laut.de-Kritik
Wenn der Pop in mein Ghetto kracht.
Review von Sven Kabelitz"Ich nenne unsere Musik Ghetto-Pop, denn in meiner Nachbarschaft, in der ich aufgewachsen bin, war ich dafür bestimmt, Ghetto zu sein. Wir mischen Popmusik mit den Stilen der Black Music. Funk, Soul, Hip Hop, Rap und ein wenig Jazz", erklärt Sänger Lukas Graham Forchhammer den Sound seiner Band. Ja, ja. Wenn der Pop in mein Ghetto kracht.
Dabei könnte sich der musikalische Auswurf der Band nur schwer weiter entfernt vom Ghetto bewegen. Aber wer weiß schon, was in Christiania, der Hippie-Enklave im Zentrum Kopenhagens, als Ghetto gilt ... Wer knuffige Dreirad-Bikes erfindet, stellt sich darunter offenbar einen Ort voller Gänseblümchen vor. Da wird aus Haftbefehl schnell mal der Christoph samt seinem grünen Pulli.
Zu viel Cannabis-Konsum kann zu gestörter Wahrnehmung führen. Warum nicht einfach bei der Wahrheit bleiben? Lukas Graham stehen für gut produzierten Blue Eyed Soul-Radio-Pop. Eine putzige Mischung aus Jamiroquai, Mayer Hawthorne und Olly Murs. Nicht mehr, nicht weniger.
Ein kleiner Schauder überkommt mich angesichts der Tracklist. "Nice Guy", "Red Wine", "Criminal Mind" oder "Never Let Me Down". Abgegriffener geht es kaum. Entsprechend naiv fallen die Texte aus. "We've got to end this show / I've got to let you go." "There's something about her / She got me working harder." "I follow you / Your glass and your ass / Into the room so fast." Wenn Worte seine Sprache wären!
Ohne auf lyrische Offenbarung zu hoffen, lässt es sich aber leichter auf die Musik konzentrieren: Augen zu und sich gehen lassen. Der Einstieg mit "Ordinary Things" eignet sich hierfür perfekt. Ein anschmiegsamer Beat, wummernder Bass, ein charmantes Keyboard und die tiefenentspannte, geschmeidige Stimme des pausbäckigen Sängers. Ein homogener Sound, kuschelig wie ein Glücksbärchi. Das Rezept für "Lukas Graham" scheint gefunden.
Nachdem die vier Buben aus Dänemark ihre eigene Handschrift entdeckt haben, lässt sich diese nach Lust und Laune den Gegebenheiten anpassen. Der gehetzte Gesang von "Luke The Duke" alias Lukas Forchhammer treibt die Band schwitzend durch das rastlose "Nice Guy". "Red Wine" bremst die Geschwindigkeit zwar auf Slow Motion hinunter, aber Vorsicht bleibt geboten. In "Apologize" klingt die Formel bereits ein wenig abgegriffen, was aber auch an dem eher uninspirierten, faden Track liegen mag.
Das feuchtfröhliche "Drunk In The Morning" liefert ein Hurra an all die durchzechten Nächte, die in dem Versuch einer Kontaktaufnahme mit der Verflossenen enden. Nicht umsonst schaffte die Band mit diesem Song über YouTube und Facebook ihren Durchbruch. Welcher verkaterte Anfang 20-Jährige findet sich hier nicht wieder? Doch Finger weg vom Smartphone! "Better Than Yourself (Criminal Mind Pt. 2)" bietet eine Schaufel zu viel von den großen Emotionen auf Knopfdruck. Plötzlich passt das Motto des Frontmanns nur all zu gut. "Alles, das ich singe, hat mit Liebe zu tun." Willkommen beim Ghetto-Schlager.
Während ich noch verzweifelt nach dem großmundig angekündigten Rap suche, erreicht "Lukas Graham" ausgerechnet mit dem Cover von "Ain't No Love In The Heart Of The City", hier unter dem Namen "Daddy, Now That You're Gone (Ain't No Love)", seinen Höhepunkt. Jüngere kennen den Song als "Heart Of The City (Ain't No Love)" von Jay-Z, die älteren von Whitesnake, doch die erste Version stammt von Bobby "Blue" Bland.
Live und mit den Rusty Trombones entwickelt sich im Spiel zwischen Schlagzeug, Bass und Bläsern ein fast unheimlicher Groove. So kommen wir letztendlich doch noch zu Lukas Forchhammers Lieblingsthema, dem "Happy Love Thing". Denn mit dem Groove ist es wie mit der Liebe: Man kann ihn nicht erklären. Aber man spürt, wenn er da ist.
50 Kommentare
Ja perfekt, laut.de ist meiner Bitte gefolgt und man kann die Cover nun groß klicken, naise. Danke.
Du Depp. Das ging schon die ganze Zeit. Und wolltest Du nicht gehen?
Dulf
Ich bitte um etwas Höflichkeit, Mr!
Das ging schon die ganze Zeit? Ist das eine gesicherte Information?
Ja, argi soll gelöscht werden, aber dabei gibt es Probleme, ich kann nicht mehr beweisen, dass ich ich bin und nu will mich laut.de nicht löschen. Habe schon überlegt ob ich anfange mich daneben zu benehmen, dass sie gezwungen sind mich zu löschen, aber derlei Verhalten ist eigentlich nichts für mich..
Ich hatte es schon bei Pelham geschrieben, aber dieser Thread ist wohl der endgültige Beweis.
Es ist wirklich nichts außergewöhnliches, dass hier ein Thread in dem die üblichen fünf Hip Hop Fuzzis aufeinander prallen, aus dem Ufer und völlig am Thema vorbei läuft. Da kann es auch um Scheidenpilz gehen, dass ist im Grund egal. Und siehe da, kaum geht es um Scheidenpilz (Lukas Graham) haben wir fast 50 Kommentare ohne jeglichen Bezug auf das Album. Die hier abgelieferten Kommentare sind ein Armutszeugnis. Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich Anfangs dazu beigetragen habe.
man kann sich endlos ueber diesen egomanischen pansen aufregen.. bringen wird es nix wer sonst nichts hat..
Santi
Dieser schlüssigen Ausführung kann ich mich natürlich nicht verwehren, freilich war es meine Figur und hat dementsprechend auch Züge von mir, keine Frage. So gab es natürlich überwiegend TopicPosts zu musikalischen Themen.