laut.de-Kritik
Das Wunderkind aus Chicago lässt die Blogs durchglühen.
Review von Alexander AustelKanye West als den Künstler zu fassen, für den er sich hält, stellt kein leichtes Unterfangen dar. Von an Reizüberflutung angrenzenden Videos bis hin zu ebenso ausufernden Beat-Gewalten - auch Fans schütteln zuweilen den Kopf. Trotzdem oder gerade deshalb lässt er als eine der schillerndsten Figuren im amerikanischen Rap-Zirkus die Blogs durchglühen.
Und um etwaige Umsturzpläne aus Miami zu durchkreuzen, braucht es nun offenbar auch von seiner G.O.O.D. Music-Truppe einen Label-Sampler. Doch der Grund der auch Rozays "Self Made Vol. 2" bereits hinken ließ, sticht auch hier: Bei 21 vortragenden Musikern lassen sich trotz bombastischen Beats die Qualitätsunterschiede nicht wegproduzieren.
Als Opener schickt das Chicago-Wunderkind "To The World" ins Rennen. Die Außenverkleidung kommt von flirrenden Synthiemelodien, die von leichtem Bass-Gluckern getragen werden. Die R'n'B-Einlage von R. Kelly hätte den Karren auch mehr in Schieflage bringen können. Doch der selbsternannte "God of rap" bringt den Karren wieder selbstbewusst auf die Spur zurück. Keine Pole-Position, aber immerhin.
"Clique" dagegen pumpt Super durch die Leitungen. Die atmosphärischen Synthieflächen knistern, Jigga/Kanye-Rap in "Watch The Throne"-Laune klopfen einen verschachtelt durchgeknallten Clubhit zusammen. "Ain't nobody fresher than my motherfucking clique". Hier will man ihm das tatsächlich abnehmen.
Die Single "New God Flow.1" erinnert musikalisch noch am ehesten an Premo-beeinflusste "Graduation"-Zeiten. Die von Schüssen begleiteten Klavierklänge frisst Ghostface Killah zum Frühstück – und schmiert sich nebenbei noch ein Butterbrot. Anstatt das limitiert talentierte Dauerfeature 2 Chainz ständig zu Wort kommen zu lassen, wäre der Wu-Ableger die für Rap-Fans qualitativ hochwertigere Wahl gewesen. Ye spürt allerdings die Energie und schaltet auf Starkstrom um: sein Part elektrisiert.
Pusha T? Pusha replay! Der seinen Clipse-Bestzeiten nachjagende MC beteuert fulminant, dass hier kein Altmetall am Rosten sei: Recycling ist angesagt. "Mercy.1" wäre bedeutend richtiger mit "3 Kings" zu betiteln, als uns das die Porsche fahrende Maybach-Konkurenz dahernölte.
Manchmal erinnern diese extraterrestrisch getränkten Zukunftsklänge (besagtes "Mercy.1") an einen kleinen Hammer im Kopf, der die immer gleichen Synapsen malträtiert und zu Bestleistungen peitscht. Eine gewisse Genialität kann man West nicht absprechen. Doch dieser zu folgen, kann auch die pure Anstrengung bedeuten.
Unmittelbar vor Release fiel West auf, dass er hier und da noch ein Sample mehr einbauen könnte, und ließ das ganze Material noch mal neu abmischen. Diese aufgehübschte Version gibts jedoch nur via iTunes. Ein Schlag in jedes Jewel Case-Liebhaber-Gesicht. Hallo? Noch gibt es letzte Überlebende, die keine Geiseln des Apfel-Imperiums sind und sich gerne CDs ins Regal stellen!
Das vorab gestreute Material täuscht nur bedingt über die dagegen abfallenden Durchschnitts-Nummern hinweg. "Bliss" soll wohl der Singalong-Abteilung rund um John Legend und Teyana Taylor eine gewisse Daseinsberechtigung liefern. Doch damit bleiben sie auf dem Abstellgleis stehen, auf das sie sich selbst manövrieren.
Der Soloauftritt von Cudi ("Creepers") tuckert in dieselbe Belanglosigkeit hinein. Die Tatsache, dass bei der höchsten Schlagzahl meiner elektrischen Zahnbürste diese zu zittern beginnt, ergibt spannenderen Diskussionsstoff als dieses Stück Musik. Schnarchende Claps, dumpf scheppernde Bass-Langeweile und inhaltlose Raps machen aus dieser Nummer eine B-Seite.
Da wo der Labelboss hinterm Mic von sich und seiner Außergewöhnlichkeit fabuliert, geraten die Tracks zu einem hörbaren Endergebnis. Doch überlässt er seiner Gefolgschaft die Regler im Studio, regiert zu schnell eine gewisse Einfallslosigkeit.
43 Kommentare
dieses album ist gaga
West bleibt bei diesem Sampler unter seinen Möglichkeiten. Schade. 3/5 passt.
Nach dem letzten Murks bin ich mehr als skeptisch, Kanye wird in seiner Genialität überschätzt. Der soll mal landen und mal wieder ein paar exzellente "down-to-earth"-beats machen.
dbA: Klar ist er mit massig Talent und Genius gesegnet und kann mehr als andere, das wird wohl eh niemand bestreiten wollen. Ob einem der neuere Output gefällt ist ne andere Sache, mich spricht das alles nicht mehr an.
Ne echt jetzt, Zwei HudMo Beats??! Der soll lieber auf Kanye's nächstes Solo, statt auf son ramsch...
Baude, Allah - fehlt noch ne Antwort auf meine Antwort welche Street gemeint sei - siehe weiter oben.