laut.de-Kritik
Eine weitere BBC-Entdeckung auf dem richtigen Weg.
Review von Kai ButterweckIn den vergangenen Jahren hat die BBC einen ganz guten Riecher bewiesen, wenn es um neue Gesangstalente ging. Man denke nur an die Siegeszüge von Künstlern wie Anna Calvi, Jessie J, Michael Kiwanuka oder auch Jake Bugg. All diese Musiker hätten ohne die Unterstützung der legendären britischen Rundfunkanstalt höchstwahrscheinlich das eine oder andere Rookie-Jahr mehr einplanen müssen.
Kwabena Adjepongs Hoffnungen waren also groß, als er 2012 plötzlich vom BBC-Radar erfasst wurde. Kurze Zeit später hatte er bereits einen Plattenvertrag und eine erste Single namens "Walk" am Start, die im Januar 2015 bereits von der Spitze der deutschen Single-Charts grüßte.
Es lief also alles am Schnürchen im Leben von Kwabena Adjepongs, der sich mittlerweile nur noch Kwabs nennt. Und aller Wahrscheinlichkeit nach wird es auch noch eine Weile so bleiben, denn mit seinem Debütalbum "Love + War" macht der britische Soul-Newcomer mit den ghanaischen Wurzeln genau da weiter, wo er mit "Walk" aufgehört hat: Kwabs ausdrucksstarke Stimme trifft auf großflächige Synthies und tanzfreudige Dance-Beats.
Schon während der ersten Minuten zieht der Sänger all seine Asse aus dem Ärmel. Während der eröffnende Titeltrack mit feinen Arrangements aus der Vergangenheit einem Brückenschlag zwischen Rick Astley und Seal gleichkommt, lässt das anschließende "Fight For Love" Frauenherzen höher schlagen. Mit seinem tiefen Bariton hat der Londoner aber auch leichtes Spiel.
Mit der Piano-Ballade "Perfect Ruin" bricht Kwabs zur Mitte des Albums hin auch noch das letzte Eis. Spätestens jetzt liegt man dem Mann mit der begnadeten Soul-Stimme zu Füßen. Das abschließende von schleichenden Handclaps getragene "Cheating On Me" kratzt ebenfalls am Balladenthron.
Kwabs kann aber auch anders. Mit "Walk" hat es der Barde bereits bewiesen. Das vertrackte "My Own", das mit Bombast und großen Chören aufgepeppte "Forgiven" sowie das kleine "Never Gonna Give You Up"-Brüderchen "Make You Mine" pumpen nicht minder impulsiv durch die Boxen.
Den großen zweiten Über-Hit sucht man auf Kwabs Debütalbum zwar vergebens. Das ändert aber nichts an der Grundqualität des Werks. Mit einem durchweg soliden, bisweilen sogar überdurchschnittlichen Modern-Soul-Potpourri, das hier und da auch gekonnt in Richtung R'n'B schielt, legt sich Kwabs ein beeindruckendes musikalisches Fundament, auf dem sich in Zukunft sicherlich so einiges aufbauen lässt.
1 Kommentar
Seine soulige Stimme und die durchweg hohe produktionstechische Qualität, lassen einige etwas kantenlose Tracks trotzdem als nicht weiter störend erscheinen und können der vorhandenen Qualität des Erstlingswerks nichts anhaben!
4/5