laut.de-Kritik
So verdammt gut muss man sein, wenn man Lieder anderer covert.
Review von Ulf KubankeDüster wallt das Piano auf. Der Bass zuckt nervös. "I love you Baby, but you gotta understand. The Lord made me, he made a ramblin' man." Vollgesogen mit pechschwarzem Höllenblues schmettert Lisa Bassenge den Allman Brothers-Klassiker "Ramblin Man". Die abgründige Inbrunst ihres Gesangs erinnert an Nick Cave. So verdammt gut muss man sein, wenn man Lieder anderer erobern möchte.
Genau das gelingt Lisa Bassenge auf "Borrowed And Blue" eindrucksvoll. Seit Jahren beeindruckt sie als talentierte Songwritern, die besonders gern mit Jazz und Blues hantiert. Hier nimmt sie sich erstmals seit 2002 wieder Songs aus fremder Feder vor. Auf der illustren Liste stehen George Gershwin, The Beatles, Patsy Cline, Bill Withers, Paul Simon, Hank Williams, Warren Zevon oder Townes Van Zandt.
Viel Brimborium gibt es nicht. Stattdessen verlegt Bassenge sich auf eine intime Trio-Besetzung. Ihr zur Seite stehen der dänische Bassist Andreas Lang und der schwedische Pianist Jacob Karlzon. Gemeinsam treten sie leichtfüßig in große Fußstapfen. Ein Stück wie "I'll Be Seing You" steht im Programm so verschiedener Ikonen wie Frank Sinatra, Billie Holiday oder Barbra Streisand. Alles kein Problem für diese drei Könner, die gemeinsam aus einem Guss musizieren, als hätten sie ein Leben lang nichts anderes getan.
Die Rollenverteilung beider Begleiter definiert sich deutlich: Der Bass unterstreicht in eleganter Defensive, während die Piano-Klänge sprudeln, perlen und nicht selten sogar den superben Gesangsvortrag in den Schatten stellen. Die Methode erweist sich als ungemein effektiv. Lang fungiert in diesem Trio wie John Deacon bei Queen: Unauffällig aber ungemein wichtig. Karlzon hingegen ist einer dieser seltenen Typen, die man ebenso gut in Abendgarderobe an den Konzertflügel setzen kann, wie auch ans wurmstichige Klavier einer verrauchten Hafen-Kaschemme. Die komplette Bandbreite ist vorhanden.
Ganz besonders ausdrucksvoll agieren die drei in beladenen, melancholischen Momenten. "My Man Is Gone Now" stammt aus Gershwins "Porgy And Bess". Für viele ist Nina Simone als Interpretin die ewige Messlatte. Wie kommt man da heran? Bassenge singt das Stück so würdevoll zerbrochen, wie es Billie Holiday getan hätte. Auf "Grandma's Hands" (Bill Withers) strippen sie die Nostalgie des Original instrumental runter bis aufs Blues-Gerippe und versetzen es mit jenem emotionalen Lamento, dass den Verlust geliebter Menschen ausdrückt. Ganz starke Platte.
2 Kommentare
Mhh, gefällt mir ja eigentlich ganz gut. Nur die tieferen Töne sind mal wieder viel zu schwach und dünn abgemischt. Bassenge halt.
Canyon Songs gefiel mir doch deutlich besser. Aber sie hat's schon drauf.