25. Februar 2004

"Paderborn rockt!"

Interview geführt von

Kurz vor ihrem Auftritt im Wild At Heart in Berlin-Kreuzberg steht Sänger Tom Bailey ganz ruhig im Backstage-Bereich Rede und Antwort. Als hätte er zehn Minuten vor dem Gig nichts Spannenderes zu tun, parliert er über die Faszination der deutschen Provinz, seine Cousine in Kalifornien und wie es ist, als Poprocker unter Punks zu gelangen. Die Essenz: Paderborn rockt!

Ihr seid jetzt das erste Mal in Europa. Was habt Ihr bis jetzt davon gesehen?

Wir haben unsere Tour in Paderborn angefangen und sind dann eigentlich überall gewesen.

Wart ihr denn nur in Deutschland?

Ja, hauptsächlich in Deutschland. Also, wir waren in Hagen, Flensburg, Magdeburg, überall! Haben viele Dates gespielt. Dortmund letzte Nacht. Dann gehts noch nach Amsterdam, Paris und London. Wir wollen in vielen Orten aufschlagen. Eigentlich sollten wir auch in UK spielen, aber die Termine da wurden abgesagt.

Ein paar davon wegen deinen stimmlichen Problemen ... was war da los?

Ja, aber das war schon früher während der Tour. Am Ende der Reise sollten wir noch ein paar Gigs in Großbritannien spielen, aber die wurden gecancelt. Schlechte Planung oder sowas. Aber mir gehts gut.

Wie sind hierzulande denn die Reaktionen aus dem Publikum? Immerhin ist das euer erstes Album, ihr seid noch nicht zu bekannt.

Wir sind überhaupt nicht bekannt! Aber dank ein paar guter Reviews wissen einige Leute von Maxeen. Es war gut, obwohl es auch variiert. Aber das ist in den USA genauso. Manchmal hast du ein wirklich großes Publikum und ein wirklich aktives Publikum und eine Crowd, die mitgeht, und manchmal ist das Publikum kleiner, oder das Publikum ist groß, weiß aber nicht, was es von uns halten soll. Aber zum Ende der Show werden sie immer warm mit uns. Meistens heißt es am Ende: "Ok, ich verstehe was hier passiert!" Am Anfang ist es immer ein bisschen haarig.

Es sticht schon ins Auge, dass ihr in einigen wirklich kleinen Orten spielt, wie zum Beispiel in Konstanz!

Einige waren wirklich klein. Ich wünschte ich könnte mich an all die Namen erinnern.

(Drummer Jay brüllt aus dem Hintergrund: Passau!)

Ist das die harte Schule der Straße?

Ich denke das ist eher eine Mentalität, die unsere Wünsche widerspiegelt. Wir wollten einfach so viele Konzerte spielen wie möglich. Das ist die Philosophie der Band. Punkt. Aber die Leute beim Label sehen das genauso. We wanna do this for real! Wir wollen uns die Fans erarbeiten, so viele Leute wie möglich erreichen. Wenn wir nach Deutschland kommen, wollen wir nicht nur drei Shows spielen. Berlin, München, Köln und dann wieder abhauen. Deutschland zu touren geht anders. Wir touren im wahren Sinne des Wortes. Manche Shows werden groß sein, manche werden klein sein. Aber das macht nichts, weil wir denken, dass es wichtig ist.

Aber das ist ungewöhnlich. Wenn eine amerikanische Band ein Album veröffentlicht und damit gute Reviews bekommt, dann machen sie diese drei Shows in Deutschland und lassen sich in den nächsten Jahren nicht mehr blicken. Zahlt es sich für euch aus?

Es ist befriedigend. Wir haben einen Riesenspaß. Wir sehen was von Deutschland und Europa, wir können Zeit hier verbringen. Das hilft uns, die Kultur zu verstehen und die Dinge, die hier in Deutschland vor sich gehen. Das ist wirklich cool. Wir erreichen hier viele Leute, die sonst keine Chance hätten, Maxeen zu sehen, und wenn es nur hundert sind. Allerdings haben wir auch schon vor zehn Leuten gespielt. Das war in Fulda, glaube ich. Aber das macht mir nichts aus. Wir haben ja nicht erwartet vor Millionen von Leuten zu spielen. Das ist unsere erste Tour, wir machen einfach. Und wenn ich irgendwo hinreise, dann möchte ich auch ein Verständnis von den Ländern bekommen. Das ist eine großartige Gelegenheit.

Ihr habt die Vergleiche zu The Police mittlerweile sicher tausendmal gehört.

Ja.

Seid ihr es satt?

The Police haben uns beeinflusst, wie viele andere Bands auch. The Clash, The Pixies, The Replacements, Elvis Costello, The Jam. Es stört mich nicht. Damit bin ich aufgewachsen. Das Songwriting von The Police und U2 war sehr inspirierend für mich. Ich verstehe die Vergleiche und sie sind ok.

Entsteht so eine Retroband?

Sicher nicht absichtlich. Die Songs, die ich schreibe sind davon beeinflusst. So war es doch immer. Du hast immer irgendwelche starken Einflüsse. Es hat einfach Sinn gemacht, dass diese vertrauten Sounds dabei herumkamen, als ich angefangen habe in der Band zu spielen.

Du hattest in Deinem Elternhaus ja ein kleines Studio. Das hat dir früher sicher sehr geholfen.

Yeah! Das war großartig. Man kann ganz gut Dinge ausprobieren.

Und dann bist du n. Der Gedanke, dass wir einmal um die Welt fliegen und dann in Paderborn vor Leuten spielen, die wissen, wer Maxeen ist, ist schon ein bisschen verrückt. (An dieser Stelle kann sich der Interviewer ein Lachen nicht verkneifen) Im Ernst: Wir spielten da eine großartige Show. In dem Club waren 300 Kids. Es ist so erstaunlich, dass die Leute tatsächlich wissen, wer wir sind. Egal, ob das jetzt viele sind oder nur eine Handvoll. Es ist sehr spannend für uns, und wir fühlen uns geehrt, dass wir hierhin kommen und spielen dürfen.

Das Interview führte Mathias Möller

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