laut.de-Kritik
Wie der pubertierende Liam Gallagher.
Review von Kai ButterweckOldenburg als musikalische Hochburg zu bezeichnen, wäre wohl zu hoch gegriffen. Dennoch bietet die kreisfreie Stadt in Niedersachsen im Bereich Klangkunst mehr, als so manch einer vermuten mag: Lee Jay Co.
Fünf junge Burschen, die auf ihrem Debüt "Revolution Of The Dog", oberflächlich betrachtet, zunächst durch eines auffallen: schlechten Geschmack. Was sich das Quintett bei der Artwork-Gestaltung des Covers gedacht hat, bedarf zwingend einer Klärung.
Vielleicht ging es den Jungs aber auch nur darum, die Redewendung "Außen hui, innen pfui" umzukehren, um so die Promo anzukurbeln? Wer weiß. Bedenkenlos lässt sich allerdings unterschreiben, dass bereits die ersten Klänge des Openers "To The Gates And Back" besagtem Artwork locker den Rang ablaufen: Das Städtedreieck London, Liverpool und Manchester liegt den Fünfen dabei unüberhörbar am Herzen.
Frontmann Christopher Been Jr., der selber viele Jahre seines noch jungen Lebens auf der Insel verbrachte, klingt dabei wie ein pubertierender Liam Gallagher, was nicht zwingend ein Nachteil sein muss. Dadurch macht sich ein leicht kindlich bockiger Charme am Mikro breit und bietet einen angenehmen Kontrast zum reifen Rocksound seiner vier Mitstreiter.
Hippie-Hillbilly-Ergüsse ("Monkey Shaker") treffen auf die Rolling Stones kurz vor ihrer Einschulung ("Perfect World"). Die Band bringt Elemente von Oasis, Primal Scream, Starsailor oder auch Kasabian zusammen, mischt es mit leichten Retroakzenten und driftet bisweilen gar in die Psychedelic-Schiene ab ("Northern Soul"). Bei allem Rock-Gehabe überzeugt der Niedersachsen-Fünfer besonders bei den ruhigen Momente auf "Revolution Of The Dog".
Ganz oben auf dem Thron hockt aber die erste Single "Antonella", die fast schon âuf Travis verweist. Aber auch "Lots Of Love" oder "Lovers" zeigen Lee Jay Cop von ihrer sachten Seite, die ein Gespür für harmonische Klänge abseits der Verzerrung zeigt.
Das Debüt bietet einen gelungenen Mix aus Pop, Rock und Indie und klingt dabei teilweise britischer als so manche Kollegen von der Insel. Einzig das bisweilen noch recht unausgereifte und auf Dauer etwas monoton klingende Stimmorgan von Sänger Christopher Been Jr. sorgt für kleine Fragezeichen: Sollte der Leader in naher Zukunft noch einen zweiten Stimmbruch erleiden, stehen der Combo wohl Türen und Tore offen.
2 Kommentare
Kurz reingehört. CD bestellt.
Bin gespannt...
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