laut.de-Kritik

John Frusciante muss sich warm anziehen.

Review von

John McBain trägt ein großes Erbe. Mit ihm aber auch das Schicksal, dass sein Name bei vielen Rockfans nicht den verdienten Beifallssturm auslöst. Dabei war es McBains Gitarre, die 1992 einer Band namens Monster Magnet zu ihrem bis heute unumstößlichen Psychedelic Rock-Meisterwerk verhalf.

Mit McBains erstem Soloalbum "The In-Flight Feature", um es gleich vorweg zu sagen, wird sich dahingehend wenig ändern. Was den Mann aus New Jersey aber nicht sonderlich stören wird, zumal er nach seinem Ausstieg bei Monster Magnet wenig reputationsträchtige, geschweige denn einträgliche Engagements angenommen hat. Zwar spielte er 1998 mit Josh Homme die ersten QOTSA-Demos ein, das erfuhr aber so gut wie keiner. Verbürgt ist vielmehr, dass McBain um 1993 bei der Seattle-Combo Hater mit den Soundgarden-Männern Matt Cameron und Ben Shepherd jammte, woraus später die Wellwater Conspiracy erwuchs.

2006 ist John McBain, Jahrgang 1965, wieder zu einem alten Grundsatz zurück gekehrt, der da lautet: "It's a satanic drug thing ... you wouldn't understand." 46 Minuten lang bläst er mit Hilfe ausufernder Fuzz-Gitarren und fiependen Analog-Synthies einen hippieesken Krautrock-Ballon auf, der an so mancher Stelle zu platzen droht, stattdessen aber nur noch höher steigt. Zwar rät der Musiker im Booklet zum geerdeten Kopfhörer-Trip, doch schon der Albumtitel deutet an, dass danach abgehoben wird. Auch klar, dass Gevatter Brant Bjork seine Labeltore weit öffnete, um dieses Klangepos veröffentlichen zu dürfen, schließlich geht es bei McBain mitunter bunter zu als auf Queens "Flash Gordon"-Soundtrack.

"The In-Flight Feature" ist allerdings mehr als nur ein Bjork'scher Freundschaftsdienst fürs Protokoll der Rock-Annalen. Gleich der Beginn mit lärmendem Startbahngetöse und sich langsam heraus schälenden, kristallklaren Gitarrentupfern lässt die Soundkaskaden früher deutscher Innovatoren (Faust/Can/Neu!) wieder aufleben. Nicht zuletzt dank der exakten Drehzahl von Michael Rothers altem Krautmotor sorgt das zehnminütige und reichlich zur Endorphinausschüttung beitragende "In Santiago Airspace" für Trouble in der Magengegend. Ganz ohne Luftlöcher. Ab und an lässt McBain seinen Kumpel Gerry Amandes weltfremde Dinge schief einsingen ("HubbleBubble"), oder er jagt dessen Stimme gleich durchs Effektgerät, wie im herrlich den Pop-Ansatz Syd Barretts aufgreifenden Echo-Opus "Centaur Of The Sun".

Rhythmisch abwechslungsreich und mit viel Liebe zum Sounddetail komponiert, macht McBain unter partieller Mithilfe seiner Ex-Kollegen Jon Kleiman (Drums) und Tim Cronin (Gitarre) überzeugend deutlich, dass er auch 14 Jahre nach "Spine Of God" noch die richtigen Platten im Schrank stehen hat (frühe Pink Floyd bis "Dark Side Of The Moon") und tritt ganz nebenbei mit Spacetrip-Klassenprimus John Frusciante um die Vorherrschaft im Neo-Kraut-Genre an. Jener kümmert sich zwar derzeit gerade wieder um die Rettung der Rockmusik, hat aber bekanntlich einen 72-Stunden-Tag. Sein Krautrock-Experiment "A Sphere In The Heart Of Silence" hat mit "The In-Flight Feature" nun ein kleines Brüderchen bekommen.

Trackliste

  1. 1. The Underwater Pornographer's Assistant
  2. 2. Vimanas Over Nob Hill
  3. 3. In Santiago Airspace
  4. 4. Centaur Of The Sun
  5. 5. Motherboard
  6. 6. HubbleBubble
  7. 7. Farewell Iron Age
  8. 8. Vs 666
  9. 9. Metronomicon
  10. 10. Fog Machine

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