laut.de-Kritik
Das Ende der Trilogie gerät hochklassig.
Review von Sven KabelitzChapeau! Kaizers Orchestra haben geschafft, woran manch anderer scheiterte - inklusive David Bowie (Nathan Adler Diaries). Mit dem dritten Album der Violeta Violeta-Trilogie erzählen sie uns vom Ende des Märchens um das Mädchen, das zu schön ist, um ihren Namen nur einmal zu tragen: Violeta Violeta.
Am Ende des zweiten Aktes ließ uns die Kapelle mit einem tragischen Finale zurück. Hand in Hand mit ihrer Mutter stürzt sich die Hauptfigur von einem Wolkenkratzer in den Freitod. Zu "Begravelsespolka" betritt nun der Teufel die Bühne. Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten. Wer sich tapfer durch die norwegischen Texte der ersten beiden Longplayer gekämpft hat, soll hier nicht das Opfer von Spoilern werden.
Musikalisch hebt sich "Violeta Violeta Vol. 3" vom ersten Moment von seinen Vorgängern ab. Die Verschrobenheit ist geblieben, an ihre Seite gesellen sich mehr als zuvor Theatralik und Cineastik. Das buchstäblich ganz große Kino, in dem sich die einzelnen Tracks vom klassischen Songschema lösen und zu siebenminütigen Kurzfilmen ausufern. Eine irrwitzige Berg- und Talfahrt aus Polka, norwegischem ESC-Beitrag, Tim Burton und Pink Floyds "The Wall". Vertrackt, versponnen und selbstverliebt.
Ausschweifend und brillant gelingt der Wiedereinstieg ins Geschehen. Bedrohlich stampfend wie der Marshmallow-Mann betreten die Kaizers mit "Begravelsespolka" die Bühne zum letzten Akt. Ein hymnenhafter Polka-Chorus enthüllt das Wesen der Band. Ein verträumtes Klavier leitet "Forloveren" ein, das seine Gestalt wieder und wieder ändert und munter auf den verlorenen Wellen des Styx hin und her schaukelt. "Aldri Vodka, Violeta" kippt zwischen überschwänglicher Romantik, Tragik und Irrsinn.
Die Latte liegt mit all den ausufernden Arrangements gleich zu Beginn sehr hoch. "Siste Dans" wirkt wie ein auf Hogwarts verloren gegangener Muggel. Ein Buchhalter in einer Zauberwelt, die er nicht versteht. Doch das Orchestra nimmt schnell wieder Fahrt auf. Umhüllt von morbidem Charme in "Satan I Halsen", geisterhaftem Chor und Knochen-Xylophon mutiert Sänger Ottesen zu Leonard Cohen. In "Perfekt I En Drøm" fließt der Kitsch am Ende aus Eimern und Boxen, bevor "Sekskløver" die ganze Geschichte und seine Melodien noch einmal Revue passieren lässt. Ein Abspann, vielleicht nicht nur für unsere Heldin?
Für die Zeit nach der Trilogie samt Tournee und Festivalauftritten haben die Kaizers Orchestra eine lange Pause angekündigt. Sie sei ihnen gegönnt. "Violeta Violeta Vol. 3" bildet nach zwei ausgezeichneten Vorgängern das finale Highlight. Die Norweger liefern genug Stoff, um noch über Jahre neue Ecken und Winkel zu entdecken. Aber wehe, sie kommen nicht zurück!
2 Kommentare
Wirklich ganz großes Kino!
Auch wenn ich kein Wort verstehe.
hier gibt es die texte auf deutsch übersetzt. ein 'wenig' wirr bleiben sie trotzdem.
http://kaizers.konzertjunkie.com/lyrics.ph…