laut.de-Kritik
Piano-Melodien und Streicher-Sätze in kaum greifbarer Schönheit.
Review von Alexander CordasLudovico Einaudi stilistisch einzuordnen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Klassik? Nun ja ... Puristen dürften hier die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Die Schublade Pop ist für die Musik des Italieners eindeutig zu klein. Doch letztlich gibt es ohnehin nur gute und schlechte Musik und hier spielt Ludovico sicherlich die ganz große Geige beziehungsweise das Piano.
Seine Musik klingt eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Sanfte Piano-Melodien, dezent mit Samples aufgepäppelt und mit Streicher-Sätzen unterlegt, kreieren eine im wahren Wortsinne atemberaubende Stimmung. Minimalistisch und doch vollkommen im Ausdruck, zelebriert der Präsidentensohn in 20 Liedern seine Definition von Schönklang.
Jedes der Stücke könnte ohne Probleme Teil eines Film-Soundtracks sein. Tragisch, melancholisch, sehnsüchtig, heiter, beschwingt, deprimierend, Einaudi spielt auf der Klaviatur der großen Gefühle mit seinem Publikum Katz und Maus. Scheinbar hat er den heiligen Gral der Kompositionskunst gefunden, denn auf Anhieb kommt einem niemand in den Sinn, der ein Repertoire mit einer derart hohen Dichte an hochkarätigen Stücken sein Eigen nennt.
Des weiteren fällt auf, dass seine Musik trotz filigraner Kompositionskunst nie überladen oder gar verkopft klingt. Der Abend in der Royal Albert Hall war sicherlich ein erinnerungswürdiger Moment für alle Beteiligten. Das hört man dem Endprodukt zu jeder Zeit an. Dennoch: Auf DVD muss man sich das Spektakel nicht unbedingt geben. Es scheint nämlich so, dass jedes Wort - sei es ein Dank oder die Vorstellung der Musiker - zu viel ist und die Musik ihrer Magie beraubt.
Hinzu kommt das Bühnenbild, das zu keiner Zeit die Schönheit der Klänge optisch untermalt: Da sitzen eben ein Paar Musiker an ihren Instrumenten. Einaudi kehrt während des Konzerts dem Publikum den Rücken zu, was auch nicht sonderlich glamourös wirkt.
Dreht man das Bild aber einmal weg und konzentriert sich auf den Raumklang der Scheibe, ist sie auf einmal wieder da, die kaum greifbare Schönheit der Musik: Der Surround-Klang hält sich an den Stellen zurück, wo er nichts zu suchen hat und offenbart Details, wo es nötig ist. Kompliment an die Verantwortlichen am Mischpult, die 5.1-Umsetzung auf dieser DVD ist ganz großer High End-Sport.
Wer noch nach einer Art Best Of von Ludovico sucht, erhält hier das Premium-Paket. Wunderschöne Musik auf zwei CDs komprimiert und für Audiophile noch einmal im Surround-Sound.
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