht: "Ich hatte zuerst eine klassische Gitarre. Als ich aber Stevie Ray Vaughan im Fernsehen entdeckte, bekam ich eine Strat geschenkt. Ab diesem Moment war es um mich geschehen", erinnert sich Joanne.
Mit der Strat im Arm und dem Blues im Herzen sitzt Joanne fortan regelmäßig vor der Glotze und bestaunt die Damen und Herren Bonnie Raitt und B.B. King während ihrer "Later with Jools Holland"-Auftritte.
Mit 18 Jahren beginnt Joanne damit, ihre ersten Songs zu schreiben. So richtig zufrieden ist sie mit den Ergebnissen aber nicht. Erst drei Jahre später klopft sich die Songwriterin das erste Mal selbst auf die Schulter: ""Going Home" war der erste Song, mit dem ich wirklich happy war", sagt Joanne. Weitere zwei Jahre später landet "Going Home" auf Joannes Debütalbum "White Sugar", das in Bluesrock-Kreisen für viel Aufsehen sorgt.
In den folgen sieben Jahren braust Joanne Shaw Taylor von einem Höhepunkt zum nächsten. Jahr für Jahr mit einem neuen Studioalbum im Gepäck ("Diamonds In The Dirt", "Almost Always Never", "Songs From The Road", "The Dirty Truth", "Wild") spielt sich die Britin live die Finger wund und heimst nebenbei zahlreiche Genre-Auszeichnungen ein (Songwriter oft he Year, British Blues Award). Im Sommer 2012 spielt Joanne gar die Leadgitarre in der Band von Annie Lennox beim Diamond Jubilee Concert in London.
Nach der Veröffentlichung ihres sechsten Studiowerks "Wild" lässt sich Joanne für den Nachfolger mehr als zwei Jahre Zeit. Mittlerweile in Detroit beheimatet, nimmt die Sängerin die Dienste von Reglerdreher Al Sutton in Anspruch, der bereits erfolgreich mit The Detroit Cobras, Thornetta Davis und Greta Van Fleet zusammen gearbeitet hat.
Am musikalischen Stil ändert sich aber nur wenig. Joanne Shaw Taylor bleibt ihrer Passion treu. Das im März 2019 veröffentlichte Album "Reckless Heart" präsentiert die blonde Ausnahmegitarristin und Sängerin erneut auf einer Level-Ebene mit den Neuzeit-Heroen Joe Bonamassa und Co: "Ich könnte nicht glücklicher sein; es ist uns gelungen, meine Liebe zum Soul, Blues und Rock auf diesem Album einzufangen und ich denke, es ist mein bislang ehrlichstes Album."
Joanne erfüllt sich 2021 den Wunsch nach einer puristischeren Electric Blues-Platte. Zumindest einer persönlichen Definition von Blues aus der Vergangenheit heraus anhand von Covers. Producer: Joe Bonamassa - nach Joanna Connors Blues-Club-Zeitreise in die 50er und Dions Ü80-Comeback erneut hinter den Kulissen tätig.
Dass das Song-Material überwiegend aus Soul-Raritäten besteht, merkt man kaum, macht sich die Gitarristin diese doch völlig zu eigen und versieht sie zugleich mit einem eigenwilligen 60er-Jahre-Verstärker-Antiquitäten-Charme und einer moderneren Prägung.
"The Blues Album" steckt als Meisterstunde europäischer Blues-Adaptation in höchstem Maße an: dank Joannes sehr natürlicher Stimme, ihrem unprätentiösen Stil und auch dank der vereinnahmenden Melodien. Dem folgt 2022 "Blues From The Heart Live" inklusive Mitschnitt auf DVD/BluRay. "Es geht darum, ein Statement zu setzen und den Hörer dazu zu bringen, die Musik immer wieder zu spielen", meint Bonamassa dazu. Und in der Tat hört man, dass er und Joanne viel ansteckendende Freude mit Tour und Platte hatten. Die weitere Zusammenarbeit der beiden mündet in die Studio-LP "Nobody's Fool", die ebenso noch 2022 erscheint.
Die Singles "Black Magic" und "Sweet 'Lil Lies" auf Bonamassas Journeyman Records künden schon Ende 2023 vom nächsten Langspiel-Streich. "Sweet 'Lil Lies" hat nicht nur im Titel, sondern auch musikalisch eine Reminiszenz an Fleetwood Mac. Die Nummer entsteht am Klavier. "Ich hatte (...) herumgespielt und (...) sobald ich diese Hauptmelodie hatte, lief 'I got sweet little lies, all the time' in meinem Kopf in einer Schleife", so Taylor. "Ich habe wahrscheinlich weniger als eine Stunde gebraucht, um ihn fertigzustellen; manche Songs funktionieren so."
Im Studio nimmt die Gitarristin den Track mit Alison Prestwood als Bassist auf. Der Herr aus Nashville mit zerfurchtem Faltengesicht ist ein uralter Hase der dortigen Musikszene und musizierte zuletzt für George Benson auf "Walking To New Orleans".
Trommler bei Joanne ist Anton Fig, einstmals Teil der David Letterman TV-Band. Der studierte Orchester-Drummer lebt nicht alleine von seinen Tantiemen aus dem Kiss-Hit "I Was Made For Lovin' You", bei dem er am Schlagzeug agierte. Nach Auftraggebern wie Dylan und Armatrading heuerte Joe Bonamassa ihn Ende der 2000er regelmäßig für eigene Platten an. Fig ist auch auf allen Koop-Scheiben von Bonamassa und Beth Hart, also "Seesaw", "Black Coffee", "Don't Explain" und "Live In Amsterdam" zu hören und weiß somit bereits, wie man eine feurige Blues-Lady adäquat unterstützt. Das zugehörige Album folgt Anfang 2024.
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