Kool & The Gang - " Something Special"

Heute möchte ich euch die Geschichte erzählen, wie Kool & The Gangs "Something Special" zum Soundtrack einer ganz persönlichen Lovestory wurde.

Es war Sommer. Die Silhouette der Stadt leuchtete im Abendrot, die Luft kühlte langsam ab. Wir hingen auf dem Balkon herum und genossen die Abendsonne. Aus meiner Box schallte "Get Down On It", neben "Celebration" wohl der Hit schlechthin von Kool & The Gang. Einer dieser netten Hits, die man von Hochzeiten oder aus 80er-Medleys kennt, der vor sich hin trällert, ein bisschen gute Laune verbreitet und niemanden stört.

Ähnlich ging es mir immer mit ihr. Ich kannte sie schon ein paar Jahre, wir waren befreundet. Ich hatte sie immer gemocht, bewunderte viele Dinge an ihr. Wir sahen uns ab und zu und verstanden uns gut, aber mehr war da nicht, keine tieferen Gefühle.

Aus meiner Box ertönte "Stand Up And Sing", zu der Zeit kannte ich den Song noch nicht. Plötzlich stand sie auf, riss mich hoch und fing an zu tanzen. Ich war etwas überrascht und beobachtete, wie sie ihre Hüften unendlich smooth zum Takt bewegte, im Hintergrund die funkigen Gitarren, die frechen Synthies, der nicht endende Four-on-the-floor-Beat. Ihre Lebenslust und Eleganz – trotz vermeintlich monotonen Klängen – verblüffte mich. In dem Moment muss es Klick gemacht haben.

Wir tanzten bis tief in die Nacht zu "Something Special". Zu den grandiosen Vocals von James "J.T." Taylor, den lässigen Bassläufen von Robert "Kool" Bell und den Bläsern und Gitarren der restlichen Gang. Zu "Good Time Tonight" wurde es etwas wilder, zu "Be My Lady" tanzten wir noch ausgelassener, zu "Pass It On" kamen wir uns näher.

"You'll feel it when you hear the sound", singt James Taylor auf "Good Time Tonight". Ich konnte das Gefühl nicht kontrollieren, aber irgendwas machten diese Nacht und dieses Album mit mir. Mit dem, was ich sah, wenn ich ihr in die Augen schaute. Plötzlich sah ich da eine Ausgelassenheit, eine Freude, eine Sorglosigkeit, wie ich sie sonst von wenigen anderen Menschen kannte. Sie machte mich glücklich.

Sie war wie "Something Special" – ein bisschen soulig, ein bisschen poppig, unendlich groovig, einfach mitreißend, einfach kool. Mit jeder Textzeile von diesem Album hatte ich das Gefühl, sie ein Stückchen besser zu verstehen. In jedem der neun Songs erkannte ich sie wieder. Ganz besonders in "Stand Up And Sing" – was für ein Meisterwerk!

Der Song war es schließlich auch, der mich später ermutigte, mir einzugestehen, dass sie mich verzaubert hatte: "Take this time to open your heart/ Show your feelings right from the start/ Now is the time to spread love around/ Show your thanks when your dreams are found/ That's why I'm saying/ Everybody stand up and sing, and say I love you!"

Ich bin froh, dass ich genau das getan habe. Heute leben wir in einer glücklichen Beziehung. Klar, es gibt Ups und Downs. Sie ist viel älter als ich, manchmal merke ich, dass sie aus einer anderen Zeit kommt und verstehe sie nicht. Manchmal wünschte ich, wir hätten uns schon viel früher kennengelernt. Nicht jeder meiner Freunde und Verwandten mag sie. Mal sehen wir uns mehr, mal weniger. Mal verstehen wir uns gut, mal langweilt sie mich und ich träume von Abwechslung. Aber eins hat sich trotz alledem nicht geändert: Wenn "Stand Up And Sing" läuft, lassen wir alles stehen und liegen, springen auf und tanzen zusammen, als gäbe es kein Morgen mehr.

Ich verdanke dieser Platte von Kool & The Gang viel Lebensfreude. Ich kann nur jedem empfehlen, sie von der ersten Sekunde von "Steppin' Out" bis zur letzten von "Stop!" anzuhören und wirken zu lassen. Mich haben das Album und die Message dahinter verändert. Vielleicht wusste ich es all die Jahre davor unterbewusst schon und habe es mir nur nie eingestanden – aber dank "Something Special" habe ich mich verliebt.

Ihr Name ist Disco.

In der Rubrik "Meilensteine" stellen wir Albumklassiker vor, die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben. Unabhängig von Genre-Zuordnungen soll es sich um Platten handeln, die jeder Musikfan gehört haben muss.