laut.de-Kritik
Einer der größten Popmusiker sagt Lebewohl.
Review von Daniel StraubLee Hazlewood raucht gerne. Auf dem Cover seiner 2002er Veröffentlichung "To Every Solution There Is A Problem" frönt er seiner Sucht gar auf höchst ästhetische Weise. Damit hätte er auch in jedem David Lynch-Film eine gute Figur gemacht. Mit seinem neuesten Longplayer setzt er diese ikonographische Tradition fort. "Cake Or Death" soll nach Aussage von Hazlewood selbst sein letztes Tondokument sein. Die Sucht fordert ihren Tribut, Hazlewood ist bereits vom Krebs gezeichnet. Das Album ist also ein Vermächtnis für die Nachwelt.
Damit legt er die Latte ziemlich hoch. Wir erinnern uns: Lee Hazlewood ist der kreative Kopf, der mit seinen Songs der Karriere Nancy Sinatra Ende der 60er Jahre den nötigen Spin verpasste. Aus seiner Feder stammen Klassiker wie "These Boots Are Made For Walking", "Something Stupid" und "Some Velvet Morning". Zeitlose und zudem begnadet gute Popsongs allesamt. Nicht umsonst hat einer davon im Repertoire von Robbie Williams seinen Platz gefunden.
Mit welcher Leichtigkeit Lee Hazlewood der Pop noch immer aus der Feder fließt, macht er mit den ersten Songs von "Cake Or Death" mehr als deutlich. Der Opener "Nothing" besticht mit Leichtigkeit, Eingängigkeit und Originalität. Dazu trägt nicht zuletzt die betörende Stimme von Bela B.-Muse Lula ihren Teil bei. Dass Pop bei Lee Hazlewood immer auf mehreren Ebenen funktioniert, hat er bereits in der 60ern gezeigt, als er lockere Melodien mit zweideutigen Texten verband.
Zwei davon, nämlich "Boots" und "Some Velvet Morning" finden sich auch auf "Cake Or Death". Während "Boots" in der Original-Melodieführung und den von Hazlewood ursprünglich geplanten Arrangements eine ganz passable Figur macht, ist "Some Velvet Morning" nicht mehr als ein Gimmik für Die-Hard-Fans. Der Grund: Hazlewoods Enkeltochter Phaedra hat ihren Opa im Studio besucht und ein paar Textzeilen zum Besten gegeben. Das Ergebnis ist jedoch mehr als zweifelhaft.
Leider schleichen sich mit zunehmender Spieldauer mehrere derartige Füller in "Cake Or Death" ein. So bleibt am Ende ein zwiespältiges Bild. Während die ersten Tracks in ihren besten Passagen noch einmal Hazlewoods ganzen Genius offenbaren, geht dem Album ab der Hälfte die Luft aus. Vieles wirkt auf die schnelle, ohne die notwendige Sorgfalt hinproduziert. Und auch der Auftritt von Bela B. bei "The Last Song Of The Day" gibt dem Album nicht den entscheidenden Kick.
Ab Ende bleibt die Erkenntnis, dass Lee Hazlewood sein musikalisches Vermächtnis bereits vor vier Jahren mit "To Every Solution There Is A Problem" in Vinyl geritzt hat. "Cake Or Death" musste er in erster Linie sich selbst von der Seele schreiben.
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