laut.de-Kritik
Juwelen aus der Bleistiftmine.
Review von Stefan JohannesbergTrap-Rap mal kurz beiseite gelegt: Endlich schält KA Juwelen en masse aus seiner Bleistiftmine. "Known for mixin' words / Vicious verbs emerged from being this disturb / as a kid observed from curbs where they twist the herb / was rappin' in present years before the gift was heard / My quarters wasn't in calm waters the ships perturbed." Im von einem verträumten Synthiegitarren-Loop getragenen "Mourn At Night" webt er mal kurzerhand seine Lebensgeschichte in poetische wie punchlinetaugliche Wortspielereien. Wir lernen: In Brooklyn ist das Leben tough, während ein junger Padawan sein Rap-Talent entdeckt. Das alleine reicht jedoch nicht. Wer Koks vertickt, hat Kohle. "I grace on balconies burn with cowardice shots / With out haste learned alchemy turn powder to rocks".
Trotzdem übernimmt KA bereits früh die Erziehungsrolle und versteht die Wichtigkeit einer guten Bildung. "Them days raised my sister rigid / never coddled her / I ain't poppin' shyt just got a doctorate / I'm proud of her". KA selbst ist ein Anführer. Rechtschaffen und geprägt vom klassischen 5%-Glauben. "Felt a gleam, too much self esteem to a groveler / Been leader since toddler teach not to be a follower". Ein Führer führt mit Taten und hilft den Hilfesuchenden, egal wie hart die Zeiten sind. "... attracted by my actions not my speaking / my battle plan was grab the hand that was reaching / from teens was taught the need of support was leeching / So I stood on mine / during the hoodiest time".
KA-Alben bedienen immer alle Gehirnwindungen, berühren die Seele und fordern die totale Konzentration. Jeder Track ist ein potentieller B-Movie mit Kultstatus, bei dem seine eigenen Musik-Kreationen eher im Hintergrund agieren. Auf "Honor Killed The Samurai" durchbricht er jedoch mit seinen Produktionen die gewohnte Struktur. "Conflict" überrascht mit poppigem 80er-Loop und "Just" spült mit einer fröhlichen Melodie fast die dunkle Stimmung hinfort. Auf "The Cold And Lonely" mixt er dann DJ Muggs-Geigen mit den legendären Piano-Parts aus Yusef Lateefs "Mornings". So wie einst Cormega auf "Unforgiven", legt er aber auch hier, ähnlich wie Alchemist oder Roc Marciano, keine Drums über die Loops und Klangebenen.
Doch trotz aller Tiefe und Sound-Ideen: Ohne die Lyrics funktioniert es nicht. Allein die fünf Zeilen aus "Finer Things", in denen er das Spannungsfeld zwischen afrikanischem Erbe und Leben als Emcee im modernen Amerika verdichtet, schlagen jeden Poetry Slam mitten in die Fresse rein, wie Bela und Farin: "They say it's royal in my blood, toyed with mentally for centuries / Not toilin' the mud, the luck of most / Was not to survive them fukkin' boats / On the land of mother's coast / Shoulda been cuttin' throats". Oder wie er in "Ours" ebenso intensiv und pointiert nachlegt: "Was urged home for all the wrong, my riff with immigration / I boast to learn my culture 'fore I picked assimilation / The dose of lies, I post you'll find raps to wisen / At most they rhyme to gross, mine's appetizing". Soul-Food for thoughts, Mahlzeit.
3 Kommentare mit 6 Antworten
Damn, das hatte ich gar nicht auf dem Schirm. The Night's Gambit war completely unrivaled in it's own lane. Man entschuldige mir das Denglish.
Die Wertung vermiest mir die Vorfreude ein wenig, aber das war schnell verflogen, als die ersten Verse KA typisch gebetsmühlenartig vorgetragen ihren Weg aus der booth zu mir fanden.
Gebe mich nun weiter dem Genuss hin und bin gespannt.
Es sind doch vier Punkte! Ich kann doch nicht immer die Höchstwertung ziehen, Fanbonus kriegen nur der Clan oder Bayernfans Aber die Hälfte des Albums ist von 5/5, keine Angst
Lag wohl auch daran, dass ich die Review erst nach dem Hören gelesen habe.
Was wird passieren wenn der rzarector im Alaba-Trikot posiert?
Ungehört vorbestellt
Bayernfans...
Just gefällt mir schonmal sehr gut. https://www.youtube.com/watch?v=Do2xXV2xrr0
Stimme und Flow erinnern mich irgendwie etwas an The Streets.
Es hat beides in der Tat etwas Spoken Words-mäßiges. Aber die Lyrics beim reimenden und rechtschaffenen Ex-Gangster-Now-Turned-Feuerwehrmann muss man eigentlich parallel lesen. Zu krass.
Muss man sich natürlich erst reinhören und Ka ist sowieso nie was für nebenbei. Aber wenn man sich drauf einlässt, ist das ein ganz eigener Film.
Ja, geht nur ganz oder gar nicht. Wenn Roc Rotwein-Rap ist, müsste KA eigentlich Alleine-Dunkeln-Hasch-Krãutertee-Rap sein.