laut.de-Kritik

Ein Metal-Trip ohne Ziel und roten Faden.

Review von

Gegründet im Jahr 2016 hat das einstige Nachfolgeprojekt der Heavy-Formation Sister Sin (mittlerweile ist die Band wieder aktiv) bisher zwei Alben ("Follow Me", "Burning Sermons") unters Volk bringen können. Nun kommt die Combo um Namensgeberin und Frontfrau Liv Jagrell mit dem dritten Studioaschaffen um die Ecke.

"Kali Yuga" startet mit dem brachialen Opener "The Process". Wuchtige Metalcore-Drums treffen auf noch wuchtigere Gitarrenwände. Ein Urschrei von Sängerin Liv sorgt dafür, dass alle Mann in Stellung gehen und auf Kommando zum Angriff blasen. Dieser klingt, als hätten sich Disturbed mit einer handzahmen Black Metal-Band zum nachmittäglichen Jammen verabredet.

Was zu Beginn noch einigermaßen strukturiert daherkommt, fällt im weiteren Verlauf immer mehr auseinander. Verkrampft und aufgesetzt versucht jedes einzelne Band-Mitglied das Beste aus sich rauszuholen, ohne dabei aber das große Ganze im Auge zu behalten. Während es vorne am Mikrofon hin und her geht, extreme Stimmungswechsel im Minutentakt für Verwirrung sorgen und mit reingeballerte Gastbeiträge von Zak Tell (Clawfinger), Madeleine Liljestam (Eleine) und Wenderson D'Paula (Army Of Souls) nicht wirklich für Entlastung sorgen, lässt die Rhythmus-Fraktion auch in ruhigeren Passagen nicht locker.

Auch die Gitarrenarbeit erweckt den Eindruck, als hätte man hier Passagen für drei völlig verschiedene Bands eingespielt. Mal bretthart, mal clean und fast schon synthetisch und in den Solo-Parts immer wieder gerne im Stilbereich von C.C. DeVille, John Norum und Richie Sambora unterwegs: Viel mehr Chaos kann man in einer Dreiviertelstunde kaum stiften.

Neben dem heillosen Sound-Durcheinander kommt erschwerend hinzu, dass der Band jegliches Gespür für Melodien und Harmonien abgeht. Lediglich der galoppierende Metal-Rocker "King Of Fools" hallt ein bisschen in den Ohren nach. Ansonsten sucht man nachhaltige Momente vergebens. Wer nicht allzu anspruchsvoll an die Sache rangeht und dem das bloße Headbangen eine knappe Stunde lang auch mal ausreicht, der kann getrost zugreifen. Wer allerdings mehr Erwartungen hat, der sollte hier lieber die Finger von lassen.

Trackliste

  1. 1. The Process
  2. 2. Antihero
  3. 3. King Of Fools
  4. 4. Forget My Name
  5. 5. Karma
  6. 6. I Am, The Storm
  7. 7. Virus
  8. 8. D.E.R
  9. 9. The Swarm
  10. 10. Horizon In Black

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