30. Oktober 2024
"Dieser Hass überall ist beängstigend"
Interview geführt von Rinko HeidrichDer isländische Künstler spricht offen über die dunkelste Phase seines Lebens, wie er wieder Kraft schöpfte, und warum er Blur-Sänger Damon Albarn als Familienmitglied betrachtet.
Der Name Kaktus Einarsson klingt für deutsche Ohren erst mal ungewohnt und wahrscheinlich komisch. Dabei ist er der Sohn von Islands 'erstem Punk': Önar Einarsson kennt man hierzulande vielleicht noch als Mitglied der isländischen Indie-Band The Sugarcubes. Eine punkige Band, die mit einer damals noch blutjungen Björk am Mikrofon Bekanntheit über die Inselgrenzen hinaus erlangte. In die Schlagzeilen schaffte er es auch als Mitglied der Satire-Partei, die 2004 gar den Bürgemeister von Reykjavik stellte.
Aufgrund der Familiengeschichte erwartet man von seinem Sohn ähnlich kurzweilige Anekdoten, doch der Hintergrund seines zweiten Soloalbums "Lobster Coda" ist ernst. Auf einer Ausstellung seines Vaters erlitt Einarrson eine Art Panikattacke, die sich später als FND, eine funktionale Nervenstörung erwies. Im Interview spricht er über diese beängstigende Phase in seinem Leben, die er kreativ verarbeite und aus der er gestärkt hervorging.
Guten Morgen. Wie geht es dir?
Gut. Der Tag ist noch ganz jung und gleich geht es direkt ins Studio. Die Woche war allerdings etwas verrückt.
Oh, was ist passiert?
Ach, jetzt geht dieser Stress mit der Release-Vorbereitung los. Aber hey, hier bin ich, und bald ist ja schon Wochenende. Alles gut.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Wie sieht dein Wochenende denn aus?
Ich bringe meine Kinder zum Sport, aber eigentlich schaue ich auch, dass ich etwas zur Ruhe komme und nicht tue, was mit meiner Arbeit zusammenhängt. Ich hatte diese Woche wirklich genug mit dem Release und der Tour-Vorbereitung um die Ohren. Ich muss meine Gedanken aber auch darauf fokussieren, dass ich eben nicht permanent in diesem Arbeitskreislauf bleibe. Woher kommst du eigentlich, wenn ich mal fragen darf?
Du wirst die kleine Stadt nicht kennen. So ganz grob: In der Nähe von Köln.
Ah, Köln! Da habe ich wohl die meiste Zeit in Deutschland verbracht. Die Familie meiner Mutter hat dort Wurzeln. Mein Ur-Großvater hatte eine Zigarrenfabrik in Köln. Ich habe ja vorher Techno-Musik gemacht und dort ab und zu in den vielen Clubs aufgelegt. Das Label Kompakt und alles, was damit zu tun hat, kommt ja auch daher. Ich finde es dort ziemlich entspannt, man kann in Ruhe durch die Gegend spazieren.
Ruhe kann man in diesen Tagen wirklich gebrauchen. Es ist aber schwer, richtig runterzukommen. Was ja auch ein Ausgangspunkt deines Albums "Lobster Coda war. Du hattest sogar eine neuralgische Erkrankung, ausgelöst von zu viel Stress?
Ja. FND, Functional Neuralgic Disorder. Das war in der Tat eine 'interessante' Zeit, aber ich bin eigentlich für diese Erfahrung, diesen Einschnitt mittlerweile wirklich dankbar. Also klar, die Krankheit und die Symptome waren wirklich sehr furchteinflößend. Es war auch eine große Herausforderung, aber letztendlich hat es mich dazu gezwungen, mein bisheriges Leben komplett neu zu überdenken. Die Erinnerung daran, es ist erst zwei Jahre her, bleibt mir eine Mahnung, wenn doch wieder, wie in dieser Woche, Stress aufkommt, mal wieder herunterzukommen. Es bewahrt mich davor, in diese alten Muster und diesen Lifestyle zu verfallen.
Das klingt heftig. Sorry, ich kann nachvollziehen, worüber du sprichst. Noch krasser ist ja, wie man vor solch einem Zusammenbruch sich und anderen vorspielt, dass alles okay ist.
Genau, man versucht auch immer, sich zu vergleichen. Da kommen Gedanken der Scham auf: 'Hey, diese Person geht doch total cool damit um, also musst du es doch auch schaffen. Er packt es, eine Familie, einen Job und viele andere Dinge unbeeindruckt und ohne Gejammer unter einen Hut zu bringen.' Aber was weiß man schon genau über diese Person, und ob ihr das auch alles so einfach gelingt, wie es von außen aussieht.
Ja, kleinreden und vergleichen ist nicht gut. Aber wie du bereits angesprochen hast: Diese Erfahrung hat dich auch zu deinem neuen Album gebracht?
Eigentlich kam die Idee fast mehr von den Leuten um mich herum. Sie sagten mir, dass ich doch alles musikalisch verarbeiten könne. Ich stand aber immer noch frisch unter dem Eindruck dieser krassen Erfahrung und musste erstmal verstehen, was überhaupt los ist, und wie ich damit umgehen soll. Es passierte auch nicht schnell. Manchmal musste ich abbrechen, manchmal fand ich nicht die richtigen Worte, vielleicht baute ich auch da wieder Druck auf mich selbst auf. In dem Augenblick, in dem ich einfach ohne Masterplan geschaut habe, was so passiert, kamen die Songs dann plötzlich von ganz alleine.
Das Album hat mir auch eine andere Perspektive eröffnet: Von wie viel Liebe ich eigentlich umgeben bin, und wie ich mich selbst endlich akzeptieren und lieben kann. Die ersten Songs waren "Daze Gold" und "Heart Spell". Ab da hatte ich den Schlüssel, wie ich das Album gestalte, und was ich damit sagen möchte. Jetzt habe ich aber wirklich viel geredet und einen langen Monolog gehalten. Dabei sollte das hier eigentlich ein Gespräch werden.
Ok, zurück zum Album: Es fängt mit einer düsteren, fast klaustrophobischen Stimmung an und entwickelt sich immer mehr zu einem leichteren, optimistischeren Sound hin.
Ja, total! Der Albumtiteltrack "Lobster Coda" spiegelt natürlich diese Zeit wide. Als er fertig war, musste ich erst mal selbst überlegen: 'Okay, woher kommt dieser Song, und warum klingt er so düster?' Mir wurde klar, dass ich dabei bin, dieses Trauma gerade zu verarbeiten. Der nächste Gedanke war sofort 'Okay und wie nutze ich das Album, um aus dieser Sache wieder herauszukommen?'. Das Finale klingt dann schon ganz anders und viel weicher als der kalte Opener. Und genau an diesem Punkt, dem optimistischen Abschlusstrack, befinde ich mich gerade. Es ist noch nicht komplett abgeschlossen, aber es dringt immer mehr Licht in mein Leben.
Aber weißt du, es ist schon verrückt mit Kreativität und Konzeption. Ich bin eigentlich kein Konzeptkünstler. Es war wirklich nicht meine Intention, das große Konzeptalbum über FND zu schreiben. Es eröffnen sich für mich durch Interviews wie dieses sogar neue Betrachtungsweisen und Ebenen, die ich so noch gar nicht wahrgenommen habe. "White Burn" ist ein gutes Beispiel. Der Track beginnt bedächtig ruhig und entwickelt sich zu einem schnell Uptempo-Song, in dessen Groove man eintauchen kann. So erging es mir mit meiner Erkrankung auch: Ich musste jeden Tag kleine Schritte versuchen, am Anfang war es frustrierend, weil die Erfolge so lange dauerten. Aber dann wurde es immer besser und nahm richtig Fahrt auf.
Gut, dass du "White Burn" erwähnst. Das ist tatsächlich mein persönlicher Favorit. Ich kann es nicht genau erklären, aber irgendwie assoziiere ich einen weichen Burt Bacharach-Sound damit. Ich hoffe dieser Vergleich ist kein Affront?
Nee, das ist doch toll. Ich sehe an dem Vergleich nichts Schlechtes. Er ist aber auch neu für mich. Jetzt höre ich mir das Stück noch mal an und schaue, ob ich da auch Burt Bacharach wahrnehme.
Ach, weiß auch nicht. Vielleicht interpretiere auch da etwas total Falsches hinein.
Nein, es sind deine Gefühle und deine Verbindung zu dem Song, das ist absolut richtig so! Also alles cool.
Ich habe es lange hinaus gezögert, aber ich muss dich auf Damon Albarn ansprechen. Ich habe im Internet ein Foto gesehen, auf dem du als kleines Kind neben Damon auf dem Sofa sitzt, der Gitarre spielt. Das wirkt schon damals so vertraut. Hast du eine spezielle Verbindung zu ihm?
(überlegt) Damon hat einen speziellen Platz in meinem Herzen. Ich kenne ihn eigentlich schon mein ganzes Leben lang und er gehört ganz selbstverständlich wie ein Familienmitglied zu uns. Oben steht eine alte Gitarre, und er hat mir die Noten beigebracht. Ja gut, früher oder später hätte es mir hier eh jemand beigebracht, aber "Stop The Dams" hat er hier mit uns entwickelt und mich auch noch daran beteiligt. Ich war gerade 14, als das passierte. Und ein paar Jahre später bin ich dann an seinem Soloalbum "Everyday Robots" beteiligt. Da benötigte er noch einen weiteren Soundtechniker und wusste ja, dass ich trotz meines jungen Alters schon viel Wissen angehäuft hatte. Er hat mir einfach blind vertraut, und das war eine absolut einschneidende Erfahrung in meinem Leben und für meine Karriere.
Ich bin nach London gezogen und habe wirklich in Vollzeit an dieser unfassbar kreativen Musik auf dem höchsten Level gearbeitet. Ich habe meine ganze Einstellung zur Arbeit von ihm übernommen. Es war auch irgendwie direkt für mich klar, dass er mit mir "Gumbri" aufnimmt. Wir haben kurz darüber gesprochen, und ich habe ihn gefragt, ob er nicht den Chorus einsingen möchte. Und gerade weil es so ein persönliches Album wurde, wollte ich ihn als Freund dabei haben. Er hat die Anfrage vielleicht auch erst als Witz aufgefasst, weil er das Demo noch gar nicht kannte, und ich einfach gesagt habe: 'Da gibt es diesen Song, auf dem du demnächst das Feature sein wirst!' Wenn er das Interview hier liest, wird er nun den wahren Grund kennen.
Hoffentlich liest er es wirklich. Damon ist ja seit einiger Zeit isländischer Staatsbürger. Ihr habt doch beide so eine melancholische Seite an euch?
Lustigerweise haben mich die Leute früher immer gefragt, wieso ich so glücklich bin. Immer wenn sie mich trafen, habe ich die Leute mit meiner Fröhlichkeit angesteckt, dabei war die Musik von meiner ersten Band das genaue Gegenteil. Sie war düster und äußerst melancholisch. Ich denke, jeder von uns ist von Dunkelheit umgeben, aber irgendwie muss man versuchen, daraus etwas Positives zu gestalten. Irgendwie bin ich auch nicht der Typ, der so planmäßig an einen Song herangeht und denkt: 'Okay, nun kommt der C-Chord, dann der G-Chord, und wenn ich nun noch diesen F-Chord einfüge, wird das vielleicht ein Hit.' Puh, nun rede ich schon wieder so viel.
Das ist doch fein. Ich bin recht gut darin, Gedanken anzufangen und sie dann erst an einer komplett anderen Stelle zu beenden.
Manchmal weiß während eines Gesprächs selbst nicht, wohin mich meine Gedanken führen. Ich habe ansonsten schon die Fähigkeit, sie im kreativen Umfeld zu kanalisieren.
"Ich hatte nicht die Absicht, Oversharing mit meinen Gefühlen zu betreiben"
Du hast auf jeden Fall erlernt, dass dieses Album auch wie eine Art Therapie sein kann.
Ich fand es wirklich strange, wie persönlich das Album geworden ist. Ich habe aber grundsätzlich noch nie fiktional oder im lyrischen Ich geschrieben. Aber ist es trotzdem einfach verrückt, dass ich in den Lyrics Dinge offenbare, die nicht mal meine Freunde wussten. Die waren echt überrascht und auch nicht ganz sicher, ob ich so viel Persönliches so öffentlich machen soll. Aber es war jetzt nicht meine Intention, so eine Art Oversharing mit meinen Gefühlen zu betreiben, ich wollte einfach relativ ungefiltert sagen, wie ich mich zu dem Zeitpunkte fühlte. Ja, also es ist wirklich Therapie, wie du sagtest.
Nee, also ich finde das eigentlich gut, wenn man mehr über solche Dinge gesungen oder geschrieben wird. Du hast ja einen Weg daraus gefunden und das inspiriert auch deine Hörer oder sie kennen eine ähnliche Situation.
Wow, das wäre echt cool und es freut mich sehr, dass du so darüber denkst.
Ich komme natürlich wieder mit meinen kontinentaleuropäischen Klischeevorstellungen um die Ecke und war leider nie länger in Skandinavien, aber ich stelle mir auch diese lange Dunkelheit und die auch die isländische Seele als eher melancholisch vor?
Hm ne, so melancholisch sind wir eigentlich gar nicht. Wir sind schon etwas strange drauf. Weißt du, wir sehen uns schon irgendwie als Europäer, aber sind auch gleichzeitig sehr von Amerika beeinflusst. Die US-Army war ja hier nach dem zweiten Weltkrieg lange stationiert und auch rein geografisch ist Amerika auch nicht so extrem weit entfernt. Wir sind also genau irgendwie in der Mitte zwischen Kontinentaleuropa und Nordamerika. Es sind ungefähr vier Stunden nach New York und genauso lange brauche ich nach Spanien. Es ist immer so eine Mischung aus beiden Kulturen da. Das Autofahren gehört zu unserer Kultur, aber dann sind wir auch wieder liberal wie Europa. Der Großteil unserer Bevölkerung lebt auch gar nicht in einer großen Stadt, sondern in kleineren, ländlichen Dörfern, die meisten davon an der Küste. Also ja, vielleicht steckt da irgendwie etwas Melancholie wegen der Abgeschiedenheit drin, aber auf der anderen Seite haben wir auch eine unfassbare “Let Make It Work!”-Attitüde. Da kommt also wieder dieser große, amerikanische Traum durch. Wenn du nur hart genug arbeitet, schafft es von unten nach ganz oben.
Wobei auch in Island eher rechts-orientierte Parteien immer mehr an Popularität gewinnen, wie auch hier auf dem Festland und eigentlich überall auf der Welt derzeit.
Ja, wir haben eine etwas merkwürdige Zusammenstellung im Parlament. Unser Prime-Minister ist eher links, während der Finanzminister von einer äußerst rechten Partei kommt, und dann kommt noch eine dritte Partei aus der Mitte dazu. Sie alle bilden also alle Strömungen und derzeit läuft es eher wieder in die rechte Richtung.
Hier in Deutschland gewinnt eine rechtsextreme Partei immer mehr an Wählerstimmen. Aber auch so allgemein gibt es überall so Entwicklungen, die unsere Gesellschaft auseinander treiben.
Das ist alles wirklich beängstigend. Dieser Hass überall auf diesem Planeten. Es ist auch gar nicht schlimm, wenn jemand konservativ ist und an die Idee des Kapitalismus glaubt. Aber wenn es dann in Richtungen Hass auf Menschen umschlägt, wird es schon sehr düster.
"Mein Vater ist mein bester Ratgeber und unterstützt mich in allem."
Ich habe das vielleicht auch etwas angesprochen, weil dein Vater ja selbst mal in der Politik war.
Haha ja. Ich denke auch, dass er einen guten Job erledigt hat und stolz auf diese Zeit zurückblickt, aber ich gehe auch fest davon aus, dass er sich das alles nicht nochmal antut. So schön war das politische Geschäft auch nicht.
Du hast ja bereits mit ihm in Ghostdigital zusammen gearbeitet. Erhöht das nicht auch den Druck, wenn man mit seinem Vater zusammen arbeitet?
Nein, es ist eine wirklich schöne Sache. Mein Vater ist mein bester Ratgeber und unterstützt mich in allem. Manchmal habe ich auch selbst nicht ganz verstanden, was für eine wunderbare, freundschaftliche Beziehung ich zu meinem Vater habe. Er hat so viele bemerkenswerte Dinge erschaffen. Es gibt nun sogar eine Doku über seine Band Purrkur Pillnik und nun kommen eine Menge Re-Releases. Sie waren gerade einmal 18 und 19 als sie diese Musik herausgebracht haben und das in einem so kurzem Zeitraum. Ich habe mir natürlich auch die Dokumentationen angesehen und ich habe tatsächlich mehr als einmal bei der Kino-Premiere geweint (muss kurz innehalten und die Stimme bricht). Ich bin so unfassbar stolz auf ihn, und das war ja gerade mal seine erste Band! Er hat seitdem ja noch viel mehr in seinem Leben erschaffen und hat einen unfassbar großen Einfluss auf die isländische Musik und auch Gesellschaft. Ich bin auch so dankbar, dass er mich bereits in ganz jungen Jahren absolut gleichberechtigt an seiner Musik hat arbeiten lassen. Er hat mich ach zu seinen Auslandskonzerten mitgenommen und dadurch habe ich schon früh so viel erleben dürfen. Und am Ende habe ich ihm auch diese wunderbare Freundschaft zu Damon zu verdanken, der mich wiederum mit tollen Menschen bekannt machte, wie zum Beispiel Bobby Wormack, aber vor allem Damons Tour-Manager. Was für ein unglaublicher Typ. Ruhe in Frieden, Greg Duffy. Ich bin also einfach äußerst dankbar, dass ich so tolle Eltern habe und dass ich Damon meinen Freund nennen darf. Ich gehe da auch in "Daze Gold" drauf ein, wo ich "Love surrounds me, i knew, but sometimes i fail to tell" singe.
Mir fällt auch gerade auf, dass du viel andere lobst oder Komplimente gibst. Aber du kannst doch auch auf dich selbst sehr stolz sein. Deine Musik oder das du als Vater eine große Verantwortung für zwei Kinder trägst ...
Ja, auf jeden Fall. Ich finde es toll und auch sehr inspirierend nun selbst ein Vater zu sein, aber dadurch verstehe ich auch noch mehr, was meine Eltern mit eigentlich für ein Geschenk gaben. Ich kann diese Liebe nun auch an meine Kinder weiter geben.
Du hast mit dem Song “Koddi” auch einen Song für deine Kinder auf dem Album?
Ja, es ist ein Schlaflied. Ich merkte eines Tages, dass auf dem Album irgendwie noch etwas fehlte und ich habe lange überlegt. Irgendwie kam ich nicht weiter und bin erstmal aus dem Studio rausgegangen. Ich war gerade dabei, mich auf dem Weg zu machen und meine Kinder abzuholen, als ich auf das alte Piano, was du hier im Hintergrund siehst. Ich hatte eigentlich auch kaum noch Zeit, vielleicht gerade fünf Minuten und fing an ein paar Töne zu spielen. Ich habe direkt gedacht "Ok, das klingt nicht schlecht" und habe es nochmal schnell auf dem Handy recordet. Als ich dann wieder zurück ins Studio kam, wusste ich, dass es genau dieses fehlende Puzzle war. Die Lyrics kamen dann eigentlich auch ganz schnell, kurz bevor ich dann abends zu Bett ging. Es gibt auch ein Wort in dem Lied, was mir besonders gut gefällt und durch eine kleine Änderung der Wörter Talar in Halar eine andere Bedeutung bekommt. Talar (zu Deutsch: spricht) ist eher wie Erwachsene reden, und Jalar wie kleine Kinder sich anhören, wenn sie im Schlaf Geräusche machen. Im Song selbst sind die Kinder allerdings schon längst wach, und so wird es immer mehr ein Beruhigungs- oder Wiegenlied für mich. Also vom Sound her klingt es wie ein Schlaflied für Kinder, aber im Grunde genommen ist es für mich, wie ich neben meinen Kindern auf dem Kissen liege und mich quasi selbst in den Schlaf wiege, daher auch “Koddi” = Kopfkissen. Es ist also für mich persönlich ein sehr wichtiges Stück auf dem Album, weil es auch viel darum geht, auch auf sich selbst achtzugeben. Es ist ein schönes Gefühl, umsorgt zu sein.
Ich hoffe, sie haben eine bessere Zukunft, als es momentan den Anschein erweckt.
Ach, mal sehen. In "Gumbri" geht es auch viel um Liebe, und da gibt es ja die Zeile "I try to write happy songs, but it feels so wrong". Ich gehe wirklich jedes Album mit dem Vorsatz rein, dass ich glückliche Lieder schreibe, aber die ganze Weltlage und alles, was sonst so passiert, gibt mir, einfach nicht die Vorlage dafür. Aber ich weiß eben auch ganz genau: Ich bin wirklich privilegiert in meinem Leben, auch dass ich Damon auf diesem Song habe. Ich bin aber auch privilegiert, dass meine Kinder in einem Kindergarten und ohne Angst aufwachsen. Es ist schon komisch, dass ich auf dem Album also diese Rückkehr ins Leben so zelebriere und viele andere Menschen auf dem Planeten jeden Tag ein schweres Schicksal erleiden oder sich unter schweren Bedingungen durchschlagen müssen.
Wir müssen leider zum Ende kommen. Hey danke, dass du so offen mit geredet hast und danke für deine Zeit.
Ich danke dir für deine Zeit! Ich hoffe, wir sehen uns dann in Deutschland. Leider klappt es im November dann doch nicht, aber ich komme 2025 nach Deutschland.
Alles klar! Vielleicht sehen wir uns sogar in Köln
Ich werde alles versuchen, um dort hinzukommen. Ich vermisse diese Stadt wirklich. Hey, mach es gut und pass auf dich auf!
1 Kommentar
deutsche musikjournalisten einmal (im interview) nicht über die AFD reden.. challenge impossible
künstler klingt interessant. werde ein ohr riskieren