laut.de-Kritik
Kuschelrock-verdächtiger Schmusepop ohne Seele.
Review von Dani FrommWer die vierte Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" wenigstens oberflächlich verfolgt hat (trotz aller Schmähreden, denen man sich als bekennender Konsument aussetzte, scheinen das ganz schön viele gewesen zu sein), dem muss der Hesse mit dem Faible für Schmachtfetzen einfach von Anfang an aufgefallen sein. Wir sprechen von dem Mann, der das durchgenudelte "Easy" der Commodores in einer Weise interpretierte, dass das Ausmaß meiner Gänsehaut seismische Erschütterungen verursachte. Heilige Scheiße, sollte der nächste Soulheld tatsächlich aus Offenbach stammen?
Warum nicht, schließlich ist die Stadt am Main immerhin doppelt so groß wie Galveston, Texas, wo einst Barry Whites Wiege stand. Bewundernswert lange widersetzte sich "Bobbelsche" der Casting-Krankheit, die interessante Kandidaten von Show zu Show mehr auf Massenkompatibilitäts-Linie schleift, brach die Herzen des Publikums - und leider auch das Dieter Bohlens, der ihm nach seinem Siegertitel "Now Or Never" nun gleich ein ganzes Album auf den Leib schrieb.
Für Mark Medlock dürfte sich der heiße Draht zum erfolgreichsten Produzenten des Landes auszahlen. Bohlen versteht sein Geschäft, und das dreht sich nicht etwa um Musik oder gar Kunst, sondern - handfester - darum, wie man Umsatz macht. Zu diesem Behufe darf es, bitteschön, nicht zu anspruchsvoll werden. Von Soul und Blues verwende man nur ein gerüttelt Maß, ansonsten bewege man sich tunlichst auf ausgetretenen Pfaden, denn: Was der Bauer nicht kennt, kauft er nicht. (Womit ich in keinster Weise den Musikgeschmack unserer Landwirte in den Schmutz ziehen möchte.)
Bohlen setzt für seinen Schützling auf klassisches Balladen-Instrumentarium: Sachte programmierte Drums, auf die selbst der letzte Rhythmuslegastheniker einen Stehblues hinbekommt, die einsame Akustikgitarre, Chimes, Streicher, allgegenwärtige theatralische Background-Gesänge: Fertig ist die lauschige Laube, bitte die Feuerzeuge jetzt schwenken. Medlocks Trumpfkarte, die Wiedererkennbarkeit seiner warmen, seelenvollen, leicht kratzigen Stimme, wird in ebenso austausch- wie absehbaren Kuschelrock-verdächtigen Schmusepop-Nummern ohne jede Individualität verspielt. Bitter schade darum.
Warum nicht einen richtig erdigen Blues wagen, statt nur halbherzige Anleihen wie in "Mr. Lonely" oder "Everytime You Go Away"? Warum nicht eine Spur Funk anstelle standardisierter, blutleerer Disco-Beats, wie sie "You Are So Beautiful" oder "I Miss You" durchziehen? Wenn schon auf Cowboy-Territorium gewildert wird wie in "Relax Your Heart", warum dann nicht einen entschiedenen Schritt Richtung Country? Die Antwort liegt auf der Hand: Man will es sich keineswegs mit dem kaufkräftigen Mainstreampop-Publikum verscherzen. Der Preis dafür ist derart hoch, dass "Mr. Lonely" nicht für fünf Pfennig Seele bleibt.
Die Dümmlichkeit der Texte setzt dem Ganzen die Krone auf: Kein Klischee, das hier nicht bedient würde. "Seven Days" erzählt zu dickem Bass und zuckerwattigem Uuuh-uuuh von einsamen Tagen und noch einsameren Nächten. Love is a river. Der Weg nach Hause ist weit, das Leben ist kurz, "lonely" reimt sich auf "only". Die Liebe währt ewig, und wenn nicht, dann doch zumindest bis zum nächsten Herzbruch. Love is an ocean. Will I see your smile again? Ich denke nicht: Solcherlei kitschigen Unsinn habe ich bereits zur Genüge belächelt.
Ich wünsche Mark Medlock von Herzen eine Portion Soul für die Produktion und eine Ladung Gehalt für die Lyrics. Ein eigennütziger Wunsch - auf dass ich beim nächsten Versuch tatsächlich mit dem Barry White aus Offenbach konfrontiert werde. Potenzial ist vorhanden.
114 Kommentare, davon 48 auf Unterseiten
Bohlenbrechmittel hoch 10!!!!!!!
*vorherigen comment sign*
Ähm aber die Sache mit den Lyrics is ja wohl lächerlich. Ich kenne leute die haben mit 13 schon bessere Lyrics geschrieben als das was hier so vertreten ist.
Von der Musik an sich möchte ich hier garnicht reden. xD Mainstream ist so oder so nicht mein ding, und wird es auch nie sein.
Die Lyrics sind so blöde einfach damits auch die 35-jährige Hausfrau versteht, deren letzte Englischstunde 20 Jahre zurückliegt. Da werden dann absolute sinnentleerte Zeilen zu einem noch sinnentleerteren Ganzen zusammengefügt, dass englische Muttersprachler Bauchkrämpfe, wenn nicht schlimmeres bekommen müssen.
Ich warte jetzt nur noch auf den User LL Pop J, der das Album dann "gar nicht so schlecht" finden wird
Ich meinerseits bin froh, dass Medlock und nicht Stosch von der Jury zum Sieger ernannt wurde!! Man mag vlt generell DSDS verschmähen, ich mische da mit, und Medlock als arrogant oder was weiß ich für sich einstufen, aber er ist EINDEUTIG mein Fav gewesen, im Vergleich mit Schmalzlocke Stosch, "Mr Nice Guy" wohl, hehe ^^
mark , kann singen aber Dieter Bohlen versucht durch ihm mit minimalen aufwand so viel geld wie möglich zu machen.
das bobbelsche sollte mit seinem schatzi bohlen in den dschungel gehn