laut.de-Kritik
Motown-Soul mit schönen Stimmen und prägnanten Bläsern.
Review von Sven KabelitzWer über eine Suchmaschine zu dieser Rezension gefunden hat, verdient meinen vollsten Respekt. Denn ähnlich wie Iceage oder !!! haben Lady die Google-Tauglichkeit ihres Namens sträflich vernachlässigt. Auch bei manchem Streaming-Portal erweist sich die Suche als eher knifflig. Ein ziemlicher Lapsus in unseren Internet-geprägten Zeiten. Um die Sache wirklich haarig zu gestalten, nennt das Duo ihr Debüt, wir ahnen es schon, "Lady". Tadaaaaa, der Weg zur vollkommenen Unsichtbarkeit ist vollbracht. Mädels, H.G. Wells ist stolz auf euch.
Man muss schon die Namen der beiden Singvögelchen kennen, die nun unter dem Namen Lady zusammenfinden: Terri Walker und Nicole Wray. Terri Walker veröffentlichte bereits vier Soloalben in England. Wray schaffte dank Missy Elliot und Timbaland 1998 mit "Make It Hot" einen Top-5-Hit.
Das gemeinsame Debüt bei Truth & Soul Records stellt die rohe Kraft der beiden bezaubernd harmonischen Stimmen in den Vordergrund. Anschmiegsam winden sie sich um die von Leon Michels und Jeff Silverman produzierten Songs, die ihre Wurzeln im Sound von Motown, Stax und Atlantic schlagen. Ein umtriebiges Team, das bereits die letzten Alben von Aloe Blacc und Lee Fields zu Leckerbissen des Souls verfeinert hat.
So schunkeln sich Wray und Walker durch den Dreivierteltakt des abgeklärten "Tell The Truth" direkt in Richtung "Money". Ein groovender Pop-Soul-Track mit tiefem Bass, einer reizend angefunkte Gitarre und prägnanten Bläsern. Der Soundtrack einer "Independent Lady", die sich nicht weiter von ihrem Mann ausnehmen lassen möchte. "You think that I'm your momma / now you're actin' crazy / you better go find you a job / you better stop actin' lazy."
Um einiges derber, im siedenden Elixier aus Congas und Funk-Gitarren, präsentiert sich "Good Lovin". Für einen kurzen Moment lassen Lady ihren Teufel von der Leine. Nur um ihn in "Sweet Lady", dessen Groove sich an Marvin Gayes "What's Going On" lehnt, wieder an die Leine zu nehmen. Die rauen Vocals von Wray setzen sich gezielt gegen alle aufkommende Harmonie durch.
Wie gut sich die Stimmen der beiden Sängerinnen ergänzen, macht "Get Ready" klar, in dem sich Walkers und Wray wie gute Freundinnen zur Seite stehen. Immer wieder teilen sich diese die einzelnen Strophen auf, nur um im Refrain zu einer perfekt funktionierenden Einheit zu verschmelzen. Bereit zur großen Abrechnung wiegen sich Lady zum Deep-Soul von "Karma" im Rhythmus. Noch einmal wagen sie einen Schritt auf die dunkle Seite ihres Erstlings. "So quick to point the finger / remember three is pointin' back at you / always first to judge / oh, but the guilty one is you ... / maybe you deserve it / this little thing called karma."
Von ihrer bereits mehrfach erprobten Formel weichen Michels & Silverman keinen Zentimeter ab. Hochwertiges Songwriting, blitzblank arrangiert, Herstellung und Lieferung erfolgt für Lady nach Plan. Eine eigene Identität, die über die Stimmen der beiden Sängerinnen hinaus geht, bleibt ein wenig auf der Strecke. "Lady" zeigt sich auf Albumlänge leider etwas zu perfekt, um es wirklich ins Herz zu schließen.
3 Kommentare
Waaas Terri Walker??? Wie geil, da muss ich ja reinhören! Die ist Deutsche!
Hm, Hörproben klingen tatsächlich etwas langweilig, da ist ja gar nix eigenes bei. Da lohnen sich die Solo-Alben von Terri Walker viel mehr, vor allem "Untitled", absolute Kaufempfehlung!
Die Shop-Vorschläge sind niedlich:
Lady Bedfort und der Fall der Mönche (12)
Lady Bedfort und die letzte Fahrt des Mr. Goodwin (11)
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