laut.de-Biographie
John Lee Hooker
Sechzig Jahre sind für das normale Menschenempfinden eine lange Zeit. Mancher macht seinen letzten Atemzug, bevor er auch nur annähernd diese Marke erreicht hat. Es gibt aber auch ganz, ganz wenige Menschen, die diese Zeitspanne dazu nutzen, Musik zu machen. John Lee Hooker ist einer derjenigen. Seine Karriere nahm seinen Lauf, als er im Teenageralter damit begann, Gitarre zu spielen, und endete erst, als er am 21. Juni 2001 im geschätzten Alter von 83 Jahren starb. Man ist sich nicht sicher, wann der gute John Lee zur Welt kam. Relativ sicher ist nur der Tag. An einem 22. August kam er auf einer Farm in der Nähe Clarksdale in Mississippi zur Welt, ob nun 1917, 1918, 1919 oder 1920 kann nicht sicher nachvollzogen werden.
Wie kaum ein anderer Blueser hat er die Musikszene der Nachkriegszeit geprägt. Die Rolling Stones, Animals, Yardbirds, Canned Heat, Groundhogs und die Steve Miller Band sind nur die Speerspitze der Musiker, die in ihrem Sound maßgeblich von Hooker beeinflusst wurden. Sein markanter Stil war von simpler Struktur. Extrem rhythmisch, aber gleichzeitig sehr spartanisch trug er seine Stücke vor. Meist nur mit seiner Gitarre saß er auf der Bühne, und mit einem stampfenden Fuß gab er sich selbst den Rhythmus vor, in dem er seine poetisch angehauchten Alltagsgeschichten zum Besten gab.
Als Teenager bekommt er von seinem Stiefvater, Will Moore, Einblick in das Gitarrenspiel, nachdem er bis dahin Gospels und Spirituals gesungen hat. Im Hause seiner Eltern übernachteten gelegentlich Bluesgrößen der damaligen Zeit wie Blind Lemon Jefferson oder Charley Patton, die nachhaltig Eindruck auf den jungen John Lee ausübten - der Blues hatte ihn gefangen. In seiner Jugend zog er kreuz und quer durch die USA, um 1947 in Detroit sesshaft zu werden und seine ersten Tonaufnahmen zu machen. Die erste Single unter seinem Namen "Boogie Chillun" wurde sofort eine Nummer Eins in den Juke Box Charts. Die folgenden Jahre waren dadurch gekennzeichnet, dass er unter zehn Pseudonymen über siebzig Singles für 21 Labels veröffentlichte. Eine für heutige Maßstäbe fast unglaubliche Arbeitswut, aber irgendwoher musste das Geld kommen, das er für seinen Lebensunterhalt benötigte. 1951 landete er mit "I'm In The Mood" erneut einen Riesenhit. Finanziell ausgezahlt hat es sich für ihn aber nicht. Sein Label zahlte ihm eine kleine Summe als Abfindung, den großen Reibach machte die Firma. Rassismus - damals ein noch viel größeres Problem in der Musikindustrie als heute - war vielleicht auch der Grund, warum John Lee Hooker erst so spät zu Ruhm kommen sollte.
Andere Größen des Geschäfts besannen sich auf ihre Wurzeln und baten den Boogie Man darum, mit ihnen Platten einzuspielen. 1971 nahmen Canned Heat zusammen mit Hooker die Platte "Hooker 'n' Heat" auf und die Steve Miller Band engagierte den Veteranen für die Aufnahmen zu "Endless Boogie". Sage und schreibe 23 Jahre nach der Veröffentlichung seiner ersten Single tritt Hooker langsam aber sicher aus dem Status des Geheimtipps - der er nach Meinung vieler immer noch war - heraus und gelangt zu größerem Ruhm. Da muss es wohl bein einigen Leuten "klick" gemacht haben, denn in den kommenden Jahren wurde er immer wieder für diverse Projekte herangezogen. Im Film "Blues Brothers" spielte er eine kleine Gastrolle, in "Die Farbe Lila" tauchte seine Musik auf und in der Rock-Oper "Iron Man" von Ex-Who-Gitarristen Pete Townsend singt er den Titelsong.
Den Grundstein für den letzten - und wohl einträglichsten - Abschnitt seiner schon so langen Karriere legte ausgerechnet Carlos Santana. Auf dem 1989er Hooker-Album (mit Gästen wie Robert Cray und Los Lobos) untermalte er den Titeltrack mit seinem charakteristischen Gitarrenspiel und schwupps war die Platte in den Top Ten der Verkaufscharts zu finden. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte John Lee Hooker vom Lohn seiner Arbeit schwärmen: "Das Geld regnet jetzt vom Himmel." Aber nicht nur das Geld, denn nun konnte er auch Preise für sein Werk einsacken. Die Neuinterpretation von "I'm In The Mood" mit Bonnie Raitt brachte ihm einen Grammy ein und 1991 war es endlich so weit, dass er auch in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen wurde, nachdem die Juroren im Bezug auf ihn die Jahre davor im Tiefschlaf verbracht hatten.
Seine folgenden Veröffentlichungen waren erfolgreich wie nie zuvor und gespickt mit Altstars des Rock und Blues. Auf "Mr Lucky" spielt eine ganze Schar illustrer Gäste mit. Von Tom Waits über Keith Richards bis hin zu Ry Cooder und Santana, alle huldigen ihrem großen Vorbild. Nun war er in der Lage, den ihm so lange vorenthaltenen Weltruhm zu genießen. In der Nähe von San Francisco kaufte er sich zwei Häuser und flugs noch einen Fuhrpark mit 15 Luxuskarrossen. Das Paradoxe dabei war, dass Hooker gar keinen Führerschein besaß. Aber er wusste, dass man sich Kindheitsträume einfach erfüllen muss.
Hooker war auf einmal in und blieb es bis zu seinem Tode. Komischerweise wirkte er auch in einem Lee-Jeans und Pepsi-Werbespot mit, obwohl ausgerechnet das Pepsi-Motto ja eigentlich mal "The New Power Generation" lautete ...
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