laut.de-Kritik
Dance the Hall: Satte Bässe und üppige Bläsersätze.
Review von Dani FrommDas haben wir gern: Erst ewig nicht in die Puschen kommen und statt eines ordentlichen Longplayers EP um EP veröffentlichen, und wenn es dann endlich doch zum Debüt-Album reicht, gleich mit Superlativen um sich schmeißen. Wirklich alles "Bestens", bei Mama Boom!?
Gleich die Einlauf-Nummer stellt jedenfalls eins unmissverständlich klar: An Fett wurde bei der Zubereitung dieses Sounds nicht gespart. Mal knarrend, mal rund rollend begegnen satte Bässe im weiteren Verlauf üppigen Bläsersätzen, elektronischen Elementen und sägenden Gitarrenriffs - letzteres durchaus ungewöhnlich für die Dancehall.
Da das Repertoire Mama Boom!s von Calypso ("Revolution") und Ska ("Kommjaschon") über Reggae, Rap und Rock'n'Roll bis hin zum Swing ("King") alles auffährt, wozu sich Haare und Hüften schütteln lassen, währt die Verblüffung nicht allzu lange: Bei Mama Boom! mixt man hemmungslos, und man mixt schwungvoll.
Die musikalische Seite bietet keinerlei Angriffsfläche. Mit Ausnahme des emotionalen Eiertanzes "Die Besten", der für meinen Geschmack ein wenig zu stark auf standardisierte Versatzstücke, Gitarrenklänge und karibische Rhythmen vertraut, sorgt "Bestens" für schweißtreibendes Vergnügen.
Die beiden Spezialgäste, die Pascal und Don DiNero zur Seite stehen, fädeln sich stimmig ins farbenfrohe Gewirr ein. So verlangt Mama Boom!s alter Wegbegleiter P. R. Kantate verständlicherweise und lautstark nach "Mehr", während Dr. Ring-Ding mit der Schreibblockade rangelt: um eine einzige "Gute Idee".
Die hätte bei Storys und Texten vielleicht Wunder gewirkt. Inhaltlich gerät "Bestens" ein wenig dünn und zudem schon mehrfach und witziger dagewesen. Nordish by nature sind und bleiben Fettes Brot, da beißt die Maus auch in Gestalt einer ordentlichen Nummer wie "Mok Wi" keinen Faden ab.
Was in "Revolution" abgehandelt wird, dürfte sich um eine der ältesten Geschichten der Welt handeln. Schlager-Nasen wissen: "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben - lalalalalala." . "Sowas Von" tönt schwer nach Trio. "Dicke Luft" bliesen bereits Seeed durchs Brandenburger Tor. Der Titel "Ohne Dich" verschafft mir beim schnöden Lesen einen Münchener Freiheit-Ohrwurm, auch wenn die beiden Nummern weiter nichts gemein haben.
Wortspielereien wie "Mama Morgana" oder "Bruce Will Es" erscheinen angesichts der Banalitäten-Schleuderei in "Feel Alright" gleich doppelt gewollt. Den Stempel "Bestens" drücke ich diesen Lyrics nicht auf. Das schadet aber nur begrenzt: Die Dürre des Gehalts fällt verborgen unter fraglos ansprechenden, höchst partyfeinen Riddim-Gewändern kaum auf und stört noch weniger.
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