laut.de-Kritik

Elektronische Sounds kullern beschaulich wie Glasmurmeln in die Gehörgänge.

Review von

Vergesst den Frühling und das blöde Fröhlichsein. Wer will schon Eis essen gehen oder Schmetterlinge im Bauch haben, wenn er an wolkenverhangenen Sonntagen alleine aus dem Fenster starren und das Selbstmitleid in einer Kanne Tee ertränken kann? Ich jedenfalls nicht. Zumindest seit mir Komeit den passenden Soundtrack geliefert haben. Wenns denn gar nicht anders geht, darf man "Falling Into Place" in Ausnahmefällen meinetwegen auch bei schönem Wetter und zu zweit hören.

Komeit besinnen sich auf das Wesentliche: schöne Musik. Ohne viel Aufhebens zu machen, driften die warmen Songs gemächlich vorbei. Durchs Programm führt Chris Flohrs Akustikgitarre und Julia Kliemanns Keyboard. Und man fragt sich unwillkürlich, ob es je wirklich notwendig war, mehr als das einzusetzen.

Hört man so zurückhaltende Arrangements wie bei "Holler", "It's A Good Thing" und etlichen anderen, erscheint es völlig plausibel, daß jedes Mehr nur schmückendes Beiwerk und absolut unnötig gewesen wäre. Dann und wann leiht das Duo seinen Stücken aber auch die eigenen Stimmen: sachte, versteht sich. Dann säuseln sie Zeilen wie "Lets float like the moon through this saturday night, we're restless and tired, we're lonely and sad ..." ("Saturday Night").

Seit Maximilian Heckers "Infinite Love Songs" hat mich kaum eine andere Musik auf so angenehme Art und Weise gerührt. Komeits Sounds kullern beschaulich wie Glasmurmeln in die Gehörgänge. "Falling into Place" strahlt eine enorme Ruhe aus. Und schafft es, dass man sich zeitgleich melancholisch und trotzdem - oder gerade deshalb? - gut fühlt.

Wer meinen Rat befolgt, sollte sich Zeit nehmen, das Telefon mal eine Weile ausstecken und nichts machen außer hinhören. Das hat "Falling Into Place" verdient, denn Komeit haben einfach alles richtig gemacht.

Trackliste

  1. 1. I Can Tell
  2. 2. Three Hours
  3. 3. Readymades
  4. 4. Parade
  5. 5. When It Starts
  6. 6. Schemes Like These
  7. 7. Saturday Night
  8. 8. Holler
  9. 9. Rearrange
  10. 10. It's A Good Thing (You Called)

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