laut.de-Kritik

Peinliche Anbiederung an verwirrte Jugendliche.

Review von

"Mein größtes Ziel ist es, KC Rebell eine Stufe weiter zu bringen", ließ Banger-Oberhaupt Farid kürzlich in einem Interview verlauten. "Eine Stufe weiter" bedeutet im Banger Musik-Kosmos aber nicht etwa, sich musikalisch oder inhaltlich großartig weiter zu entwickeln, sondern schlicht und einfach, die Fanbase zu maximieren. Kurz: auch Menschen abseits der 15- bis 18-jährigen halbstarken Backfische anzusprechen. Wie das geht? Ganz einfach: Man sucht sich eine noch grenzdebilere Zielgruppe. Wo könnte man da besser fündig werden als auf YouTube?

Dachten wohl auch Farid und KC und schnappen sich für "Bist Du Real" nicht nur Schmalzbarde Moé, sondern setzen dem Ganzen mit YouTube-Star Dagi Bee die Krone auf. Dagi, selbsternannte Expertin für Beauty, Lifestyle und Entertainment sowie Lebensabschnittsgefährtin unser aller Lieblings-Löwenkind Liont, hat immerhin so viel Anstand, sich nicht musikalisch an der Single zu beteiligen. Ein paar Sekunden seligen Herumhopsens im Video sollten für feuchte Freudentropfen in den Höschen ihrer jugendlichen Fans ausreichen.

Kommentare wie "Album storniert", die zahlreiche KC-Anhänger posten, werfen jedoch die Frage auf, ob er sich mit der Aktion nicht ins eigene Fleisch schneidet. Dass sich der Rebelluzzer hin und wieder von seiner weichen Seite präsentiert, dürfte inzwischen bekannt sein. Aber wenn sich ein Großteil von "Fata Morgana" auf absolut peinlich-abgenutzte Art und Weise um das weibliche Geschlecht dreht, kann von einem im "Freestyle Skit 3" versprochenen "akustischen Orgasmus auf Albumlänge" schon mal gar keine Rede sein.

Bis hierhin hatte ich den Essener eigentlich für den talentiertesten Banger gehalten. Allein schon der Stimme wegen. Was er auf Album Nummer Fünf teilweise abliefert, lässt aber selbst Majoe in einem halbwegs guten Licht dastehen. "Die Menschen suchen immer meine Fehler aus Verzweiflung", heißt es auf "Mein Eigenes Ding". Mit Tracks wie "Casablanca" oder "Wieder An Deiner Tür" stößt KC Rebell einen förmlich mit der Nase darauf. "Porzellan" und "Nicht Mehr Normal" gestalten sich ähnlich stumpfsinnig. Präzise zusammengefasst: Eine Frau hat KC sehr verletzt, deshalb denkt er jetzt angeblich nur noch "mit dem Kopf, denn [s]ein Herz ist auf Eis gelegt."

In Wirklichkeit übernimmt aber sein Schwanz die Kontrolle, mithilfe dessen er zum Rachefeldzug gegen die Damenwelt ansetzt, also mit der "Bifi direkt in die Mumu" und der "Löwenmilch" in den Mund ("Hasso"). Schleichwerbung für seine Shishabar Rebell Lounge gibts inklusive. Lahme Wie-Vergleiche und teils hölzerne Texte durchziehen das gesamte Werk; sich dann auch noch einer Haftbefehl-Line zu bedienen (von wegen Warner und Bugs Bunny), entbehrt wirklich jeder Coolness.

Da sticht das Feature mit Reichsbürger-Verschwörungstheoretiker und Sing-meinen-Song-Sänger Xavier Naidoo über Fremdenfeindlichkeit ungewöhnlich positiv hervor. Auf der Erkenntnis, dass der Benz in der Garage und die Rolex am Handgelenk allein nicht glücklich machen ("Alles & Nichts"), liegt zwar schon eine mitteldicke Staubschicht, trotzdem geht der Track, ebenso wie "Money" mit nettem Biggie-Sample, gut ins Ohr.

Kleine Momente wie "Du bist wie Rotze, denn du ziehst dich an der Nase hoch" und orientalisch-asiatische Klänge machen "Kanax In Tokyo" mit Farid zwar nicht zum Besten der Reihe, aber doch zu einem der Höhepunkte des Albums. Besagte Klänge und von mir aus auch stumpfes Trap-Geballer hätte man anstelle von Klavier und Streichern jedenfalls öfter einsetzen sollen. Aber nichts vermag über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass es sich bei der "Fata Morgana" eben genau darum handelt: Betrug.

Peinliche Anbiederung an verwirrte Jugendliche, deren Schmerzgrenze wahrscheinlich noch nicht einmal beim "Augenblick" mit Summer Cem erreicht ist, in dem die beiden pseudo-tiefsinnig über das Sterben sinnieren. Gut erkannt, Jungs: "Irgendwann kommt der Mann mit der Sense." Erledigt der eigentlich auch Auftrags-Arbeiten?

Trackliste

  1. 1. Ghetto Aristoteles
  2. 2. Alles & Nichts
  3. 3. Kanax in Tokyo
  4. 4. Money
  5. 5. Fata Morgana
  6. 6. Bist Du Real
  7. 7. Freestyle Skit 3
  8. 8. Porzellan
  9. 9. Casablanca
  10. 10. Nicht Mehr Normal
  11. 11. Hennessy
  12. 12. Wieder An Deiner Tür
  13. 13. Hasso
  14. 14. Augenblick
  15. 15. Mein Eigenes Ding
  16. 16. Auf Dem Weg

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16 Kommentare mit 23 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Allein schon die Tatsache, dass hier durch "ausgerechnet einer Haftbefehl-Line" geurteilt wird (Haftbefehl abwertend darzustellen ist spätestens nach "Russisch Roulette" einfach nur noch peinlich), zeigt wie stark subjektiv dieser Artikel geschrieben wurde. Sorry Leute, das Album mag euch vielleicht nen Tick zu melodramatisch sein, aber das ist nunmal die Musik die KC macht. Nur weil er nicht zum X-ten mal eure Mütter gef**kt hat, ist das Album nicht gleich scheiße.

    • Vor 8 Jahren

      Die Meinung, dass Haftbefehl hier abwertend dargestellt sein soll, ist wohl nur mit zu hohem Drogenkonsum zu erklären. Und subjektiv ... ach mann ... *gähn*

    • Vor 8 Jahren

      Hallo Löwenkind Niko. Die Haftbefehl-Line wird erwähnt weil sie gebitet ist, und btw. sich der Hänger mit seinem unlustigen Diss-Scheiß als YT-Promo gerade bei Azzlacks und Umfeld unbeliebt gemacht hat.

    • Vor 8 Jahren

      ich wollte dem Kollegen auch gerade empfehlen die Rezension nochmal zu lesen..."einfach nur noch peinlich"...

  • Vor 8 Jahren

    "Dachten wohl auch Farid und KC und schnappen sich für "Bist Du Real" nicht nur Schmalzbarde Moé, sondern setzen dem Ganzen mit YouTube-Star Dagi Bee die Krone auf."

    Richtiger Bitch Move, sheesh!

    "Was er auf Album Nummer Fünf teilweise abliefert, lässt aber selbst Majoe in einem halbwegs guten Licht dastehen."

    Das ist hart :D KC und Summer sind die einzig akzeptablen Banger-Rapper, finde ich.

  • Vor 8 Jahren

    Ach jetzt blick ich, warum LionT so bekannt geworden ist. Die Fans interessieren sich gar nicht für ihn, die wollen nur seine Freundin tanzen sehen.

  • Vor 8 Jahren

    Die Alben die bei Laut.de zerrissen werden sind meistends die Besten

  • Vor 8 Jahren

    Richtig mieses Album von KC. Hatte wirklich gehofft er legt nach Rebullution nach ne schüppe drauf und bring das überalbum und dann so was. Hin und her gerissen zwischen pseudo Gefühlskram und auf harten Typen machen. Leider funktioniert beides nicht. Über die Aktion mit Dagi Bee müssen wir gar nicht erst reden, richtig peinlich. Hatte in bisher für den besten Rapper von Banger Musik gehalten. Hoffentlich liefert er nächste mal wieder stärker ab. Er kanns ja! Fata Morgana = 2/5