25. März 2011

"Ich gebe einen Scheiß auf all die Hater"

Interview geführt von

Früher bei Aggro Berlin unter Vertrag und Verschluss. Heute beim Major Universal beherbergt und als Nachfolgerin von Sabrina Setlur gehandelt: Kitty Kat ist in der Liga kommerziell erfolgreicher Hip Hopper aus Deutschland angekommen. Seit ihrem Solo-Debüt züchtet die gelernte Bankkauffrau eine eigene Miezen-Armee. Am 18. März erschien ihr zweites Album "Pink Mafia". Für Frage und Antwort stand uns die Katze im Vorfeld am Hörer zur Verfügung.Dein Album erscheint ja bald. In einem Monat.

Ja, aufregend.

Große Aufregung?

Irgendwie schon, ja.

Das zweite Album ist ja oftmals das verflixte. Wie war das bei dir?

Ich war schon aufgeregt, aber ich habe jetzt zwei Jahre an dem Album gearbeitet. Jetzt ist es fertig. Hat viel Gefühl und auch Club zu bieten. Insgesamt kann ich sagen, nehmt euch in Acht, denn Kitty Kat ist da. Ready to party.

Ready to party. Weniger Rap, mehr Pop. Stellenweise cluborientiert, zum Teil Balladen. Wie kam das?

Auf der Platte hört man definitiv den Sommer, finde ich. Ich hab' mich in letzter Zeit viel in England rumgetrieben, war viel in der englischen Clubszene unterwegs, deswegen klingt das Album auch sehr nach England. Also, nach der britischen Clubszene im Allgemeinen. Zumindest danach, was die da drüben gerade abfeiern. Ich gebe ja auch keine gewöhnlichen Konzerte. Meine Auftritte finden meistens nachts um 2 in 'nem Club statt. Aber zu der Zeit fühle ich mich am wohlsten. Da kocht der Club, dann kann es losgehen. Das Album hat aber auch viel Gefühl, also einfach Dinge ich loswerden will und muss, über die ich eben rede. Ich kann nicht die ganze Zeit nur Abgehkram produzieren.

Ist dann ein Auftritt bei The Dome für dich der Horror? Das findet ja eher mittags/abends statt.

Nee. The Dome ist schon 'ne sehr große Veranstaltung, aber auch 'ne gute. Da sind viele meiner Fans. Und es ist auch nicht immer das schlimmste, wenn man mal nicht in der Nacht arbeitet. Die Katze wird ja auch nicht jünger, weißte?

"Pink Mafia" erscheint auf Universal. Findest du es im Nachhinein irgendwie schade, dass du kein Soloalbum auf Aggro rausbringen konntest?

Nee, da trauere ich nicht hinterher. Das macht mir gar nichts. Ich denke, jetzt ist meine Zeit gekommen. Ich spüre das irgendwie. Da passt Universal genauso gut rein wie Aggro Berlin. Jeder von uns macht so sein Ding. Das ist meine Zeit, in der ich jetzt aufdrehe, egal auf welchem Label.

Weibliche MCs müssen sich immer mehr behaupten als Typen. Auch, weil Hip Hop Fans irgendwie Nazis sind ....

(lacht) Ach ja, ich geb' da nichts drauf, was irgendjemand in 'nem Forum über mich loswird. Die sollen mir erstmal das Wasser reichen. Weißt du, ich produziere, ich rappe, ich feature andere Leute. Ich kriege Respekt von 'ner Menge Kollegen, die 'nen Plan haben und auf deren Meinung ich Wert lege. Da ists mir dann auch scheißegal, wenn irgendjemand aus Unter-Ober-Hochbach oder so was im Internet anfängt zu haten. Ich geb' ein Scheiß auf all die Hater. Was wollen die? Sollen sie doch lieber selbst erstmal mal was starten, bevor sie alles schlecht machen. Ich werde von Leuten gefeiert, ich mach' mein Ding und ich arbeite hart. Mir egal, wer da was zu Haten hat.

Wird man resistent oder liest man solche Hatereien irgendwann gar nicht mehr?

Ich hab' halt wirklich besseres zu tun, als mir diesen Scheiß durchzulesen. Wie gesagt, ich hab' dazu keine Zeit und muss viel arbeiten, um da zu sein/bleiben, wo ich heute bin. Es reicht mir vollkommen, wenn ich von denen gefeiert werde, die ich selbst gut finde. Das reicht vollkommen.

Wen feierst Du denn so?

Megaloh feier' ich, der ist ja auch auf der Platte, auf der ersten Single gefeaturet. Oder was Sido macht. Das ist ganz unterschiedlich. Insgesamt gibt es aber nicht viel, das mich komplett umhaut. Savas feier' ich natürlich auch.

"Die Banklehre habe ich für meine Mama gemacht."

Gibst jemanden, mit dem du gerne eine Kollabo starten würdest?

Mit Savas werde ich sicher mal einen Track machen. Den feier' ich. Er respektiert mich. Wir respektieren uns als Künstler. Da werden wir uns sicherlich bald zusammensetzen.

Wird das dann ein gratis-YouTube-Twitter-Ding?

Nene, aber ich bin bereit.

Aber er will noch nicht?

Doch. Wir haben einfach noch nicht den richtigen Beat gefunden.

Ach so, ok. Das kriegt man dann ja auch noch hin.

Ja, das kriegen wir hin. Jetzt ist erstmal Zeit für mein drittes Album. Und wenns gut läuft, kommt auch noch ein viertes und fünftes dazu.

Wird das dritte, das vierte und das fünfte dann genauso vielseitig?

Ja, ich denke schon. Ich bin super vielseitig. Ich produziere, schreibe, rappe, feature andere Künstler. Ich könnte jedes Jahr ein Album rausbringen. Aber ich muss kucken, wie es mit Kitty Kat läuft. Läuft das nicht gut, muss ich mich umschauen, daher kann ich keine Ansagen machen: In dem Jahr mach' ich das und das, und in dem dann das und das. Da werden definitiv noch paar Überraschungen am Start sein, sag' ich mal. Ich hab' auch auf alle Fälle vor, andere Künstler zu produzieren. Wenns gut läuft, vielleicht schon in einem halben Jahr oder so. Egal, welcher Sound. Ich bin komplett in der Musik drin. Hip Hop, Pop, Reggae, Funk. Ganz egal.

Hörst du auch privat alles mögliche?

Ja, total. Mir gefällt sehr viel. Ich höre irgendwie alles. Das kann neues Zeug sein, alte klassische Genres. Auch so Sachen wie Sade oder so höre ich sehr gerne. (lacht).

Sade ist doch super. Kaufst du viele Platten?

Früher hab' ich wesentlich mehr Musik gekauft. Wenn mir heute ein Album richtig gut gefällt, dann lad' ich das schon auf iTunes. Aber echte Platten oder CDs kaufe ich selten.

Wie gehst du an einen Track ran? Passiert der einfach? Oder hast du ein System?

Das ist ganz unterschiedlich. Meistens habe ich Themen, die mich beschäftigen, die mir auch zum größten Teil widerfahren sind. Wenn ich dann 'nen Beat höre bzw. mache, überlege ich mir, welches von den Themen dazu passt, so dass ich darüber erzählen kann. "Verzeih Mir" zum Beispiel handelt von mir, als ich 17 war und abgetrieben habe. Das hat mich ewig beschäftigt. Das musste noch raus. Das musste ich loswerden. Der Track hat jetzt quasi zwölf Jahre auf 'nen passenden Beat warten müssen. Das ist jetzt natürlich kein Abgeh-Party-Track, den ich abends im Club spiele. Das ist für das Album. Ein paar von diesen ehrlichen, ruhigeren Stücken sind auf "Pink Mafia" drauf.

"Irgendwann fliegst du auch mal richtig auf die Fresse."

Wie sieht deine Crowd aus? Hauptsächlich Mädels, oder?

Ja, mehr Frauen! Ich würde sagen 70:30. Es gibt schon immer einige Typen auf den Konzerten, aber in der Mehrheit sind die Mädels. Die schleifen oft die Kerls mit zur Show, und am Ende finden die es auch gut. Deshalb ist das die Pink Mafia. Meine kleine Armee an Miezen.

Deine Zuhörerschaft ist ja eher jünger ...

Noch. Eine Katze wird ja auch nicht jünger. Also, sie werden immer älter.

Wenn deine Fans deinen Werdegang hören, als gelernte Bankkaufrau den Job hinzuschmeißen, um Rapper zu werden - ist das nicht der Horror aller Eltern?

Auf jeden. (lacht) Voll! Na, klar. Was meinste, was ich für Stress damals hatte? Mit meiner Mama. So einfach den Job hinschmeißen, um Musiker zu werden. Meine Mama stand aber immer voll hinter mir und hat mich unterstützt. Die hat sehr früh schnell eingesehen, dass mir das ganze normale Leben nicht richtig taugt (lacht). Sie meinte, ich soll machen, was mir Spaß macht, aber dabei auch nachdenken. Meine Mama ist die Beste, die hat das schon immer verstanden. Die Banklehre habe ich eigentlich auch nur für meine Mama gemacht. Dann konnte sie sich bisschen ruhiger zurücklehnen, und ich konnte auch mit gutem Gewissen machen, was ich wollte.

Also, als Plan B/C/D wird zwischen dir und einer Bank nie wieder etwas laufen?

Nene, vergiss es. Da kriegt mich niemand mehr rein. Das war wirklich nur für meine Mama, damals. Also, das wird zumindest niemals der Plan B werden (lacht).

Wäre das dein Tipp für deine Fans: Macht etwas Solides und dann irgendwas, das ihr wollt?

Ja, ich würde jedem raten, etwas zu suchen. Etwas zu starten, das er was in der Hand hat. Ist ganz egal was, Hauptsache er hat was. Egal, wie beschissen die Aufgabe ist. Sowas dauert ja auch nicht lange. Eine Ausbildung geht ungefähr zwei Jahre, danach kann man zehn Jahre oder mehr machen, was man will. Ich wollte Musik machen und hatte nach meiner Ausbildung null Kohle. Das war auch nicht einfach. Ich hab' gejobbt, mich in Läden gestellt, verkauft. Musste viel arbeiten, um mir überhaupt das Leben leisten zu können, obwohl ich nicht gut gelebt habe. Aber ich wusste immer, dass aus der ganzen Geschichte mal was wird. Die ganzen Sachen, die ich in der Ausbildung gelernt habe, helfen mir auch heute weiter. Was den Umgang mit Geld angeht, Anlagenberatung oder die Steuererklärung. Das kann ich alles jetzt doch gebrauchen.

Aha, der Plan ging auf. Wo siehst Du Dich in zehn Jahren? Auf der Bühne? Oder eher im Hintergrund, Studio oder Songwriting?

Definitiv im Hintergrund. Andere Künstler produzieren, usw. Das kommt alles ganz drauf an, wie sich die Dinge entwickeln. Wenns nach mir geht, mache ich noch paar eigene Alben, so nach dem vierten noch ein fünftes und sechstes, und produziere auch noch 'ne Menge für andere.

Hast du noch eine Frage? Alle doofen Interviewer fragen ja immer dasselbe.

Also, meine erste Single, die rauskommen wird, "Fliegen Üben", vielleicht sag' ich da noch was kurz dazu. Es ist eben nicht leicht für mich gewesen. Mit "fliegen üben" meine ich auch "auf die Fresse fliegen üben". Dass man oft auf die Fresse fliegt, wenn man was erreichen will. Aber man kann auch irgendwann auf die Fresse fliegen üben. Weißt du, wie ich meine? Irgendwann fliegst du richtig auf die Fresse. Dann weißt du schon, wie du fallen musst, damit es weniger weh tut. Das finde ich auf jeden Fall wichtig, dass man weiß, dass man kämpfen muss. Auch wenn man auf die Fresse fliegt, dann trotzdem weitermachen.

Eine letzte Traumfrage, die ich dir noch hätte stellen sollen?

Vielleicht, warum das Album "Pink Mafia" heißt.

Okay, warum "Pink Mafia"?

Das ist für die Mädels da draußen, für diese kleine Armee, die wir schon sind. Einfach, um die noch mal zu bestärken, dass wir 'ne Gemeinschaft sind. Dass keine von denen alleine da draußen ist.

Danke dir!

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