laut.de-Biographie
Leatherface
"Musik bedeutet in meinem Augen nicht Rock'n'Roll oder Pop, für mich hat in der Folkloremusik alles seinen Ursprung. Dort sangen die Menschen über die Dinge ihrer Epoche, ganz schlicht und leicht verständlich. So halten wir es auch mit unserer Musik. Mit Gitarre, Bass, Gesang und Schlagzeug kannst du in drei Minuten pro Song das Wesentliche zum Ausdruck bringen." (Frankie Stubbs in Mathias Herrs Heavy Metal Lexikon Vol. 4 `94).
Frankie Stubbs ist Frontmann, Songwriter und Gitarrist der englischen Punkrockband Leatherface. Seit 10 Jahren befinden sich Leatherface auf der Suche nach dem perfekten dreiminütigen Punksong. Fans der Formation meinen jedoch, dass Stubbs und Co. diesen schon oft gefunden haben. Denn hier paaren sich Motörhead-Power mit Husker Dü-Melancholie, ein druckvoller Gitarrensound und Bad Religion-Harmonien mit der whiskeygetränkten Reibeisenstimme von Frankie Stubbs. Jedes einzelne Lied kann man dem geneigten Hörer als Anspieltipp empfehlen. Alle Stücke strahlen den Spirit einer zwischen grünen Hügeln gebetteten, nordenglischen Arbeiterstadt aus. Im Sommer 2001 können sich auch die deutschen Fans auch im 13. Bandjahr von den frischen Livequalitäten überzeugen.
Die Suche beginnt Ende '88, als sich Frankie Stubbs (v/g), Richard Eric Hammond (g), Rob Turnbull (b) und A. Lainey (dr) entschließen, eine Band zu gründen. Bei der Namensfindung erinnert man sich an den Ledermasken-Killer im "Texas Chainsaw Massacre". Kurze Zeit später folgt das Debut "Cherry Knowle", das den oben beschriebenen Mix beinhaltet. Die Texte sind zu meist sozialer und politischer Natur ("This Land", "Colorado Joe/Lenningrad Vlad"), ohne jedoch in flachen Parolengebrülle zu enden. Auch zeigen Leatherface schon hier ihre hohe Kunst der Coverschule. Nein, die billige Plattenhülle ist hier nicht gemeint, viel mehr geht es um die Stücke "Knockin' on heavens door" von Bob Dylan und "In the Ghetto" von Elvis Presley. Leatherface binden die beiden Songs schlüssig in den Gesamtsound ein und prügeln sie mit einer atemberaubenden Power durch die Boxen, dass es eine wahre Freude ist. Der Nachfolger "Fill your boots" erscheint bereits 1990 und fängt dort an, wo der Erstling aufhört. Nur die Lyriks handeln jetzt mehr von den persönlichen Erfahrungen und Gefühlen als von Politik. Als Cover muss diesmal Elton John’s "Candle in the wind" dran glauben.
Leatherface veröffentlichen weiter im Ein-Jahreszyklus und so steht '91 mit "Mush" ihr bestes Werk in den Läden. Auf dieser Platte stimmt einfach alles, jeder Song ist ein Höhepunkt. Hat man auf den ersten beiden Alben noch einige Soundproblemchen erhören können, so präsentiert sich "Mush" als kraftvoll produzierter Punkrockklassiker. Man höre nur mal den unglaublichen Opener "I want the moon" oder das energiegeladene "How lonely". Sogar das fulminante Police-Cover "Message in a bottle" hat es schwer gegen die Eigenkompositionen zu bestehen. Noch im selben Jahr gehen Leatherface u.a. auf eine umjubelte Clubtour durch Deutschland.
Um die Wartezeit auf das nächste Studioalbum zu verkürzen, werfen sie '92 die EP "Compact und Bijou" auf den Markt. Diese Scheibe läutet einen musikalischen Wechsel ein, bei dem ein Großteil der Punkenergie zugunsten von rockigeren Tönen geopfert wird. Die 93er LP "Minx" und der Nachfolger "The Last" aus dem Jahre '94 machen diese Stiländerung noch deutlicher. So findet beim Track "Shipyards" sogar ein Klavier Einzug in die heiligen Hallen des Leatherface-Sounds. Am Ende der ausgedehnten Europatournee kommt es zum Split von Leatherface. Beim Konzert im Londoner Garage Club erklärt Frankie Stubbs Leatherface für aufgelöst. Von 94-99 widmen sich die Bandmitglieder diversen Soloprojekten wie Run oder Pope, ohne jedoch auch nur annähernd an frühere Erfolge anzuknüpfen. Stubbs wird zudem ein Alkoholproblem nachgesagt, 1998 stirbt auch noch der Leatherface- und Snuff-Bassist Andy Crighton.
Ende '99 die überraschende Wende. Leatherface werden von BYO-Records gesignt und veröffentlichen mit den Labelkollegen von Hot Water Music eine 6-Song Split EP. 2000 gibt es dann nach sechs Jahren Pause das sechste Studioalbum "Horsebox". Es knüpft wieder an die ersten drei Platten an und erreicht sogar die Qualität von "Mush". Es scheint fast so, als wären sie niemals weg gewesen. Mit Frankie Stubbs und Andrew Lainey sind zwar nur noch zwei Mitglieder der Anfangsformation dabei, doch Songs wie "Sour Grapes" oder "Grip" zeigen Leatherface von ihrer besten Seite. Auch dieses Mal haben sie mit "True Colors" von Cyndhi Lauper und dem "Ship Song" von Nick Cave wieder zwei Coverversionen im Gepäck, im Juli 2001 auch in deiner Stadt.
"Wenn es mal zu Ende geht, möchte ich auf einem grünen Hügel sitzen und auf meine Heimatstadt hinuntersehen. Dazu ein Ghettoblaster mit meinen Lieblingstapes und dann..." (Frankie Stubbs im Zap-Interview `94)
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