laut.de-Kritik
New Drugs Against War.
Review von Ulf KubankeWenn die Zeiten wenig Anlass zum Jubel geben, kann man sich immer noch selbst feiern. Mit "Rocks" rollen KMFDM der eigenen Bedeutung einen roten Teppich aus und überbrücken ebenso die Wartezeit auf ihr 2017 erscheinendes Studioalbum. 15 biografisch essentielle Tracks bieten Sascha Konietzko und Co in Neubearbeitung oder Remixversion an. Das Ergebnis klingt rund und deutlich ansprechender als ihre letzten regulären Veröffentlichungen.
32 Jahre nach Bandgründung sind die Miterfinder des Industrial-Rock/Elektro-Metal international anerkannter Teil der Musikgeschichte. Lediglich in der deutschen Heimat gab es jahrzehntelang kaum mehr als ein ratloses Schulterzucken. All jene, die KMFDM bislang verpassten oder bereits alles kennen, können mit dieser Zusammenstellung einen hervorragenden Abstecher in den Katalog dieser längst in den Staaten beheimateten Combo unternehmen.
Ihre durchweg eigenständige Ästhetik und der einmalige Ausdruck machen die Klänge stets unverwechselbar. Alle Gitarren-Attacken und Steckdosen-Beats transportieren ihr typisch paradoxes Klangbild, welches einerseits so kantig daherkommt wie ihr legendäres Coverartwork. Gleichzeitig fließt alles rund und strukturell harmonisch ineinander. Zusammen mit der aufstachelnden Energie ihrer Anarcho-Slogans entsteht ein suggestives Lockmittel, dem sich kein Genrefreund ernsthaft verweigern kann.
Das Schöne an diesen renovierten Variationen ist die inspirierte Zuneigung und Sensibilität, mit der alle Beteiligten den Originalen ein paar frische Facetten aus dem Stromkreis leiern. "Animal Out" etwa groovt ansteckender als die Urversion auf "Kunst". Sogar die tollen Nummern ihrer Überplatte "Angst" (z.B. "Still Sucks" oder "Light") funktionieren ein knappes Vierteljahrhundert nach der Erstausgabe erfreulich zeitlos.
Zwei herausragende Stücke erhalten die Ehre, hier mit mehreren Mixvarianten vertreten zu sein. Das Dancefloor-Brett "Amnesia" (von "WTF?!") gewinnt besonders in der atmosphärischen Deutung des Trentacoste-Remixes. Absolute Höhepunkte von "Rocks" sind dennoch - und wenig überraschend - die beiden neuen Gesichter ihres popkulturellen Schlüsselsongs und größten Hits "A Drug Against War". Auch hier hat der kreative Mix Marco Trentacostes knapp die Nase vorn. "...stronger than ever, ever before: KMFDM is a drug against war!>/i>"
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