laut.de-Kritik

Skandale, Stimmung, Sex - und trotzdem nur Einheitsbrei.

Review von

"Yes, I'm a motherfucking French." Danke, Make The Girl Dance! Von allein wären wir kaum darauf gekommen, dass dieser Sound eventuell aus dem Land des Elektropop, dem Land von Yelle und Justice und Sebastien Tellier kommen könnte. Schon seit drei Jahren ziehen Greg Kozo und Pierre Mathieu alias Make The Girl Dance durch die Clubs und werfen auf dem angeblich lange erwarteten Debüt nun "alles mit in den Topf, was den beiden jemals zu Ohren gekommen ist." Das sei natürlich eine super Idee und absolut kein Einheitsbrei.

Deswegen fährt man zu Beginn die softe Schiene, dann gibt es schrillen Kaugummipop, bei den letzten Tracks lehnt man sich mit harten, housigen Beats weit aus dem Fenster. Zwei Interludes, ausnahmsweise ohne grellen Damengesang, haben Make The Girl Dance zwischen den jeweiligen Sequenzen eingebaut. "Sleeping Daisy" und "Sparling Clarence" – man kommt halt doch nicht ganz ohne Frauen aus. Diese Dreiteilung ist ziemlich plakativ und keine besonders charmante Lösung, aber wenigstens verpasst so auch der zugedröhnteste Clubgänger den Übergang nicht.

Natürlich ist das alles extra und die Jungs haben nur an ihre Hörer gedacht, die schließlich "dreimal Elektronik für unterschiedliche Stimmungen und Situationen" bekommen sollen. So kann man fehlende Stringenz doch noch in etwas positiv Wirkendes umwandeln.

Ähnlich wild und demonstrativ auch die Vielzahl an Acts, von denen sich MTGD laut Promozettel inspirieren ließen: von AC/DC und Simon über Radiohead bis hin zu den Beastie Boys oder Run DMC. Klar, Daft Punk, Sebastien Tellier und Justice dürfen schon allein der Genrezuordnerbarkeit wegen nicht fehlen.

Was also benötigen diese Herren noch, um einerseits eine möglichst breite Masse anzusprechen, andererseits aber auch herauszustechen und zu provozieren? Richtig: den Skandal. MTGD gehen mit den Videos gleich mehrfach auf Nummer sicher: schon 2009 zeigten sie drei nackte Frauen, die "Baby Baby Baby" stöhnend durch die Straßen von Paris wanderten. Oder aber es gibt ein gelangweiltes Mädchen, das sich im Internet seine zwei MTGD-"Broken Toy Boys"-Gummipuppen bestellt, von ihnen schwanger wird und ein Plastikkind gebärt.

Bei "Wall Of Death" darf der Zuschauer Kozo und Mathieu dabei zusehen, wie sie sich in einem Stall eine Gans aussuchen und ganz idyllisch zu pumpenden Beats mit ihr schmusen. Der Frieden währt nicht lange, denn alsbald gerät das Tier in die Hände des Schlachters. Scharfe Messer, Blutgespritze, austretende Gedärme. Ob das Ganze sein muss, in welcher Verbindung es mit der "Wall Of Death" steht – und was genau das mit dem "I Love My Penis"-Anhänger zu tun hat, der immer wieder auftaucht? Egal, so lange Solange La Frange den Text "This is music for animals" beisteuern. Nur die Tierchen hören das nicht mehr. Die landen nämlich gewürzt und gebraten auf den Tellern der Musiker.

"Everything is gonna be okay in the end... if it's not ok, it IS NOT the end." So einfach ist die Sache für Make The Girl Dance. Ob sie nun damit andeuten wollen, dass sie am Ende angelangt und diese erste Scheibe auch gleichzeitig ihre letzte sein wird? Sieht nicht danach aus...

Trackliste

  1. 1. Hair Addiction
  2. 2. Breezy
  3. 3. The Sand
  4. 4. South
  5. 5. Interlude: Sleeping Daisy
  6. 6. Broken Toy Boy
  7. 7. Kill Me
  8. 8. Better Under Water
  9. 9. Baby Baby Baby
  10. 10. Interlude Sparling Clarence
  11. 11. Glocken
  12. 12. Rocker 33
  13. 13. Wall Of Death
  14. 14. Tchiki Tchiki Tchiki

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