laut.de-Kritik
Ewig auf der Suche nach dem ultimativen Klangerlebnis.
Review von Ulf Kubanke"Schon wieder Klaus Schulze und Lisa Gerrard?", mag sich manch einer angesichts dieser Veröffentlichung fragen. Kann da noch etwas kommen? Ist nicht bereits alles gesagt? Doch man darf beruhigt sein.
Die beiden Workaholics, ewig Suchende nach dem ultimativen Klangerlebnis, verschwenden auch auf der dritten gemeinsamen Arbeit nicht die Zeit des Zuschauers. Nach einem Vierteljahrhundert machte sich der Berliner erneut auf, dem treuen polnischen Fanlager - in Polen ist Schulze ein echter Superstar - einen Abend voll ungespielter neuer Songs als Weltpremiere zu schenken.
Verhalten beginnt das Programm mit "Shoreless Two". Der für mich etwas nervige, weil ausgelutschte, leicht sakrale Anfang weist sich schnell und augenzwinkernd als selbstironisches Eigenzitat aus und konterkariert die kitschige Stimmung mit krautigem Elektro-Rock inklusive synthetischem Gitarrensubstitut.
Aber natürlich fehlt hier noch etwas. Gespannt wartet man zusammen mit dem Publikum eine knappe halbe Stunde. Dann erscheint endlich die immer etwas entrückt wirkende Chanteuse. Obgleich die Australierin mit einer der weltweit ausdruckstärksten Altstimmen überhaupt gesegnet ist, hat sie nichts von einer Diva.
Ihre typische leicht geisterhaft wirkende Präsenz saugt wie ein Magnet augenblicklich die eben noch verspielten Klänge des Tastenmagiers an. Ihre Worte bezieht Gerrard ausschließlich aus der von ihr mit zwölf Jahren erdachten und seitdem perfektionierten Phantasiesprache.
Entsprechend vergisst man bei "Bazylika NSJ" schnell den Schulze-Anteil. Angenehm zurückhaltend erschafft der Berliner eine klangliche Stimmung, die sich in bester Dead Can Dance-Manier optimal vor der Sängerin ausbreitet.
Doch auch die schnelleren, klassischen Schulze-Nummern im beschwingt pluckernden Soundgewand funktionieren prächtig. Sobald der Elektropionier ein wenig durchstart, nimmt sich die Melbournerin zurück und beschränkt sich auf vokalistisch elegante Verzierungen. Genau hierin liegt wohl das Geheimnis der beiden gar nicht so unterschiedlichen Ausnahmekünstler.
Sie verstehen einander musikalisch aufs Innigste. Jeder genießt an der Seite des anderen die totale Freiheit, den eigenen Ausdruck zu transportieren. Ebenso finden sie eine tiefe Befriedigung in der Huldigung der jeweiligen Kunst des Gegenübers.
Eine solch unbeschwerte Rücksichtnahme fördert soviel Spaß an der Sache zutage, dass man ihn deutlich in den Gesichtern des Duos lesen kann. So darf das ruhig weitergehen.
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