laut.de-Kritik
Eine Prise Machine Head mit nicht zu viel Slipknot ...
Review von Christine BarthVier Jungs aus Österreich wollen es mit dieser Platte wirklich schaffen. Sie stellen hohe Erwartungen an die Zukunft und lassen bei Interviews immer wieder den großen Traum vom Rockstarleben außerhalb von Mozartkugeln und herrlicher Alpensicht durchblitzen. Was sie wollen, ist Sex, Drugs and Rock'n'Roll.
Beim Opener des Debüts bekommt man auch wirklich das Gefühl, dass die vier Feuer unterm Arsch haben. Das Schlagzeug treibt den Song punkig voran, die verzerrten Gitarren setzen samt Gesang zu einem Rundumschlag durch die Rock-Kiste an. Kopfnickenderweise ist man gespannt auf den Rest des Albums, kann dank Ohrwurmqualitäten schnell am Geschehen teilnehmen und sich beim Refrain miteinklinken. Partystimmung kehrt ein ins heimische Wohnzimmer.
"Beautiful" kommt rockig, aber auch um einiges radiotauglicher daher. Trotzdem röhrt der Sänger seinen Weltschmerz ins Mikro. Langsam drängen sich Vergleiche mit gängigen New Metal-Bands auf, die man jedoch noch hoffnungsvoll zur Seite schiebt. Leider bestätigt sich der Verdacht im Laufe des Albums, da hilft auch kein Griff in die Trickkiste mehr. Vor allem, wenn ein Song wie "Miosis" nach markerschütterndem Gegrunze mit einem Halleffekt endet. Man kann es sich auch zu einfach machen ... Die Jungs müssen irgendein Rezept für Rockmusik benützt haben, das vorschreibt, eine Prise Machine Head mit nicht zu viel Slipknot zu verbreien und dazu den Refrain immer schön melodiös und eingängig halten. Besonders auffällig wird dieses Schema bei "Distance". In diesen Song mixen sie auch noch die kommerziellen Standardtexte "Sun don't shine at night/.../I feel darkness in me/...".
Das Problem dieser Kombo scheint zu sein, dass die vier Jungs aus der Schnitzelbude böse Mucke machen wollen ("I'm a freak and your a whore"). Aber eigentlich sind sie die netten Jungs von nebenan. Die Texte klingen aufgesetzt und passen teilweise nicht zum Sound. Alles in allem eine nettes Debüt mit einer astreinen Produktion, nur leider zu unspektakulär, um unter den ganz Großen bestehen zu können. Eine Sorge immerhin können Julia also getrost vergessen: "Success makes all your friends turn away".
1 Kommentar
@laut.de (« Eine Sorge immerhin können Julia also getrost vergessen: "Success makes all your friends turn away". »):
Das schmerzt