laut.de-Kritik
Energiestrotzende Live-Performance vom neuen Gitarrengott.
Review von Kai KoppEhrlicher Rockblues (nicht Bluesrock!) mit einer saftigen Portion Boogie. So einfach kann Schubladisierung sein. Julian Sas will nicht modernisieren, nicht in Stilen wildern und nicht fusionieren. Julian Sas will gerade, ehrliche und eindeutige Abgehmugge machen. Dementsprechend hält er sich auf seinen Alben nicht mit verschnörkelten Spielereien auf, sondern macht ab der ersten Note deutlich, wo der Hase lang läuft.
Dieser Tage veröffentlicht der 31-jährige Holländer die Live-Doppel-CD "Delivered", die auch als DVD erscheint. In seiner Heimat hat er sich mittlerweile einen festen Platz als Gitarrengott erspielt und wird in einem Atemzug mit den Blues- und Rockgrößen Stevie Ray Vaughan, Rory Gallagher, Jimi Hendrix, John Lee Hooker und Johnny Winter genannt.
Solche Vergleiche lassen spätestens seit seinem letzten Studioalbum "Ragin' River" auch die deutschen Nachbarn hellhörig werden, versprechen sie doch eine Insel ernstgemeinter Ehrlichkeit in den schweren und inhaltsleeren "Deutschland-sucht-den-Superstar"-Zeiten. Julian Sas setzt diese Vorschusslorbeeren als energiestrotzende 125-minütige Live-Performance um.
Unterstützt wird der energiegeladene Krachmacher von seinen nicht weniger gefährlichen Kollegen Pierre De Haard an der Rhythmusbatterie und Tenny Tahamata am Brummel-Fundament. Sie packen uns am headbangenden Schopf, rütteln uns wach und offenbaren trittsicher und bestimmt, dass Musik bei Weitem mehr als ein Produkt ist. Bei Ihnen erfahren die Songs jene Tiefe, die nur die vermitteln können, denen der unverblümte Geruch von Sex, Drugs und Rock'n'Roll in der Nase klebt.
Mit unbändiger Spielfreude präsentieren sie einen Kracher nach dem anderen. Steigern sich in eine musikalische Ekstase, die in dem zwölfminütigen Jimi Hendrix-Orgasmus "Hey Joe" ihren Höhepunkt findet. Quasi als Zigarette danach hauen sie den Hörern anschließend den "Blues For The Lost And Found" um die Ohren, um den Sack mit einem Bluesrock-Medley zur Huldigung des erklärten Vorbildes Rory Gallagher endgültig zu zu machen. Erschöpft und glücklich danke ich der Julian Sas Band für diese Offenbarung.
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