laut.de-Kritik
Perfekt zubereitete Nu-Metal-Kost, servierfertig für die Tonne.
Review von Alex KlugDie Ankündigung einer neuen Korn-Platte kommt gewissermaßen der immer näher rückenden Zeugnisausgabe zu Schulzeiten gleich: Wer nicht zu viel erwartet, kann letzten Endes auch nicht enttäuscht werden. Bloß müsste der Prototyp des pickeligen 90er-Jahre-Nu-Metal-Kiddies inzwischen in den späten Dreißigern stecken und dürfte seine Geduld mit den Pionieren schon längst verloren haben.
Nach gescheiterten Back-to-the-Roots-Versuchen, einer Dubstep-Crossover-Platte und dem Wiedereinstieg des bekehrten Ex-Gitarristen Brian "Head" Welch treiben Korn mit "The Serenity Of Suffering" orientierungslos durch den Raum. Dabei macht es die Platte dem Hörer zunächst noch erfreulich schwer, der Band mangelnde Kreativität vorzuwerfen.
Wo "Insane" mit einer Ride-Becken-Reminiszenz an das essenzielle "Blind" startet, geht es schon wenige Sekunden später voll zur Sache: billige, aber drückende Modern-Riffs, standardisierter Slap-Bass und ein knapper Ohrwurm-Chorus, den alsbald das noch eingängigere – und härtere – "Rotting In Vain" übertüncht. Jajaja, das Original bleibt eben das Original.
Die Rückkehr des Freizeit-Jesuiten Head hat der Band gut getan, gar keine Frage. Nach dem angenehm quäkig-psychedelischen Touch des Comebacks "The Paradigm Shift" gehen Korn nun allerdings wieder wesentlich routinierter zu Werke. Dissonant quietschende Gitarren-Harmonics und patentiertes, aber seit langem nicht mehr gehörtes "Twist"-Gegrunze betten sich mühelos zwischen Pop-Pathos und Synthesizer-Backings.
Warum aber lässt sich dann der stetige Gedanke, jeden Takt des Albums so schon tausendmal gehört zu haben, trotzdem nicht verdrängen? Warum verwechselt man im Unterbewusstsein den Einstieg von "Rotting In Vain" mit "Right Now"? Warum klingt "Baby" wie eine halbherzig aufpolierte Version von "Freak On A Leash"?
Womöglich, weil Korn inzwischen viel zu gut wissen, wie der Hase durchs Business sprintet. Dementsprechend gestaltet sich "The Serenity Of Suffering" im weiteren Verlauf als lebloses Ergebnis einer Frankenstein-Operation aus verschwenderischen Drei-Ton-Refrains, Retro-Scratch-Samples, für die es schon in den 2000ern Schellen geregnet hätte, und einer beachtlichen Ansammlung belanglosen Herumgeriffes, das nicht einmal der Gene Simmons des Nu Metal zu kaschieren vermag ("A Different World (feat. Corey Taylor)").
Wie singt Davis in Track sieben? "Everything falls all apart / there is nothing in my head."
Schlimmer als bei jedem High-Class-Catering-Betrieb werden sich die erprobten Nu-Metal-Köche aus dem frisch vermarkteten Produkt allenfalls wieder zwei bis drei Songs für ihr klassikerdominiertes Live-Set herauspicken. Die übrigen Tracks? ReFood. Resteverwertung. Ab in die Tonne.
34 Kommentare mit 37 Antworten
*seufz
was will man denn von KoRn noch erwarten? Das Artwork drückt schon mehr über die Band aus als gut ist.
Jonathan Davis weiß selbst nicht mehr genau ob er den jetzt 15 oder 45 ist. Naja, so lange es sich noch rentiert...
Habe mir das Album 2mal angehört und nichts ist hängen geblieben. Mir fehlen ganz klar die Emotionen von jonathan, der Gesang ist sehr langweilig geworden. Für mich war der letzte Hit oder Korn-Typische Song "did my time". Eigentlich schade...
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Allein für "A Different World" mit Corey Taylor (!!!!!!!!!!!!!!!) / "Black Is The Soul" / "The Hating" hätte ich das gleiche Geld ausgegeben.
Über den Rest kann man streiten, muss man aber nicht.
@AK: Dass sich Songs über die lange Zeit hinweg ähneln, sollte kein fundamentales Kriterium an der Bewertung sein.
Dann wäre jedes Album in diesem Universum nur ein bis drei Titel stark. Auch das Universum selbst hätte mit diesem Kriterium dem Schöpfer so vermutlich Schwierigkeiten bereitet.
Von mir gibt's 4/5 für die bessere "Take a Look in The Mirror" (im wahrsten Sinne des Wortes).
3/5 naja für alte säcke aka nostalgie-freaks brauchbar
Schwachsinns-review, in der die zitierten songvergleiche schlicht nicht stimmen