laut.de-Kritik

Gothic Rock zwischen Zeromancer und Marilyn Manson.

Review von

Die Briten sind ja schon ein witziges Völkchen. Während in anderen Regionen der Prophet im eigenen Lande kaum was gilt, hält die englische Musikpresse jeden Inselaffen, der beim Furzen den Ton halten kann, für die nächsten Beatles. Dass also Killing Miranda sozusagen als die Frage zur Antwort 42 verkauft werden, verwundert nicht weiter.

Neu, revolutionär oder wegweisend ist der Sound von Killing Miranda in etwa genauso sehr, wie Kollege Schuhs Gesichtsfrisuren. Gott sei dank aber lang nicht so geschmacklos, denn rocken können die Untertanen der Queen auf jeden Fall. Zwar nicht mehr ganz so unbekümmert wie noch auf dem Vorgänger "Transgression By Numbers", aber immer noch ordentlich. Dafür kommt der Gothic-Faktor auf "Consummate" etwas mehr zum Tragen.

Musikalisch kann man Killing Miranda auf ihrem neuesten Werk in der Schnittmenge aus Marilyn Manson und Zeromancer einordnen. Auch wenn mich der lyrische Gehalt vom Opener "Conspiracy Theory" etwas an Umbra Et Imago erinnert, haben sie bei einem beinharten Lovecraft-Fan wie mir spätestens mit "Shadow Over Innsmouth" und "Enter The Dagon" einen fetten Stein im Brett. Auf eine textliche Wichsvorlage wie "I Know What You Want" gehe ich erst gar nicht ein.

Der bereits erwähnte Opener läutet das Album mit einem ziemlich relaxten und coolen Groove ein. Der lässt zwar nur im Zwischenteil auch die Gitarren mal von der Leine, doch für volle Tanzflächen sollte das schon sorgen. Die Axt lassen Killing Miranda beim anschließenden "I Know What You Want" dafür umso mehr kreisen, und auch "Embrace" ist nicht von schlechten Eltern.

"No More Love Songs" und "Boy Meets Gun" haben zwar ein leichte Überdosis Manson bekommen, gehen aber durchaus klar. Gewöhnungsbedürftig ist "Bastard/Heretic", und unter Totalausfall möchte ich die Intros "Five Minute Freeview" und "Saint Of Blasphemy" verbuchen. Eine Verbeugung vor den Sisters Of Mercy scheint mir der Hidden-Track "Anaconda" zu sein, vor allem was den Gesang angeht.

Es hat den Anschein, als ob es mit der englischen Gothic Rock-Szene so langsam wieder aufwärts geht, nachdem da jahrelang eigentlich nichts mehr zu holen war. Wenn sich der Stil von Killing Miranda auf dem nächsten Album nicht merklich ändert, könnte das sehr interessant werden.

Trackliste

  1. 1. Conspiracy Theory
  2. 2. (Five Minute Freeview)
  3. 3. I Know What You Want
  4. 4. Embrace
  5. 5. No More Love Songs
  6. 6. Disposable
  7. 7. (Saint Of Blasphemy)
  8. 8. Bastard / Heretic
  9. 9. Boy Meets Gun
  10. 10. (Shadow Over Innsmouth)
  11. 11. Enter The Dagon
  12. 12. Anaconda

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