laut.de-Kritik

Mit Dudelsack und Mumford And Sons im Studio.

Review von

Wäre Liebe eine Person – sie wäre ein Charakter mit vielen Facetten. Jede einzelne dieser Facetten in seiner Eigenheit darzustellen, dieser Aufgabe scheint sich King Charles auf seinem Album "Loveblood" verschrieben zu haben. Der Titel verrät das Thema der Platte bereits: es geht um Mädchen und gebrochene Herzen, quasi hinter jedem Song steht dieses Motiv.

Multiinstrumentalist Charles Costa versucht, herauszufinden, was es mit der Liebe auf sich hat. Dass Kitsch-Ekel und Würge-Reflexe ausbleiben – man hat es auch seiner Wortwahl zu verdanken. Denn King Charles schraubt an den Klischees und benutzt auch mal andere als die üblichen Komplimente. "Never let a woman go even when you know she can always be replaced", erklärt er beispielsweise in "Love Lust".

Ein weitere Punkt ist Charles Stimme. Sie sorgt dafür, dass Schmalzgedanken auch nicht entstehen, wenn er Zeilen singt wie: "If you'd agree to be my love, I'd build you a world to fit like a glove. And there you would rule and be queen. A world with no crying." ("Lady Percy")

Dritter Punkt auf der Anti-Schnulzen-Checkliste ist die Cleverness, mit welcher die Songs aufgebaut sind. Charles macht sich eine Vielzahl an Instrumenten und Genres zu Nutze. So gibt es Tropicana-Klänge bei eben seiner Romanze "Lady Percy", Extravaganz zwischen Glam und Disco und Folk bei "Bam Bam" oder Chorgesänge bei "Wilde Love".

Das düstere, pumpende "Polar Bear" fällt etwas aus dem Kontext. Ein wenig bizarr und dumpf wirkt es schon, wenn Charles sich in einer Art Sprechgesang versucht. Jedoch, dass muss man King Charles lassen, er lässt sich auch für diesen Song wieder etwas Neues einfallen, probiert sich aus und bringt Dramatik in die ganze Sache. Für "The Brightest Light" holte er sich Dudelsack und Mumford And Sons mit ins Studio.

Mit Winston von den oben genannten New Folk-Koriphäen drückte Charles die Schulband und ging anschließend mit ihnen auf Tour. Auch Laura Marling oder die Truppe um Charlie Fink Noah And The Whale zählen zu seinem Bekanntenkreis. Es ist also nicht verwunderlich, dass er diese nach Bob Dylan als Inspirationsquellen nennt. King Charles scheint sich von allen das Beste herausgenommen zu haben und es in seinen eigenen, ganz persönlichen Kontext zu rücken.

In Großbritannien wurde "LoveBlood" bereits im Mai veröffentlicht – passend als Soundtrack für den Sommer, für den das Album quasi prädestiniert war. Deutschland kommt nun erst im Herbst in den Genuss. Doch Liebe in all seinen Variationen ist ja bekanntlich ein Thema, das die Jahreszeiten überdauert. Zum Glück! Denn "LoveBlood" ist viel zu gut, als dass es im Grau des Herbstwetters verschwinden sollte.

Trackliste

  1. 1. LoveBlood
  2. 2. Mississippi Isabel
  3. 3. Bam Bam
  4. 4. Love Lust
  5. 5. Polar Bear
  6. 6. Lady Percy
  7. 7. Ivory Road
  8. 8. The Brightest Lights
  9. 9. Beating Hearts
  10. 10. Coco Chitty
  11. 11. Wilde Love

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