laut.de-Kritik
Lanegan unplugged, tief in staubigem Minimalismus.
Review von Michael SchuhMit dem Namen Duke Garwood dürften wohl die wenigsten etwas anfangen können. Das sollte uns allen zu denken geben, denn aus dem Munde von Mark Lanegan heißt es: "Duke Garwood ist einer meiner absoluten Lieblingskünstler. Die Arbeit mit ihm gehört zu den besten Erfahrungen, die ich in meiner Laufbahn machen durfte."
Diese Aussage mag sich etwas relativieren, in Anbetracht dessen, dass Lanegan wohl auch mächtig Spaß hatte mit seinen Screaming Trees, mit QOTSA, Soulsavers, Greg Dulli, PJ Harvey, Isobel Campbell und den hundert anderen Kollaborateuren, die seinen Karriereweg säumen.
Sicher ist indes: Wenn dieser wandlungsfähige alte Köter eine Kooperation eingeht, sucht er nach musikalischen Ufern, die noch keine seiner Duftmarken tragen. Garwood ist ein englischer Gitarrist, der 2005 sein Debütalbum veröffentlichte, seither solo und mit anderen Bands (Tenebrous Liar) gemeinsame Sache macht und mit 1200 Facebook-Fans ein noch eher überschaubares Publikum haben dürfte.
"Black Pudding" ist alles andere als ein Lanegan-Album mit Gastgitarrist geworden. Eher andersrum: Der größtenteils spröde Charakter der Songs geht auf Garwoods dezentes Spiel zurück, das gleichzeitig reich an Ornamenten ist, wie das eröffnende, an Flamenco angelehnte Instrumental belegt. Über die gesamte Distanz begnügt sich das Duo mit einer akustisch-staubigen Revue ohne Drums, weshalb es einen deutlichen Bruch zum vollen Bandsound des letzten Lanegan-Albums "Blues Funeral" darstellt.
Der ruhige, beinahe autistische Fluss der einzelnen Stücke lässt auf eine fruchtbare Zusammenarbeit der Protagonisten schließen und so erschrickt man beinahe, als den warmen Funk-Groove von "Cold Molly" plötzlich ein Drumcomputer vorantreibt. Neben dem skelettierten Seufz-Blues "Pentacostal" und dem Lanegan-typischen "Mescalito" ein klarer Höhepunkt.
Nicht immer filtert das Duo seine Stärken jedoch mit der drängenden, minimalistischen Prägnanz, die Stücken wie dem Nick Drake-artigen "Sphinx" oder der somnambulen "No Quarter"-Sound-Reminiszenz "Driver" innewohnen.
Es verwundert jedoch nicht, dass "Black Pudding" in Josh Hommes Pink Duck-Studios unter der Ägide des Desert Sessions-Chefplaners Alain Johannes entstanden ist, wo man naturgemäß ein Faible für experimentelle Alben hegt. Lanegans Stimme jedenfalls stand selten so frei im akustischen Raum wie hier, was dem Album auch in seinem Lebenslauf einen Ausnahmestatus zuweist.
2 Kommentare
sehr schönes Album, für mich mehr als 3/5
Wie alles von Lanegan wohl eher 5/5. Freue mich auxh auf sein Cover Album dieses Jahr. Schön, dass er in letzter Zeit produktiver ist und trotzdem hohe Qualität abliefert.