laut.de-Biographie
Kaktus Einarsson
Welches Kind kann schon von sich behaupten, dass bei ihm Zuhause berühmte Musiker wie Damon Albarn von Blur ein- und ausgingen. Hrafnkell Flóki Einnarsson, geboren 1992 in Reykjavík und wächst in einer isländischen Musiker-Familie auf. Mit nicht einmal zehn Jahren spielt er schon Trompete in der Band Ghostdigital. So ist wohl alles vorherbestimmt, wenn der eigene Vater als 'Islands erster Punk' gilt.
Einar Örn Benediktsson spielt mit Björk in der Band Sugarcubes und macht mit dem Sohnemann bei Ghostdigital experimentelle, elektronische Musik. Dieser gründet bereits in jungen Jahren mit Guðlaugur Hörðda zudem ein Techno-Duo. Leider meint es das Schicksal zu Beginn nicht immer gut mit Kaktus: Diebe klauen eines Nachts das komplette Equipment aus dem Studio. So entsteht auch etwas aus der Not geboren die Nachfolgeband Fufanu, die aber nun mehr nach Post-Punk und Darkwave klingt.
Damon Albarn, eh schon so etwas wie ein Familienmitglied, lässt die noch junge Band im Hyde Park anlässlich der Blur-Reunion im Hyde Park anno 2008 auftreten. Nach den Alben "Few More Days to Go" (2014) und "Sports (2017)", produziert von Nick Zinner von den Yeah Yeah Yeahs liegt die Band aber erst mal auf Eis, Einnarsson beschreitet Solopfade.
Eine der ersten Arbeiten ist ein Remix von "I Go, I Go" der deutschen Electro-Band Booka Shade. 2021 erscheint mit "Kick The Ladder" das erste Soloalbum auf One Little Independent. Als Produzent sitzt der in der Schweiz geborene Kurt Uenala am Pult, der zuvor schon mit Depeche Mode, The Kills und Moby zusammen arbeitete. Der Mix aus Art-Pop und unwirklichen Ambient begeistert die Kritik.
Es läuft gut für den frisch gebackenen Familienvater, der gerade ein Haus gekauft und ein zweites Kind bekommen hat. Doch als er eine Ausstellung seines Vaters besucht, erleidet er aus dem Nichts Symptome einer Panikattacke. Wie er sich später im Rückblick eingesteht, war der Auslöser zu viel Stress, er habe zu wenig auf seine mentale Gesundheit geachtet. Die Ärzte diagnostizieren eine Functional Neurological Disorder, eine neuralgische Erkrankung, die als Symptome Krampfanfälle und Bewegungsstörung auslöst.
"Die Genesung dauert an, um ehrlich zu sein. Aber ich denke, diese Erfahrung ist fast wie ein Test, ein Spiegel, den ich dem Stress und dem Druck im täglichen Leben vorhalten kann. Diese Art von hochintensivem Druck ist nicht normal. Ich habe gelernt, dass die Genesung nicht linear verläuft, es gibt gute und schlechte Tage, manchmal gibt es Rückschläge." Eine nicht immer leichte, dunkle Zeit für den isländischen Künstler, der sich langsam wieder zurück in den Alltag kämpft. Seine Erfahrungen verarbeitet er auf dem zweiten Album "Lobster Coda".
Dabei darf er auf die Hilfe seines Freundes und Mentors Damon Albarn vertrauen, mit ihm entsteht der Song "Gumbri". Die Idee entsteht nach ein paar Margaritas in einer Silvesternacht, Albarn ist später auch im Musikvideo zu sehen. Seine Probleme hat Kaktus Einarsson erfolgreich in Angriff genommen, wie er im Interview verrät.
Noch keine Kommentare