laut.de-Kritik
Dicke Eier garniert mit ironisch-künstlerischem Anspruch.
Review von David HutzelNach seinem letzten Album machte der ehemalige Zögling Kanye Wests mit dem Musikprojekt WZRD und diversen Ausflüge ins Schauspiel-Business von sich reden. Und genau das scheint den New Yorker auf seinem Drittling "Indicud" nachdrücklich inspiriert zu haben. Nicht nur die Länge von 70 Minuten auf standesgemäße 17 Tracks verteilt ist wirklich hollywoodesk geraten, der Indie-affine Rapper bedient sich auch einiger Samples aus Blockbuster-Filmen und deren Soundtracks.
Im Intro "The Resurrection Of Scott Mescudi" inszeniert KiD CuDi feierlich die eigene Auferstehung. Mit einem Zitat aus dem Psychothriller "The Good Son": "Once you realize you can do anything, you're free, you could fly." In diesem Stil geht es weiter – "Immortal" präsentiert einen lächerlich pubertären Adam Sandler aus dem 90er-Streifen Billy Madison: "I am the smartest man alive!" Dicke Eier, garniert mit ironisch-künstlerischem Anspruch.
Prinzipiell keine schlechte Idee, wenn das in diesem Fall nicht überschäumend prollig und zusätzlich mit dahinplätschernden Elektro-Beats verkauft würde. Es dauert nicht lange, dann geht der blechern wabbernde Synth-Beat, der sich vom anfänglichen "Unfuckwittable" über das ganze Album ausbreitet, ziemlich auf den Geist. Der Steve Aoki-Remix von "Pursuit Of Happiness" lässt grüßen. Vielleicht kann sich CuDi das ja erlauben.
Denn Gastauftritte von Kendrick Lamar, RZA, A$AP Rocky und Ex-Fleet Foxes-Drummer John Tillman (aka. Father John Misty) stehen ja noch aus. Verdammt, sieht allein die Tracklist von "Indicud" durch die Features gut aus! Zunächst gilt es jedoch "Just What I Am" mit seiner endlos penetrierenden Hook ("I need smoke / I need to smoke / [...] I wanna get high y'all") zu überstehen. Die Synthesizer-Wände tun dem Hörer hier erneut keinen Gefallen.
Kendrick Lamar macht dann seine Sache in "Solo Dolo Part II" ganz ordentlich, der Track an sich mit der Dramatik seiner Menahan Street Band-Anleihe (buzzin' guitars!) stellt eine willkommene Abwechslung im sonst recht grausigen Synth-Dschungel dar. Genauso sieht es auch bei den Gastauftritten von RZA ("Beez") und Too Short ("Girls") aus: Im Endeffekt ganz nett, solche Stimmen werten schließlich jedes Album auf.
Aber wer die Chance hat, solche Namen auf sein Album zu bekommen, der sollte diesen Fachmännern anderes Material zur Verfügung stellen. Angefangen – ja, es geht schon wieder gegen die Instrumentals – bei den teils unerträglich sägenden Sounds aus der Kiste. Leider klingt das manchmal fast so, als hätte Mescudi zu Weihnachten einen Micro-Korg geschenkt bekommen und sich seitdem mehr schlecht als recht daran ausprobiert.
Glücklicherweise lässt er das mitgelieferte Vocoder-Mic weitestgehend ausgesteckt.
Substanzlos, konzeptlos – das sind die Stichworte, die sich "G.O.O.D. Music's black sheep" nach "Indicud" wohl gefallen lassen muss. Denn, vielleicht mit Ausnahme von einem sensibel produzierten Track wie "Red Eye" sind die sonst fast ausschließend wütenden Stücke meist nur Einheitsbrei. Da helfen auch MGMT-Rückwärts-Samples ("Immortal") nicht mehr, um wenigstens beim Indie-Publikum die Wogen glatt zu halten. So umrahmen die goldenen Verzierungen auf dem Cover schlussendlich keine Geschmacksexplosion, sondern vor allem einen grauen, glattgeschliffenen Rap-Klumpen.
2 Kommentare
Wer hört diese Dudes? Total irrelevant (armer Kanye). Am Skatepark kratzen die schon lange wieder das Wachs von den Curves. Da ist nichts mit dicken Eiern.
ich muss auch sagen ich finde den sound und eigentlich auch das ganze album schlichtweg langweilig. just what i am und der track mit dem rza ist noch ok aber sonst... naja eher halt was zum bekifft einschlafen