laut.de-Kritik
Der verschrobene Sympathieträger bleibt unter seinen Möglichkeiten
Review von Moritz FehrleHufgeklapper empfängt uns. Dazu gesellt sich eine mäandernde Country-Gitarre, und die sonst so helle Stimme Mac DeMarcos driftet in an Johnny Cash erinnernde Tiefen ab. Der Anfang verrät es bereits: Indierocks Lieblings-Slacker lädt uns zu etwas ein, das er als sein "Cowboy-Album" bezeichnet.
Natürlich huldigt der Musiker darauf nicht ernsthaft den unendlichen Weiten der texanischen Prärie. "Da, wo ich herkomme laufen eine Menge Leute ernsthaft mit Cowboyhüten durch die Gegend und machen Cowboy-Sachen", stellt Mac klar, "das sind nicht die Leute, die ich meine". Vielmehr sei "Cowboy" für ihn ein Ausdruck der Wertschätzung für die Menschen in seiner Nähe.
Aufgenommen hat er "Here Comes The Cowboy" allerdings wie üblich doch lieber ganz allein. Die dreizehn Songs sind in den ersten beiden Januarwochen in seiner Garage entstanden. Wer sich im Vorfeld Hoffnungen gemacht hat, dass Mac nach dem recht gemächlichen "This Old Dog" das Tempo wieder mehr in Richtung der ersten beiden Alben anzieht, wird erst mal enttäuscht.
Die tiefenentspannte Grundhaltung baut er eher noch aus, "Here Comes The Cowboy" schlurft so los. In seiner sympathischen Slacker-Attitüde hat sich der Herr ja noch nie unter Druck setzen lassen. Relativ schnell verfestigt sich allerdings der Eindruck, dass es sich Mac in der eigenen Komfortzone vielleicht doch ein bisschen zu bequem macht.
Spätestens bei "K" möchte man den Kanadier wachrütteln. Das größte Potenzial, der verschrobene Charme des Zahnlückenträgers, kommt auf dem Album nicht wirklich zum Tragen. Vielmehr zeigen sich erste Abnutzungserscheinungen. Ideen und Harmonien, die auf den letzten Alben noch frisch und unverbraucht klangen, wirken hier teilweise schon etwas abgestanden.
Wie viel angenehm durchgedrehtes Potenzial eigentlich in ihm steckt, hat Mac erst mit den Videos zu und bewiesen. Und natürlich hat der Kanadier über Nacht nicht das Musikmachen verlernt. Streckenweise jault Mac wie zu besten Zeiten und verpackt witzige Gimmicks in seine Songs.
Teilweise bleibt es auch beim simplen Western-Gag. "Choo Choo" etwa mag von der Grundidee amüsant sein, geht aber nur bedingt als eigenständiger Track durch. Die Hinterlandatmosphäre auf "Hey Cowgirl" entlockt dem Hörer noch nicht einmal ein müdes Lächeln.
"Nobody" schunkelt den Hörer schön in den Sonnenuntergang, "Little Dogs March" hüllt ihn in eine warme Decke auf der Veranda und "On The Square" ist wohl das melancholische Highlight der Platte. Dazu gibt es jedoch zuviel Beiwerk. Obwohl sich kaum richtige Totalausfälle finden, wird man doch den faden Geschmack nicht los, dass der Musiker das in der Vergangenheit eben schon so viel besser gemacht hat.
Als EP oder als Mini-Album wie "Another One" hätte man Mac DeMarco "Here Comes The Cowboy" wohl durchgehen lassen. So bleibt er schlicht dramatisch unter seinen Möglichkeiten. Das vierte Album plätschert am Hörer vorbei und dürfte kaum länger als über die Dreiviertelstunde Spieldauer im Gedächtnis bleiben.
1 Kommentar
Hab diesmal einen Anlauf mehr gebraucht, aber dann hat es gezündet. Schon sehr mutig, jetzt eine Platte rauszuhauen, die nochmal reduzierter und ruhiger ist, als es This Old Dog war.
Finally Alone ist mein Favorite, aber Choo Choo groovt Live auch ordentlich ab. (siehe Primavera Sound Festival, im allgemeinen ein grandioser Auftritt)