laut.de-Kritik

Musik für betrunkene Fußballfans mit Sonnenbrand.

Review von

"Umso älter du wirst, desto weniger machst du dir Sorgen darüber, was die Leute denken. Auf dem ersten Album haben wir einfach gespielt, weil wir nicht wussten, dass Leute das hören werden. Ab dem zweiten haben wir uns Gedanken gemacht, was die Menschen davon halten. Jetzt ist uns alles egal" sagt Sänger Ricky Wilson über "Duck", die siebte Platte der Kaiser Chiefs. Ihrer Linie bleiben die Briten trotzdem treu und spielen strukturierten Indie mit viel Mitsingpotential.

Zu Beginn feuern sie erst mal ein kleines Blues-Brothers-Feuerwerk ab. Der Opener "People Know How To Love One Another" klingt wie "Everybody Needs Somebody" aus dem Film über die Musikrabauken in schwarzen Anzügen. Die Leeds-United-Fans haben noch immer den Fußball-Stadion-Flair im Blut und spielen damit wie Innenverteidiger Lucas Radebe, nach dessen Ex-Club aus Johannesburg sich die Gruppe benannte. Die Refrains der Platte wiederholen sie so oft, bis sie auch der betrunkenste Fan der Kurve im schwarz-gelben, mit Bier besprenkelten Trikot grölen kann. Erfolgsrezept: Hooks aus einem, sich wiederholenden Satz oder ein einfaches "Nanananana" ("Golden Oldies", "Kurt Vs Frasier (The Battle For Seattle)").

Man hat das Gefühl, die Platte soll primär nicht wehtun, und das gelingt. Viel mehr ist sie sogar ganz gut. Ein simpler Partygedanke schleicht sich durch das Werk. So bemerkt man vor lauter Sommervibes kaum die Gesellschaftskritik in "Wait" oder, dass Wilson in "Target Market" verzweifelt versucht, die Zeile "You're the only one i wanted to impress" in das unpassende Silbenschema zu drücken.

Gute Laune entsteht durch poppige Akkordfolgen ("Lucky Shirt") oder prägnante Bass-Riffs im Stile von Portugal. The Mans "Feel It Still" ("Wait", "Record Collection"). Aussagekräftig wird es selten. Das ist bei poppigem Stadionrock aber auch nicht notwendig. Dementsprechend schrammen die Liebeslieder "Target Market" und "Electric Heart" auch nur die emotionale Tiefe, berühren jedoch nicht wirklich.

Grund dafür ist - neben den Texten - die musikalischen Umsetzung: Statt klirrenden Becken gibt es gesampelte Snare-Schläge und einfache Beats, denen sich Bassist Simon Rix anpasst. Außer bei "The Only Ones" bricht der Gesang nie aus dem Gute-Laune-Schema. und anstatt mit kreativen Gitarrenmelodien füllt die Gruppe die Hooks mit klaren Synthies und Bläsern. Im negativen Extremfalle schleicht sich ein Hauch von Schlager in den Refrain ("Northern Holiday").

Dennoch wäre ein Vorwurf an "Duck" unberechtigt. Wer sich nach einem Fußball-Club benennt und mit Hits wie "Ruby" weltweiten Erfolg feiert, hat auch nie Anspruch auf musikalische Tiefe erhoben. Die Kaiser Chiefs machen Bock, mehr aber auch nicht.

Trackliste

  1. 1. People Know How To Love One Another
  2. 2. Golden Oldies
  3. 3. Wait
  4. 4. Target Market
  5. 5. Don't Just Stand There, Do Something
  6. 6. Record Collection
  7. 7. The Only Ones
  8. 8. Lucky Shirt
  9. 9. Electric Heart
  10. 10. Northern Holiday
  11. 11. Kurt Vs Frasier (The Battle For Seattle)

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