laut.de-Kritik
Nach sechs Alben ist es an der Zeit, zurück zu blicken.
Review von Alexander CordasNach sechs Alben ist es auch für Korn an der Zeit, zurück zu blicken. Mit insgesamt 19 Tracks haben die Mannen um Jonathan Davis ganze Arbeit geleistet und den Tonträger bis fast an den Rand der Erschöpfung mit Material vollgepumpt.
Den Auftakt machen dabei gleich zwei Coverversionen. Das leidlich bekannte "Word Up" (Cameo) und das epische "Another Brick In The Wall" von Pink Floyd. Leider leider sind beide Neuinterpretationen der Songs ziemlich furchtbar geraten. Wenn es im Booklet nicht schwarz auf weiß stehen würde, dass die Band selbst beim Produzieren die Hand im Spiel hatte, es könnte der Verdacht aufkommen, irgendein Knöpfchendreher aus dem Weichspülsektor hätte Korn durch den Wolf gedreht. Die sonst so prägnanten Gitarren finden sich zurecht geschustert an den Rand gedrängt. Lediglich Fieldy darf etwas ausgelassener an seinem Bass herum zupfeln.
Neben diesen beiden Scheußlichkeiten glänzt dagegen das restliche Repertoire der Körner aufs Vortrefflichste. Ihre wunderbar ballernde Rhythmus-Sektion stellt das Grundgerüst dar, auf dem sich tiefer gelegte Gitarren austoben dürfen. Über all dem schwebt Davis' unverkennbare Stimme. Alles zusammen: Korn in Reinkultur.
Die Trackliste führt chronologisch in die Vergangenheit. Klassiker der Marke "Shoots And Ladders" und "Blind" stehen da am Ende. Fast so als würden die Amis dem Hörer klarmachen wollen, dass sie den Grundstein für das gelegt haben, was heute unter Nu Metal firmiert. Wer sich durch die Tracks hört und nicht mindestens ein Dutzend Mal das Bedürfnis verspürt, mit seinen Kopf an die nächste Wand hämmern zu wollen, soll weiter Linkin Park hören. Etwas gewöhnungsbedürftig klingt der Dante Ross-Remix von "Freak On A Leash" mit Kirmesorgel-Einsatz, aber auch diese Version groovt gehörig.
Empfehlenswert ist diese "Greatest Hits" für Einsteiger allemal. Korn-Devotees mit Hang zum Komplettismus dürfen, müssen aber wegen der Qualität der Covers nicht unbedingt zugreifen. Für sie ist doch vielleicht die limitierte Auflage interessanter, die eine schmucke DVD Huckepack nimmt. 35 Minuten des Fankonzertes im legendären CBGB's zeigen, weshalb Korn live auch nach sechs Alben und Millionen verkaufter Scheiben nach wie vor ein fetter Brecher sind.
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