laut.de-Kritik
Einfache Mittel, ergreifende Wirkung.
Review von Sebastian FuchsDie Sorte Songschreiber, die mit einfachsten Mitteln maximal ergreifende Wirkung erzeugt, deren Texte so persönlich sind, dass es einem manchmal an die eigenen Nieren geht, und die mit zwei Liedern ganze Welten von unterschiedlichen Stimmungen ausdrücken kann, zu jener Sorte zählt auch Jude Christodal aus Boston. Seit zehn Jahren nimmt er Platten auf, "Redemption", sein fünftes Album, ist ein großes geworden. Mit einer großen Zahl von Musikern, die u.a. schon bei Elliott Smith, Elvis Costello, Beck und Damien Rice mitgewirkt haben, präsentiert Jude hier ein Album, das berührt und das Zeug zum Klassiker hat.
"All I Want" legt los mit einer mal schrammelnden, mal fingergepickten Klampfe, dazu Judes sich langsam steigernder Gesang, der von mehreren Background-Sängern unterstützt wird. Die süffigen Gesangsharmonien kontrastieren das ungeschönte, ein wenig rauhe Gitarrenspiel. Rauh, schroff und bluesig kommt auch "Save Me" daher - der Song wurde in der populären US-Fernsehserie "OC California" eingesetzt - stampft einen stoischen Beat und erinnert in den Harmonien ein wenig an Elliott Smith. Jude erzeugt mit der klassischen Instrumentierung oft eine altmodische, fast antiquierte Stimmung, besonders in "Dreaming" setzen ein gedämpftes Schlagzeug und ein Kontrabass die Akzente und bieten einen federnden Boden für den Falsett-Gesang des Herrn Christodal. Der singt ausschließlich über die Liebe und lässt erahnen, welche Gefühlsberge und -Täler der 36-Jrige durchschritten hat.
Doch er kann auch anders: in "Love, Love, Love" croont Jude über einen rumpelnden Blues-Beat, eine Orgel schwurbelt beschwingt, kurzum: es klingt nach Klassiker. Bei "Run To My Room" halten die E-Gitarren Einzug, der Rhythmus stampft entspannt und ein Klavier kommt später dazu: Die Art, wie Jude in den Arrangements seinen Instrumenten ein Eigenleben gibt, sie aufleben, drängen und wieder abebben lässt, verleiht "Redemption" eine besondere Klasse, die Instrumentierung nimmt oft überraschende Wendungen und untermalt auf sehr originelle Weise den Gesang.
"End Of The Rainbow" ist eine klassischen Piano-Ballade über trübe Selbstmord-Fantasien, die trotz der finsteren Thematik ihren Pop-Appeal nicht verliert. Der melancholische Pop-Song "Your Eyes" zeigt die ganze Spannbreite von Judes Gesang auf, vom tiefsten Bass bis ins höchste Fallsett und zurück.
Aufgeräumt zwinkert uns Jude bei dem schmissigen "Break-Up Song" zu, um kurz darauf in "Married" depressiv und anmutig über die Hochzeit seiner Angebeteten mit einem Anderen zu singen, reduziert und anrührend, die Geigen geben den Rest dazu. Nach dem nicht so starken "Stay" geht es im staubtrockenen "Money" sogar soulig zu, samt Damenchor und Orgel. Noch einmal poppig wirds in "Beautiful Loser", ehe Jude in "Fly Again" zur großen Schlussballade ansetzt, sein Klavierspiel und die Stimme gehen ans Herz, die Geigen sind kein Kitsch sondern ein sparsam gesetztes Stilmittel, dass in Richtung Magengrube zielt und trifft.
Als Finale gibt es eine Live-Version von "Taking More, Giving Less" aus Chicago. Eine aufgeheizte Konzertatmosphäre macht dieses gospelig-bluesige Stück zu dem wilden Schlusspunkt eines großartigen Albums.
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