laut.de-Kritik
"Gibs mir richtig, ganz egal wo!"
Review von Stefan Johannesberg"Gibs mir richtig, ganz egal wo". Lil' Kim, die selbst ernannte Schlampenkönigin des Rap, muss mit ihrem dritten Album zumindest in deutschsprachigen Ländern die Schmach jenes peinlichen Gastauftritts bei DJ Tomekk wettmachen. So versucht Kim bereits im Intro durch Lobeshymnen auf ihre Person von Notorious BIG die nötige Street Credibility einzuholen. Sein Ausspruch "She Writes" darf zudem als kleiner Seitenhieb auf Erzfeindin Foxy Brown verstanden werden.
Der Opener "Hold It Now" geht musikalisch recht gut ins Ohr. Mobb Deep-Produzent Havoc vermengt hier ein Beastie Boys-Sample von "Paul Revere" mit minimalistischen Old School-Rhythmen. Lyrisch bleibt sich Queen Be treu: "The First Rap-Bitch To Rock Chanel", heißt das Motto. Danach rutscht "La Bella Mafia" mit der so obligatorisch wie unnötigen Hymne "Doing It Way BIG" an Lils verstorbenen Mentor gänzlich in unterste Niveauregionen.
Es folgen mit wie dem R'n'B-lastigen "Can't Fuck With Queen Bee", der fiepsigen Tanzflächenanimation "Shake Ya Bum Bum" oder der bouncenden Timbaland-Single "The Jump Off" weitere clubtaugliche Durchschnitts-Tracks, die keinem wehtun, und Lil Kim als "Queen Biaatch" etablieren. Ganz übel wird es bei ihrer Version von R. Kellys "This Womans Worth". Sie nennt es "This Is A Warning" und betreibt ideenarmes Beatrecycling galore.
Doch es ist nicht alles Blech, was klappert. Die Flöte und Hookmasterin Missy Elliott zwitschern "Can You Hear Me Now" auf die Habenseite. "Thug Luv" folgt mit dem Formel Eins-Flow von Twista und melodischer, rasant-gespielter Spanish Guitar. Der kopfnickende "Magic Stick" zeigt 50 Cent von seiner besten, weil ironisch-frivolen Seite, und "Heavenly Father" frönt smooth und mellow den allseits beliebten, gepitchten Vocal-Cuts.
Zur Schmach ist "La Bella Mafia" dank einiger Farbtupfer also nicht avanciert. Ein gutes, ausgewogenes Album hört sich jedoch anders an. Zu 'ausgelutscht' kommen die sexuellen Lyrics daher, zu austauschbar die Beats.
Irgendwie fehlt Lil' Kim die Tiefe einer interessanten Künstlerin, auch wenn man ihr für die langjährige emanzipierte Schlampen-Haltung Respekt zollen muss. Alice Schwarzer-Rap soll es dann ja auch nicht sein.
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